Wohnungsbau nimmt Fahrt auf
MÖNCHENGLADBACH Der Bedarf an neuen Wohnungen in Mönchengladbach ist groß, und das spiegelt sich auch in den Baugenehmigungen wieder, die die Stadt im vergangenen Jahr erteilt hat. Die Zahl derer ist 2019 nämlich kräftig gestiegen. Für insgesamt 350 neue Wohngebäude und zwei neue Wohnheime wurde nach Angaben der Stadt im vergangenen Jahr die Baugenehmigung erteilt. Das ist ein Zuwachs um 21,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Legt man die Zahlen des Landes zugrunde, die aber nur auf Meldungen von Architekten an die Statistik beruhen, wurde der Bau von 293 neuen Wohngebäuden genehmigt – ein Zuwachs um 40,2 Prozent.
So unterschiedlich beide Zählungen sind, sie haben abgesehen vom deutlichen Zuwachs noch eines gemeinsam: Es waren vor allem Einfamilienhäuser, für die die Zahl der Genehmigungen sprunghaft gestiegen ist. Laut Stadt wurden 2019 insgesamt 312 Eigenheime neu genehmigt, 2018 waren es noch 225 gewesen. Mehrfamilienhäuser gingen allerdings zurück auf 38 Genehmigungen (2018: 63). Die Tendenz ist auch in den Landeszahlen ähnlich. Die Zahl der genehmigten Wohnungen insgesamt stieg laut it.NRW um 33,7 Prozent auf 560, davon etwa die Hälfte in Mehrfamilienhäusern.
Es sind also vor allem Eigenheime, die in Mönchengladbach entstehen. Das weiß auch die Stadt. „Wir haben einen deutlichen Nachholbedarf bei Mehrfamilienhäusern“, sagt Planungsdezernent Gregor Bonin. „Aber Einfamilienhäuser werden eben sehr stark nachgefragt.“Das macht sich etwa dann bemerkbar, wenn die städtische Entwicklungsgesellschaft EWMG Grundstücke für den Bau von Eigenheimen auf dem Markt anbietet. An der Bönninghausenstraße in Neuwerk wurden Ende 2019 auf einem knapp 8000 Quadratmeter großen Areal Grundstücke für den Bau von insgesamt elf Einfamilienhäusern und zwei Mehrfamilienhäusern angeboten. „Wir hatten etwa 15 Kaufgebote pro Grundstück“, sagt EWMG-Chef Ulrich Schückhaus. Das trieb die Preise, die im Durchschnitt bei etwa zehn bis 20 Prozent über dem Mindestgebot von 310 Euro pro Quadratmeter lagen. Die Interessenten
kamen zur Hälfte aus Mönchengladbach, zur Hälfte von außerhalb. „Das zeigt, dass das Interesse an der Stadt groß ist“, sagt Schückhaus. Ähnlich stark überzeichnet waren zuletzt auch Grundstücksangebote der EWMG an der Thomas-Merkelbach-Straße in Rheindahlen.
Das Problem der vergleichsweise wenigen Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sollen in den kommenden Jahren unter anderem die Großprojekte lösen: In der Seestadt und an den Maria-Hilf-Terrassen in der Innenstadt sind Tausende neue Wohnungen geplant. Baugenehmigungen soll es relativ schnell geben. Jedenfalls hat die Stadt in den vergangenen Jahren an Tempo aufgeholt, darin sind sich die Architekten in der Stadt weitgehend einig. Die Stadt selbst betont, im Jahr 2019 haben im Genehmigungsverfahren zwischen Antrangseingang und Bescheid rund drei Monate gelegen – wenn die Unterlagen vollständig waren. „Das stellt für uns einen sehr guten Wert dar“, sagt Stadtoberbaurat Ludger Theunissen.
Mehrere Architekten bestätigen diese Einschätzung. Stephan Brings, Vorsitzender der Architektenschaft, findet: „Wir können uns als Büro über die Bearbeitungsdauer nicht beklagen. Die Bearbeitungszeit ist aber auch abhängig davon, wie gut die Vorhaben vorabgestimmt sind.“In anderen Städten sei die Bearbeitung deutlich langsamer. Architekt Holger Hartmann etwa berichtet von einem Projekt mit 50 Wohnungen in Ratingen, für das er 16 Monate auf die Genehmigung gewartet habe. „In Mönchengladbach hatten wir zuletzt die Genehmigungen in zweieinhalb bis drei Monaten. Auch bei kleinen Projekten, die nicht städtebauliche Priorität haben.“Architekt Fritz Otten macht für immer komplexere Anforderungen die allgemeine Bürokratie verantwortlich, nicht die Stadt: „Seit einigen Jahren hat sich die Einstellung, nämlich eine Genehmigung zu erteilen statt sie zu verhindern, sehr geändert.“