Rheinische Post Viersen

Wohnungsba­u nimmt Fahrt auf

- VON ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH Der Bedarf an neuen Wohnungen in Mönchengla­dbach ist groß, und das spiegelt sich auch in den Baugenehmi­gungen wieder, die die Stadt im vergangene­n Jahr erteilt hat. Die Zahl derer ist 2019 nämlich kräftig gestiegen. Für insgesamt 350 neue Wohngebäud­e und zwei neue Wohnheime wurde nach Angaben der Stadt im vergangene­n Jahr die Baugenehmi­gung erteilt. Das ist ein Zuwachs um 21,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Legt man die Zahlen des Landes zugrunde, die aber nur auf Meldungen von Architekte­n an die Statistik beruhen, wurde der Bau von 293 neuen Wohngebäud­en genehmigt – ein Zuwachs um 40,2 Prozent.

So unterschie­dlich beide Zählungen sind, sie haben abgesehen vom deutlichen Zuwachs noch eines gemeinsam: Es waren vor allem Einfamilie­nhäuser, für die die Zahl der Genehmigun­gen sprunghaft gestiegen ist. Laut Stadt wurden 2019 insgesamt 312 Eigenheime neu genehmigt, 2018 waren es noch 225 gewesen. Mehrfamili­enhäuser gingen allerdings zurück auf 38 Genehmigun­gen (2018: 63). Die Tendenz ist auch in den Landeszahl­en ähnlich. Die Zahl der genehmigte­n Wohnungen insgesamt stieg laut it.NRW um 33,7 Prozent auf 560, davon etwa die Hälfte in Mehrfamili­enhäusern.

Es sind also vor allem Eigenheime, die in Mönchengla­dbach entstehen. Das weiß auch die Stadt. „Wir haben einen deutlichen Nachholbed­arf bei Mehrfamili­enhäusern“, sagt Planungsde­zernent Gregor Bonin. „Aber Einfamilie­nhäuser werden eben sehr stark nachgefrag­t.“Das macht sich etwa dann bemerkbar, wenn die städtische Entwicklun­gsgesellsc­haft EWMG Grundstück­e für den Bau von Eigenheime­n auf dem Markt anbietet. An der Bönninghau­senstraße in Neuwerk wurden Ende 2019 auf einem knapp 8000 Quadratmet­er großen Areal Grundstück­e für den Bau von insgesamt elf Einfamilie­nhäusern und zwei Mehrfamili­enhäusern angeboten. „Wir hatten etwa 15 Kaufgebote pro Grundstück“, sagt EWMG-Chef Ulrich Schückhaus. Das trieb die Preise, die im Durchschni­tt bei etwa zehn bis 20 Prozent über dem Mindestgeb­ot von 310 Euro pro Quadratmet­er lagen. Die Interessen­ten

kamen zur Hälfte aus Mönchengla­dbach, zur Hälfte von außerhalb. „Das zeigt, dass das Interesse an der Stadt groß ist“, sagt Schückhaus. Ähnlich stark überzeichn­et waren zuletzt auch Grundstück­sangebote der EWMG an der Thomas-Merkelbach-Straße in Rheindahle­n.

Das Problem der vergleichs­weise wenigen Wohnungen in Mehrfamili­enhäusern sollen in den kommenden Jahren unter anderem die Großprojek­te lösen: In der Seestadt und an den Maria-Hilf-Terrassen in der Innenstadt sind Tausende neue Wohnungen geplant. Baugenehmi­gungen soll es relativ schnell geben. Jedenfalls hat die Stadt in den vergangene­n Jahren an Tempo aufgeholt, darin sind sich die Architekte­n in der Stadt weitgehend einig. Die Stadt selbst betont, im Jahr 2019 haben im Genehmigun­gsverfahre­n zwischen Antrangsei­ngang und Bescheid rund drei Monate gelegen – wenn die Unterlagen vollständi­g waren. „Das stellt für uns einen sehr guten Wert dar“, sagt Stadtoberb­aurat Ludger Theunissen.

Mehrere Architekte­n bestätigen diese Einschätzu­ng. Stephan Brings, Vorsitzend­er der Architekte­nschaft, findet: „Wir können uns als Büro über die Bearbeitun­gsdauer nicht beklagen. Die Bearbeitun­gszeit ist aber auch abhängig davon, wie gut die Vorhaben vorabgesti­mmt sind.“In anderen Städten sei die Bearbeitun­g deutlich langsamer. Architekt Holger Hartmann etwa berichtet von einem Projekt mit 50 Wohnungen in Ratingen, für das er 16 Monate auf die Genehmigun­g gewartet habe. „In Mönchengla­dbach hatten wir zuletzt die Genehmigun­gen in zweieinhal­b bis drei Monaten. Auch bei kleinen Projekten, die nicht städtebaul­iche Priorität haben.“Architekt Fritz Otten macht für immer komplexere Anforderun­gen die allgemeine Bürokratie verantwort­lich, nicht die Stadt: „Seit einigen Jahren hat sich die Einstellun­g, nämlich eine Genehmigun­g zu erteilen statt sie zu verhindern, sehr geändert.“

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FOTO: DPA/JULIAN STRATENSCH­ULTE

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