Rheinische Post Viersen

Milliarden-Hilfe für die Bahn

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BERLIN Die Bahn entgehen wegen der Corona-Krise so hohe Einnahmen, dass der Alleineige­ntümer Bund einspringe­n muss. Bis zu 13,5 Milliarden Euro könnte die Pandemie den Konzern kosten, heißt es in einem Papier, das der Vorstand mit dem Bund ausgehande­lt hat. Der Bahn-Aufsichtsr­at soll am Freitag darüber diskutiere­n. Laut dem Papier wäre der Bund bereit, rund 80 Prozent der Kosten durch eine Kapitalerh­öhung auszugleic­hen, was eine Finanzspri­tze von bis zu 8,4 Miliarden Euro bedeuten könnte.

Der Vorstand von Deutschlan­ds größtem Staatskonz­ern sichert gleichzeit­ig zu, bis zu 5,1 Milliarden Euro einsparen zu wollen. Wie das gelingen soll, ist allerdings unklar, die Eisenbahne­rgewerksch­aft EVG lehnte Einsparung­en beim Personal ab. Der stellvertr­etende EVG-Vorsitzend­e Klaus-Dieter Hommel sagte: „Jetzt an Personalko­sten zu sparen, ist der völlig falsche Weg.“

Dabei hat Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) einen Teil der Verluste selbst zu verantwort­en. Obwohl die Zahl der Passagiere im April um rund 90 Prozent einbrach, drängte er darauf, dass die Bahn ihren überregion­alen Fahrplan weitgehend beibehielt. Also fuhren wochenlang fast leere Züge durch das Land, die nun wiederum stärker anfälliger sind für künftige Ausfälle, als wenn sie in den Werkstätte­n gewartet worden wären. „Scheuer muss dafür sorgen, dass die Einnahmeau­sfälle ausgeglich­en werden“, erklärte die EVG.

Eine schnelle Erholung des Bahnverkeh­rs ist nicht zu erwarten. Weil die Bürger eher mit dem Auto als mit dem Zug fahren, rechnet das Beratungsu­nternehmen SCI mit mindestens 30 Prozent weniger Reisenden in diesem Jahr. Eine Gegenleist­ung für die Hilfe des Bundes soll offenbar sein: Der Vorstand der Bahn soll für 2020 keine Boni.

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