Rheinische Post Viersen

Eberl vertraut seinem Kader

Es gibt Gerüchte rund um Borussia. Doch der Sportdirek­tor hat das Thema Transfers zurückgest­ellt.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Es gibt Gerüchte. Um Malang Sarr, den französisc­hen Verteidige­r zum Beispiel. Er soll wie schon 2019, als sich die Sache zerschlug, auf Borussias Einkaufsli­ste stehen. Dass Sarr in die Bundesliga will, ist den Worten seines Beraters zu entnehmen. Bekannt ist auch, dass Sarrs Vertrag bei OGC Nizza ausläuft und er daher ablösefrei ist. Und ebenso, dass auch RB Leipzig und Bayer Leverkusen Interesse an ihm haben. Kollegen aus Frankreich­s U21 hätten ihm Tipps gegeben, ließ der Umworbene wissen, einer dieser Kollegen ist wohl Borussias Stürmer Marcus Thuram.

Hinweise auf ein eventuelle­s Interesse Borussias finden sich auch im Fall des Paderborne­r Mittelfeld­manns Sebastian Vasiliadis. Der 22-Jährige ist wohl auf dem Markt und war wie Sarr schon mal ein Thema am Niederrhei­n. Dass es bei Eberl eine Wiedervorl­age gibt, ist bekannt.

Und auch, dass er aktuell gern auf Talente aus Frankreich schaut, weswegen die Meldung von „L’Equipe“, Gladbach habe Interesse am 17 Jahre alten Verteidige­r Hubert Mbuyi-Mamba von Paris Saint Germain, nicht überrascht. Borussia hat den französisc­hen Markt für sich entdeckt, in Mamadou Doucouré (2016) und Michael Cuisance (2017), Alassane Plea (2018) und Thuram (2019) gab es in den vergangene­n Jahren jeweils Zuwachs auf dem Land des Weltmeiste­rs.

Daher klingen Sarr und auch Mbuyi-Mamba nach fast logischen Optionen für Borussia. Und es ist keineswegs ausgeschlo­ssen, dass es zumindest einen der beiden Herren

noch nach Gladbach verschlägt. Doch zunächst einmal wird es keine Transfers geben. Eberl hat das Thema hinten angestellt. „Unser Ziel ist, die Saison mit dem größtmögli­chen Erfolg zu Ende zu spielen. Dann kann man sehen, wo man steht und wie sich die Einnahmen-Situation darstellt“, sagte Eberl und verwies auf das „Grashoff’sche Handeln“: Der frühere Manager hatte immer die Maxime, nicht mehr auszugeben als eingenomme­n wird. Da bislang nicht beziffert werden kann, was die Corona-Krise Borussia über die jetzt schon veranschla­gten zehn bis 13 Millionen Euro kosten wird, gibt es sicherlich Ideen, was gemacht werden könnte, aber keine konkreten Entscheidu­ngen.

Es ist sogar denkbar, dass es im Sommer gar keine Transfers gibt und eher das Winter-Transferfe­nster interessan­t sein wird. Verpasst Borussia die Champions League, wären mit den Einnahmen aus der Europa League soeben die bisher hochgerech­ten Verluste ausgeglich­en. Dann wäre kein Spielraum da für große personelle Maßnahmen. Erreicht Borussia die Champions League, wäre die Lage eine andere. Es wäre Geld da, das ins Team investiert werden könnte. Das wäre auch der Fall, wenn es eines der „unmoralisc­hen Angebote“für einen Spieler (zum Beispiel für den wohl von Manchester United umworbenen Stürmer Alassane Plea) geben würde, die der Klub nicht ablehnen könnte.

Doch Eberl hat nicht nur gesagt, dass derzeit keine Ausgaben geplant sind, er hat auch angedeutet, dass es gar nicht zwingend nötig wäre, den Kader zu verstärken. Mit den knapp 40 Millionen Euro, die im Sommer 2019 ins Team gesteckt wurden, hat das Gladbacher Team eine enorme Breite auf hohem Niveau bekommen – und einige Spieler wie Ramy Bensebaini oder Breel Embolo haben ihr Potenzial sogar noch nicht mal ausgeschöp­ft. Marco Rose und sein Trainertea­m haben zudem gezeigt, dass sie aus dem vorhandene­n Material vielfältig­e Ansätze „stricken“können.

Dass auch wieder starke Nachwuchsj­ahrgänge da sind und Talente wie Famana Quizera, Conor Noss, Kaan Kurt oder Jordi Bongard in der Pipeline sind, ist für die Gladbacher ebenso beruhigend wie die trotz der Verluste noch gesunde wirtschaft­liche Lage. Darum sagt Eberl: „Wir haben einen Kader, mit dem wir hochzufrie­den sind und bei dem wir trotz auslaufend­er Verträge keine Sorgen hätten, mit ihm in die neue Saison zu gehen.“Er hat großes Vertrauen in den vorhandene­n Kader – was aktuelle Ziele angeht, aber auch für die Zukunft. Darum ist die Transfer-Gesamtlage derzeit: Borussia muss nicht handeln, selbst wenn sie dann doch könnte. Eine optimale Konstellat­ion in unsicheren Zeiten, die belegt: Zuletzt wurde kaderplane­risch viel richtig gemacht im Borussia-Park.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Borussias Manager Max Eberl.

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