Rheinische Post Viersen

So war der erste Tag in den Cafés

Endlich wieder das Käffchen auswärts trinken: Weniger Gäste als erwartet nutzten am Montag die Öffnung der Cafés und Restaurant­s. Die Gastwirte sind verhalten optimistis­ch: Die fehlenden Umsätze sind nicht zu kompensier­en.

- VON HERIBERT BRINKMANN, DANIELA BUSCHKAMP UND NADINE FISCHER

KREIS VIERSEN Manuela Chiotopoul­eos und ihr Mann Timo sind froh: Endlich können sie Kakao und Cola wieder in ihrem Stammlokal JC Barista genießen. „Es ist schön, dass José wieder geöffnet hat.“, sagt das Paar. Auch während der rund achtwöchig­en Schließung hätten sie den Inhaber unterstütz­t, immer mal wieder Eis geholt. „Aber es ist viel schöner, hier zu sitzen, Leute zu beobachten“, sagt Chiotpoule­os. Ihr Mann sei Frührentne­r, fast jeden Tag hier: „Hier trifft man immer wieder Bekannte. Das hat uns doch sehr gefehlt.“

Auch José Cardoso ist zufrieden, endlich wieder Gäste in seinen drei Cafés in Viersen begrüßen zu können. „Die Umsatzeinb­ußen waren drastisch, liegen zwischen 70 und 80 Prozent. Das werde ich in diesem Jahr nicht mehr einnehmen“, sagt Cardoso Zudem gebe es die Auflagen wegen der Corona-Pandemie, die wiederum mit Investitio­nen verbunden waren. Im JC Barista an der Hauptstraß­e, wo die Gäste vom Frühstück bis zum Abendessen kommen, habe er am Eingang einen Spender für Handdesinf­ektion installier­t. Statt 68 Plätze im Gastraum gibt es dort jetzt gerade mal 25, auch die Terrassenp­lätze sind auf 40 drastisch reduziert. Nicht nur die Sicherheit­sabstände sind einzuhalte­n; auch das Personal müsse mit Mundschutz bedienen, nach jedem Gast Tische und Stühle desinfizie­ren, auf den Tischen gibt es weder Karten noch Zucker-, Salz- und Pfefferstr­euer.

Auch Timo Vootz, Chef der Torschänke an der Brüggener Klosterstr­aße, ist froh, wieder öffnen zu können. „Jetzt bleibt es abzuwarten, ob die Menschen auch wieder zu uns kommen und nicht Angst haben“, meint Vootz. Er habe die Schließung dank finanziell­er Rücklage aus dem vergangene­n guten Jahr ohne Schulden verkraften können. Aber dennoch sei es fünf vor 12 gewesen: „Noch ein, zwei Wochen länger und auch wir hätten Schulden machen müssen.“Am Montagmorg­en seien noch nicht viele Frühstücks­gäste gekommen, aber Vootz hofft auf die nächsten Tage: „Es ist fast wie eine Eröffnung.“

Im Zuge der gelockerte­n Corona-Regeln konnten am Montag nicht nur Café und Restaurant­s, sondern auch Fitnessklu­bs sowie Kosmetikun­d Nagelstudi­os wieder öffnen. Vorerst noch geschlosse­n sind etwa Bars und Diskotheke­n.

Es gibt auch Gastronome­n im Kreis Viersen, die vorerst darauf verzichtet haben, am Montag wieder zu öffnen. So teilt etwa das Team des Kumoo in Viersen-Süchteln auf der Internetse­ite des Sushi-und-Grill-Restaurant­s mit: „Trotz der Lockerung für die Gastronomi­e bleibt unser Restaurant für die Bewirtung im Haus weiterhin geschlosse­n. Wirtschaft­lich ist die Wiedereröf­fnung des Restaurant­s unter der strengen Auflage der Behörde für uns nicht tragbar.“Stattdesse­n setzt das Kumoo vorerst weiterhin ausschließ­lich auf einen Bestell- und Abholservi­ce.

Songül Tasci vom „Extrablatt“hingegen konzentrie­rt sich jetzt erstmal auf den Cafébetrie­b in der Viersener Fußgängerz­one und verzichtet auf einen zusätzlich­en Bestellser­vice. Um 8.30 Uhr habe sie das Café geöffnet, „anfangs war der Laden leer“, sagt die 38-Jährige. „Es lief schleppend“, mittags seien mehr Gäste gekommen, da könne

sie nicht klagen. „Ich habe jeden am Eingang empfangen und eingewiese­n. Die meisten Gäste waren verständni­svoll und haben das gut angenommen.“Nun hofft sie, dass in den kommenden Tagen die Gästezahl weiter steigt.

Ähnlich stellt sich die Situation auch in Nettetal dar. Während in der Josefstraß­e, der Fußgängerz­one von Breyell, die Gaststätte­n noch nicht geöffnet hatten, sah es in Kaldenkirc­hen schon viel besser aus. Im Ortskern an der Kirche haben die Eisdiele Zalivani und das Noa Bistro wieder die Stühle herausgest­ellt, wenn auch weniger als vor der Corona-Krise. Das Bistro hat normalerwe­ise montags Ruhetag, war aber offen, um Präsenz zu zeigen. Normalerwe­ise kommen 40 bis 50 Gäste zum Frühstück, am Montag waren es rund 15. Alle seien etwas angespannt, hat Betreiber Allton Krasniqi bei Gästen wie Personal festgestel­lt. Stolz ist er darauf, dass er von seinen 15 Mitarbeite­rn niemandem kündigen musste. Auch das Alte Brauhaus in Nettetal-Kaldenkirc­hen hat am Montag wieder geöffnet. Mittags sei nur eine Kundin gekommen, berichtet Wirtin Maria Küppers. Doch für abends hätten sich mehr Gäste angekündig­t. Einige Tische wurden entfernt, ebenso gibt es keine Speisekart­e sowie Salz- und Pfefferstr­äuer auf den Tischen.

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RP-FOTO: J. KNAPPE Timo Vootz (stehend rechts) hat sein Restaurant Torschänke im Brüggener Zentrum nach acht Wochen wieder geöffnet. Er hofft jetzt, dass auch die Gäste wiederkomm­en.
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RP-FOTO: BUSCHKAMP José Cardoso freut sich, in der Fußgängerz­one wieder Espresso und Speisen servieren zu können.
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RP-FOTO: JKN Noch verhalten war der Andrang im Noa Bistro in Nettetal-Kaldenkirc­hen. Allton Kraswiqi reinigt Tische.

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