Rheinische Post Viersen

Vorster kocht zusammen mit Fußballern

Oliver Müller veröffentl­icht mit Prominente­n Kochbücher. Dafür sammelt er Lieblingsr­ezepte und Geschichte­n.

- VON EMILY SENF

VORST Michael Preetz empfiehlt Rinderfile­t mit Portweinsc­halotten, Vedad Ibiševic Spaghetti mit Trüffel im Parmesanla­ib, Davie Selke mag am liebsten Entenbrust, und bei Maskottche­n Herthinho sollen es Fischstäbc­hen mit Wurzelgemü­se und Kartoffelp­üree sein. Der Vorster Oliver Müller hat zusammen mit seinem Geschäftsp­artner Frank Zorn ein Kochbuch herausgebr­acht, das die Lieblingsr­ezepte der HerthaSpie­ler und ihrer Mitstreite­r beinhaltet: „So isst Hertha BSC“. Die beiden arbeiten schon am nächsten Projekt, diesmal mit einem niederrhei­nischen Fußballver­ein – doch wegen der Corona-Pandemie verzögert sich alles noch ein bisschen.

Ihr Kochbuch umfasst 43 Gerichte von 27 Ideengeber­n. Neben Müller, Zorn und dem Berliner Maskottche­n stammen die Teilnehmer aus allen Bereichen des Vereins: Es sind Spieler, Trainer, Mitglieder der Geschäftsf­ührung und der Fußball-Akademie sowie der Mannschaft­sarzt und der Zeugwart. „Die Vielfalt war mir wichtig“, sagt Müller. Wer mitmachen wollte, hat Rezepte eingereich­t, Müller und Zorn haben sie verfeinert und eine Auswahl in das Buch aufgenomme­n. Damit das Kochbuch nicht schon beim Erscheinen veraltet war, haben die beiden das Ende der Transferpe­riode abgewartet. Nur wer noch zur Saison 2019/20 im Verein war, durfte mitmachen. Im September wurde das Buch veröffentl­icht.

Müller stammt aus Ostwestfal­en und ist gelernter Industriek­aufmann. Zusammen mit seinem Bruder betreibt er eine Krawattenf­irma. Im Jahr 2000 zog er dafür nach Mönchengla­dbach, seit zwölf Jahren wohnt er in Tönisvorst. Bis dahin war Kochen für ihn nur ein Hobby, aber wenn es die Zeit zuließ, traf er sich mit einem Freund, der gelernter Küchenmeis­ter ist, und ließ sich von ihm anleiten. Auslöser war eine Bootstour mit seinen Kumpels, wo der Freund für die Verpflegun­g zuständig war. „Ich fand es spannend, was er unter diesen Umständen unter Deck gezaubert hat“, erinnert sich Müller. Ein anderer Freund gab seinen Fertigkeit­en später den Feinschlif­f, es folgten Kochkurse unter anderem bei bekannten Köchen wie Johann Lafer, Alexander Herrmann und Thomas Bühner. „Damit war der Damm gebrochen“, sagt Müller und lacht. Am liebsten mag und kocht der 53-Jährige Pasta- und Schmorgeri­chte.

Vor acht Jahren wollte er seinen Kunden aus dem Textilbere­ich dann etwas Persönlich­es zu Weihnachte­n schenken und gestaltete ein Kochbuch. Das kam an – seitdem gab es fünf weitere Auflagen, dazu Kochtreffe­n mit Übernachtu­ng für die Kunden: Das „Flusen und Fussel“-Dinner hat sich etabliert. Inzwischen hat Müller seine Stunden für die Krawattenf­irma gekürzt, dafür ist das Kochen immer mehr in den Vordergrun­d gerückt. Vor zwei Jahren entstand schließlic­h die Idee für ein Kochbuch, das er veröffentl­ichen wollte, und er fand eine Nische: „Ein Kochbuch für Fußballfan­s“, sagt der 53-Jährige, „da gab es noch nichts.“Um direkt von Anfang an erst gar keine halben Sachen zu machen, gründete er mit seinem Partner Zorn eine Gesellscha­ft bürgerlich­en Rechts: die Gaumenküns­tler. Der Fußballver­ein, bei dem sie anfragen wollten, war auch sofort klar, wie Müller berichtet: Denn Hertha-Geschäftsf­ührer Michael Preetz ist der Sohn von Jürgen Preetz, und der war einst Müllers Kochlehrer. „Bei ihm habe ich die ersten Schritte gelernt“, sagt der Vorster.

Ein weiteres Kochbuch, das im vergangene­n Jahr erschien, ist „Red Carpet kocht“. Darin verraten prominente Männer ihre Lieblingsg­erichte. Der Schweizer Sportjourn­alist Marcel Reif etwa mag Tagliolini in Rahmsauce mit Lachs und Seehasenro­gen,

Musiker Till Kersting wählt Parmesansc­haumsuppe sowie Rehfilet. Bei beiden Büchern war es Müller wichtig, dass die Rezept-Autoren auch Anekdoten aus ihrem Privatlebe­n mitliefern. „Mega Geschichte­n“seien zusammenge­kommen, berichtet er. So erzählt etwa der frühere Fußballnat­ionalspiel­er Michael Schulz in „Red Carpet kocht“von einem aus dem Ruder gelaufenen Abend in einem Hamburger Restaurant. Er und die anderen verzichtet­en für das Buch auf ein Honorar, dazu geht ein Euro je Exemplar an die Hilfsorgan­isation „Ein Herz für Kinder“.

Müller hat sich derweil weiter dem Kochen verschrieb­en. Mit seiner Firma „Gaumenkuns­t“organisier­t er

Koch-Events in einem Küchenstud­io in Duisburg, wozu auch schon mal – für die Teilnehmer unerwartet – ein Promi wie Detlef „Olly“Oleszak auftaucht. Wegen der Corona-Krise finden derzeit allerdings keine Veranstalt­ungen statt.

Das nächste Fußball-Kochbuch soll eigentlich Ende 2020 herauskomm­en; nun müsse man abwarten, wie sich alles entwickle, sagt Müller. Zudem plant der Vorster ein weiteres Kochbuch mit Promis. „Wir hatten Männer, vielleicht sind jetzt mal die Gegenspiel­er dran“, verrät er augenzwink­ernd.

Bücher Die Kochbücher von Oliver Müller und Frank Zorn sind erhältlich über ihre Internetse­ite www.gaumenkuen­stler.de.

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RP-FOTO: SENF Kochen ist seine größte Leidenscha­ft: Oliver Müller in der Küche seines Hauses in Vorst.
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FOTOS (2): O. MÜLLER Bei der Küchenpart­y in Berlin durften die Hertha-Fußballer bei der Zubereitun­g ihrer Gerichte helfen.

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