Voreingenommen
Prof. Homburg schreibt sehr treffend, dass Entscheider natürlich gern auf die Berater hören, die ihre Sicht der Dinge stützen, leider legt er mit seinem Text den Verdacht nahe, selbst die Fakten nicht ganz unvoreingenommen zu interpretieren. Prof. Homburgs Analyse des Verlaufs der Epidemie ist sicher hilfreich, berücksichtigt aber leider nur eine Dimension – ein Vorwurf, den er selbst auch anderen Fachwissenschaftlern macht. Bei der Einführung der Restriktionen ging es aber zunächst gar nicht um den zeitlichen Verlauf, weil der zu dem Zeitpunkt – wie die Grafik auch zeigt – noch gar nicht überschaubar war. Es ging vielmehr um die Vermeidung einer Überlastung des Gesundheitssystems, also um die Zahl der Erkrankten, mithin die Amplitude der Welle bzw. die Höhe des Plateaus. Deren Entwicklung folgt regelmäßig – wie er ja zunächst feststellt – einem seit fast 200 Jahren gut bewährten Modell (Stichwort Verhulst-Dynamik), und die ist zunächst eindeutig exponentiell. Das dann später als „Fantasie mancher Politiker“und Unterstellung der Bundesregierung zu diffamieren, scheint da weniger angemessen. Sicher ist es immer hilfreich, wenn einmal jemand „von außen“auf die Dinge schaut, wenn allerdings in der Wissenschaft mit dem „gesunden Menschenverstand“argumentiert wird, sollten alle Warnleuchten blinken.
Thomas Rütten Schwalmtal
Lutz Kattlick Kaarst