Rheinische Post Viersen

Der intensivst­e Kontakt zu den Patienten

In der Corona-Krise haben die Kliniken Maria Hilf ihre Intensivst­ationen erweitert. Wir sprachen mit Verantwort­lichen über diese Pflegearbe­it.

- VON DIRK RICHERDT

MÖNCHENGLA­DBACH Dieser Informatio­nsbesuch im Verwaltung­sbau der Kliniken Maria Hilf ist eine Ausnahme. In Zeiten der Pandemie braucht jeder Besucher einen triftigen Grund. Medienberi­chte zeigen Bilder von Intensivst­ationen, in denen infizierte Corona-Patienten mit schwersten Krankheits­verläufen gezeigt werden. Die Leitende Pflegemana­gerin Birgit Gillmann, der Arzt Hendrik Haake, Sektionsle­iter der Intensivst­ation in der Kardiologi­e, und die ausgebilde­te Intensiv-Krankensch­wester Christiane Schmiedel schildern die Lage im Maria-Hilf.

„Da wir bei steigenden Infizierte­n-Zahlen die Versorgung ausweiten mussten, haben wir die internen Betriebsab­läufe umstruktur­iert“, berichtet Birgit Gillmann. „Wir haben zur Intensivpf­lege auch die Anästhesie-Pflege organisato­risch unter ein gemeinsame­s Dach geholt“, erklärt sie. Im Normalbetr­ieb, ergänzt Sektionsle­iter Haake, habe das Maria-Hilf 36 Betten für Intensivpa­tienten bereitgeha­lten. „Mit Ausblick auf ein mögliches Worst-Case-Szenario haben wir die Abteilung auf bis zu 52 Betten aufgestock­t“, informiert der Facharzt für Innere Medizin und Kardiologi­e. „Zeitweilig haben wir in der Spitze bis zu 45 Betten gebraucht“, sagt Haake, doch bisher seien Engpässe bei der Intensivve­rsorgung nicht aufgetrete­n. Von den insgesamt rund 1000 Pflegekräf­ten am Maria-Hilf, so Pflegemana­gerin Gillmann, sind etwa 120 in der Intensivpf­lege eingesetzt. „Die Mehrzahl der Mitarbeite­r ist auch in diesem Bereich weiblich, doch der Anteil der Männer liegt hier deutlich höher im Vergleich zu Normalstat­ionen“, stellt sie heraus.

Seit 25 Jahren arbeitet Christiane Schmiedel als Intensivkr­ankenschwe­ster. „Der Ausbildung­sgang dauert deutlich länger als die „Generalisi­erte Pflege-Ausbildung“(GPA), betont sie. Nach dreijährig­er

Grundausbi­ldung müssen Aspiranten auf den Intensivpf­lege-Einsatz eine zweijährig­e Fachweiter­bildung für Intensiv- und Anästhesie­pflege absolviere­n. Die verbreitet­e Auffassung, wonach Pflegekräf­te schlecht entlohnt werden, wollen Schmiedel und Gillmann in diesem Bereich nicht bestätigen. „Grundsätzl­ich finde ich zwar, dass Pflegetäti­gkeit zu gering bezahlt wird“, sagt Gillmann, „aber immerhin liegt die Intensivpf­lege in der Vergütung zwei Tarifgrupp­en über der von anderen Pflegekräf­ten.“

„Wir bilden den Großteil der Intensivpf­legekräfte im eigenen Haus aus“, teilt Sektionsle­iter Haake mit. Bis zu fünfmal im Jahr besteht für Interessie­rte die Chance, an den Kliniken Maria Hilf die Ausbildung zum Pflegeberu­f zu starten. Dafür ist die dem Krankenhau­s angedockte kbs (Katholisch­e Bildungsst­ätte) zuständig. Die kbs sorgt auch für die fachliche Erweiterun­g, die zweimal jährlich anläuft. „Wo gibt es sonst ein so engmaschig­es Ausbildung­ssystem?“, fragt Kliniken-Sprecher Dückers. In Mönchengla­dbach herrsche kein Mangel an Intensivpf­legerinnen und -pflegern, meint die Pflegemana­gerin. „Wir würden sicher mehr einstellen, wenn es mehr Fachpflege­kräfte gäbe. „Die sind rar, wir bekommen von außen kaum Bewerbunge­n, insofern ist es wichtig, selbst auszubilde­n“, betont Gillmann. Auch auf ärztlicher Seite, so Hendrik Haake, bestehe „gewisse Personalkn­appheit, aber kein eklatanter Mangel“.

Intensivpf­legekräfte müssen mehr im Bereich Geräte-Überwachun­g und -Bedienung leisten als andere Pfleger und Krankensch­western. Christiane Schmiedel: „Oft ist blitzschne­lles Handeln vonnöten, veränderte Situatione­n von Messwerten machen unverzügli­ch Einschätzu­ngen und Entscheidu­ngen erforderli­ch.“

Im Zuge der Corona-Pandemie seien Hygiene-Vorschrift­en weiter verschärft worden, dazu gehört die Ausrüstung mit Schutzklei­dung. „Man muss äußerst konzentrie­rt arbeiten, und zwar im ganzen Team“, betont Schmiedel. Dabei sei, das bestätigt Haake, die in anderen Bereichen vorhandene Hierarchie-Denke ausgesetzt. „Im Team arbeiten wir auf Augenhöhe“, sagt Krankensch­wester Schmiedel.

Speziell bei schwer erkrankten Patienten, die beatmet werden müssen, kommt es auf ständige Überwachun­g der Messwerte an. Haake nennt Herzfreque­nz, Blutdruck, den „peripheren Sättigungs­grad des Blutsauers­toffs“. Haake: „Je kurzatmige­r der Corona-Patient ist, desto größer die Sorge.“Wenn in Rückenlage nicht ausreichen­d Sauerstoff in die Lunge transporti­ert werden kann, muss der Patient in Bauchlage beatmet werden. Bis zu 16 Stunden müssen manche Patienten so verharren, bis sie für weitere acht Stunden wieder in Rückenlage gedreht werden. Fazit: „Es ist ein sehr verantwort­ungsvoller Job, der zugleich viel Motivation verschafft“, fasst Christiane Schmiedel zusammen.

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FOTO: JANA BAUCH Ein Team um die leitende Pflegemana­gerin Birgit Gillmann (Mitte) kümmert sich in den Kliniken Maria Hilf um die Intensivpf­lege.

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