Fassungslos
Betreuung und Homeoffice
Zu „Mein Kind hat schon Albträume“(RP vom 23. April): Nach dem Lesen des Artikels war ich zunächst fassungslos. Da gibt es Eltern, die nicht in der Lage sind, ihre Arbeitszeiten im „Homeoffice“so zu gestalten, dass sie ihre Kinder betreuen können. Dabei meine ich, dass ein achtjähriges Kind nicht vor dem Fernseher sitzen muss, sondern sich anderweitig auch mal allein sinnvoll beschäftigen könnte. Dieses Unvermögen, sich mit den eigenen Kindern zu beschäftigen, ist offensichtlich der Tatsache geschuldet, dass diese überwiegend fremdbetreut werden. Mein Mann gehört aufgrund von Alter und Krankheit zu einer Risikogruppe und geht dennoch jeden Tag als Hochschullehrer zur Uni. Er ist dankbar darüber, seinen Studenten zur Zeit ein digitales Angebot unterbreiten zu können, denn eine Präsenzveranstaltung würde er unter Umständen mit dem Leben bezahlen müssen. Ich vermeide aus Solidarität alle Kontakte, bleibe zu hause, darf meine schwerkranke 98-jährige Mutter nicht besuchen und weiß nicht, ob ich sie in diesem Leben noch einmal lebend sehen werde. Meinen Sohn habe ich seit Wochen nicht gesehen, meine Schwiegertochter setzt sich als Ärztin im Klinikum jeden Tag einem Ansteckungsrisiko aus. An Beerdigungen mir sehr lieb gewordener Menschen darf ich nicht teilnehmen. Ich nehme mich gerne zurück und übe Solidarität, denn die Krise wird vorübergehen. Fragt sich nur, wie.
Martina Stollwerck Düsseldorf der jetzt schon wieder über deren Finanzierung gestritten wird, wird die dringend erforderliche Wertschätzung für die Pflege-Mitarbeiter/-innen und die Attraktivität des Pflegeberufes erhöhen. Solange Altenheime und auch Krankenhäuser als wirtschaftliche Profit-Center organisiert sind und über Fallzahlen in Krankenhäusern oder Bewohnerschlüssel in Altenheimen das Personalbudget gesteuert wird, werden sowohl die Bewohner in einem Altenheim als auch die Mitarbeiter/-innen in der Pflege zu Budgetposten degradiert.