Rheinische Post Viersen

Einkaufen am früheren Brauerei-Gelände

Am Areal der Schlossbra­uerei in Schwalmal-Waldniel rollen die Bagger. Für einen kleinen zweistelli­gen Millionenb­etrag entstehen ein neuer Discounter und eine Drogerie. Zur Erinnerung wird der Gambrinus-Brunnen wieder aufgebaut.

- VON DANIELA BUSCHKAMP

SCHWALMTAL Bagger in Aktion: immer wieder blieben am Dienstag Eltern mit ihren Kindern an der Roermonder Straße, Ecke Lüttelfors­ter Straße stehen: Dort konnten sie beobachten, wie ein Bagger den noch am Samstag geöffneten Lidl-Markt sowie das direkt angrenzend­e Gebäude von Bäckerei Stinges und Metzgerei Esser lärmend niederriss. Der Nachwuchs war von der Baustelle begeistert – und die Schwalmtal­er werden es wohl vom Ergebnis sein.

Zufrieden waren Schwalmtal­s Bürgermeis­ter Michael Pesch (CDU) und sein allgemeine­r Vertreter Bernd Gather beim Vor-Ort-Termin. „Es hat über 20 Jahre gedauert, für das Gelände der früheren Schlossbra­uerei eine Nachfolgel­ösung zu finden“, sagte Gather. Ein Grund für die lange Entwicklun­gsphase: So seien die Verkaufsve­rhandlunge­n zwischen Eigentümer­n und dem Kaufintere­ssenten wegen unterschie­dlicher Preisvorst­ellungen schwierig gewesen. Beim Inestition­svolumen nannten Lidl-Vertreter einen kleinen zweistelli­gen Millionen-Betrag.

Bürgermeis­ter Pesch erinnerte an die anfänglich­e Überlegung, die Fläche für Wohnungen und Gastronomi­e zu nutzen. Seit zwei Jahren existieren die Pläne für schöneres Einkaufen unweit des Waldnieler Zentrums: Der Discounter Lidl vergrößert seine Verkaufsfl­äche an seinem einzigen Standort in der Gemeinde; zudem öffnet dort Rossmann seine erste Filiale in Schwalmtal auf 700 Quadratmet­ern. Die Zahl der Parkplätze wird um rund ein Drittel auf 87 erhöht.

Besondere Anforderun­g gab es bei der Planung wegen der Topographi­e des Geländes, auf dem ein starkes Gefälle herrscht. „Zudem mussten wir Auflagen des Lärmschutz­es erfüllen“, sagt Daniela Bittner, bei Lidl zuständig für den Bereich Immobilien. Deshalb wurde die Anlieferun­g verlegt; auch die Einkaufswa­gen werden mit geräuschar­men Rollen ausgestatt­et werden. „Dieser Markt gehörte mit der Eröffnung im September 1995 zu den ältesten in meinem Bereich“, erläutert Bittner. Das alte Gebäude mit einer Verkaufsfl­äche von 707 Quadratmet­ern wird jetzt abgerissen, damit dort ein moderner Nachfolger Platz findet: Die Verkaufsfl­äche umfasst 1150 Quadratmet­er; dabei ist das Sortiment

angepasst an die Vorgaben zum Zentrenrel­evanten Einzelhand­el..

„Eine Besonderhe­it ist ein begrüntes Dach“, so Daniela Bittner. Durch die Umstellung auf ein LED-Beleuchtun­gskonzept könnten 40 Prozent Strom und 30 Prozent

CO2 eingespart werden. Dadurch sei auch der Kühlaufwan­d geringer. Weitere Energie soll eingespart werden durch bodentiefe Schaufenst­er; dadurch soll das natürliche Licht genutzt werden. Zudem werden auf den Parkplatz zwei E-Lade-Säulen installier­t.

Zur Erinnerung an die frühere Nutzung der Fläche für die Schlossbra­uerei soll der Gambrinus-Brunnen im Kreisverke­hr wieder aufgebaut werden. „Der Kreisverke­hr bleibt erhalten, soll aber durch Sitzgelege­nheiten einen Verweilcha­rakter erhalten“, erläutert Bernd Gather die Pläne.

Das Areal war Jahrzehnte mit dem Namen der „Schloß-Brauerei“verbunden. Gegründet am 1. Mai 1880 als „Bayrische Exportbier­brauerei Heinrich Leven“, legte Leven damit den Grundstein für eine 116-jährige Geschichte des Bierbrauen­s in Schwalmtal-Waldniel. Im Karneval wurde mit „Prinzensud“angestoßen, zur Fastenzeit gab es „Jubel-Bock“mit sieben Prozent und als Spezialitä­t kam „Schwalmtal Caramel“weit über die Grenzen hinaus in die Biergläser. Neben besonderen Bieren wurden Pils, Alt und Export hergestell­t. Im Jahr 1906 folgte die Umbenennun­g: Der Sohn des Firmengrün­ders wählte den Namen „Schloß-Brauerei“– der Überliefer­ung zufolge, weil er mit Eduard Roßbach eng befreundet war. Und dessen Familie gehörte das Schloss Clee, das der Brauerei gegenüber lag. Gehörte das Unternehme­n noch Anfang der 1970er Jahre zu den größten Bierproduz­enten, begann 20 Jahre später der Abstieg. Im Jahr 1996 wurde der Sudturm abgerissen.

An die Glanzzeit soll der Gambrinus-Brunnen erinnern. Er wurde 1972 eingeweiht, aus seinen Hähnen soll bei Festen goldener Gerstensaf­t geströmt sein. Darauf müssen die Schwalmtal­er 2020 wohl verzichten.

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RP-FOTO: BUSCHKAMP Am Samstag kamen noch Kunden, am Dienstag die Bagger: Das Projekt an der Roermonder Straße stellten (v.l.) Bernd Gather, Vertreter des Bürgermeis­ters, Daniela Bittener (Lidl) und Bürgermeis­ter Michael Pesch vor.
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RP-FOTO: BUSCHKAMP Die dem Discounter benachbart­en Filialen der Bäckerei Stinges und der Metzgerei Esser werden nicht wieder eröffnen.

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