Gebremster Neustart für die Gastronomie
Seit Montag dürfen Gaststätten ihre Gäste auch wieder im Lokal bedienen. Doch nur etwa ein Drittel der Betreiber machte bereits wieder auf.
MÖNCHENGLADBACH Beim Café Cannape am Alten Markt muss am Montag gleich eingegriffen werden. Ein junger Mann betritt etwas zu stürmisch den Laden und orientiert sich sofort in Richtung Tresen. „Moment“, ruft eine Mitarbeiterin und zeigt auf den Tisch gleich im Eingangsbereich. Dort liegt neben zwei Desinfektionsflaschen ein Klemmbrett: Name, Vorname, Uhrzeit und Telefonnummer müssen dort zunächst vermerkt werden, erst dann wird ein Tisch zugewiesen. Kleinigkeiten, an die sich die Gäste noch gewöhnen müssen. Ansonsten läuft es „problemlos“, sagt die Angestellte Yasemir Demir, „aber auch sehr ruhig“. Das Frühstücksangebot hätten drei Tische in Anspruch genommen, einige seien zudem für einen Kaffee da gewesen – kein Vergleich zu Tagen vor Corona. Die Fleißarbeit mit den Listen sei aufwendig. „Wenn hier mal Normalbetrieb herrscht, brauchen wir dafür eine Extrakraft“, sagt Demir.
Andreas Graf, Vorsitzender des Verbandes Dehoga Mönchengladbach, hat zum ersten Tag unterschiedliche Rückmeldungen erfahren: „Einige waren sehr positiv, andere hingegen zurückhaltender bezüglich der Umsetzung.“Er glaubt, dass die Gäste mit der Zeit die Angebote annehmen werden: „Die Leute sind verunsichert, aber das löst sich. Man muss sich erst auf die Veränderungen einstellen. Die Leute werden aber kommen.“
Gegenüber des Café Cannape hat auch die Trattoria Maccheroni geöffnet. Ob sich die Wiedereröffnung unter den strengen Sicherheitsvorschriften
finanziell jedoch lohnt, weiß Inhaber Ernesto Ferraro nicht. Nur acht von 16 Tischen kann er besetzen. „Wir erwarten rund 40 Prozent der Gäste. Wir hoffen aber auf mehr“, sagt er. Das Ehepaar Marlies und Dieter Herbrig, beide 84 Jahre, sind gegen 13 Uhr die einzigen Gäste. „Hier gehen wir immer gerne hin. Bedenken haben wir keine“, sagt Marlies Herbrig. Zwar darf die Gastronomie an diesem Tag wieder öffnen, doch viele wollen das gar nicht – zumindest nicht sofort. Das Café Cannape und die Trattoria Maccheroni gehören zu den wenigen Ausnahmen.
Denn beim Streifzug durch die Stadtteile finden sich nur wenige Restaurants oder Cafés, die schon wieder geöffnet haben. Einige bleiben vorerst weiter geschlossen, andere öffnen im Laufe der Woche, heißt es auf den Schildern vor den Gaststätten.
Für Graf ist das ganz normal: „Bei einigen geht es aufgrund der Kurzfristigkeit und der Vorgaben nicht so schnell. Insgesamt dürften nicht mehr als 30 bis 40 Prozent der Betriebe aufgemacht haben. Das muss sich einspielen.“Die Landesregierung hatte erst am vergangenen Mittwoch die Wiedereröffnung der Gastronomie beschlossen.
Die Gaststätte St. Vith nimmt daher erst kommende Woche den Betrieb auf. „Wir gehen es vorsichtig an“, sagt Geschäftsführerin Tanja Wallenfang. Dazu wird die Speisekarte verkleinert, um die Kosten zu drücken. Außerdem hofft sie auf besseres Wetter, denn nur die Öffnung des Innenbereichs lohne sich nicht. „Da können wir nur maximal ein Drittel der Tische besetzen. Der Außenbereich bietet hinsichtlich der Abstandsregeln mehr Möglichkeiten.“Erst am Freitag öffnet das Denk Mal im Stadtteil Geneicken. Dabei wollte Betreiberin Irmi Rüttgens erst gar nicht aufmachen. Nun mache sie das für die Gäste, sagt sie – trotz des zu erwartenden Minusgeschäfts.
Der Biergarten der Bolten-Brauerei
war für einen Ansturm am Montag gerüstet, jedoch spielte das Wetter nicht mit. „Wir haben alles vorbereitet, können jederzeit öffnen“, sagt Bolten-Chef Michael Hollmann. Allerdings war es zu kalt und zu windig für ein Bier draußen. „Wir sind bereit, es muss jetzt nur noch wärmer werden“, so Hollmann. Sobald das Wetter passt, verkündet die Brauerei auf ihrer Internetseite, dass Radfahrer und andere Besucher einkehren können.
Das Wickrather Brauhaus hatte am Montag geöffnet. Bora Milosevic will den neuen Lieferservice beibehalten. Er hat etwa jeden zweiten Tisch gesperrt. Am Montag kehrten aber noch nicht viele Gäste ein. Ein sanfter Start sei gar nicht schlecht. „Sonst ist man nur mit den Vorgaben beschäftigt und kommt gar nicht dazu, sich um die Gäste zu kümmern.“Im Innenbereich habe er nun etwa 60 Plätze — normalerweise sind es 120. Und auch auf den drei Terrassen wird er noch einige Stühle rücken. Der 40-Jährige vermutet, dass sich einige Leute scheuen werden, ihre Kontaktdaten zu hinterlassen. Die Gäste seien aber froh, dass er wieder auf habe. „Ich habe die Speisen so angepasst, dass wir nahtlos weiterarbeiten können“, so Milosevic. „Und ich freue mich sehr, dass wir wieder arbeiten dürfen.“
Die Safran Tenne in Rheydt hätten bis zum späten Mittag schon rund 45 Gäste aufgesucht, schätzt Mitarbeiterin Ursula Krüger-Hessling. „Wir haben schon seit 9 Uhr auf und viele Kaffeetrinker dabei“, erklärt sie. „Einige Gäste sind wegen der Regeln noch sehr unsicher“, so Krüger-Hessling. Das Haus sei gut vorbereitet gewesen. „Wir waren ja schon eingeschränkt, bevor die vollständige Schließung kam. Aber in wenigen Tagen einen 17-Punkte-Katalog zu erfüllen, war schon kurzfristig.“Auch hier sind Tische abgesperrt, Sitzbuchten mit abwaschbaren Kunststoff-Wänden getrennt. „Es muss erst wieder anlaufen. Aber die Gäste sind gut gelaunt“, fasst sie zusammen.