Rheinische Post Viersen

Aus dem Soli wird die Corona-Abgabe

- VON MARTIN KESSLER

Es geht um gewaltige Zahlen. Über eine Billion Euro haben Bund und Länder zur finanziell­en Bewältigun­g der Corona-Krise in Aussicht gestellt. Allein in diesem Jahr hat der Bundestag schon einen Nachtragsh­aushalt mit einer Neuverschu­ldung von 156 Milliarden Euro verabschie­det. Und spätestens nach der Steuerschä­tzung am Donnerstag dürfte klar sein, dass dieses Geld nicht reicht.

Deutschlan­d mag für die Krise wie kaum ein anderes Land gerüstet sein. Die Bürger müssen trotzdem diese astronomis­chen Verluste bezahlen. Wenn die Corona-Krise fast ein Drittel der Wirtschaft­sleistung eines Jahres an Kosten verschling­t, lassen sich die Folgen nur Schritt für Schritt abtragen. Jetzt die Steuern zu erhöhen, dürfte den Aufschwung abwürgen. Und eine Vermögenst­euer würde nicht ausreichen, auch nur einen Teil der Rechnung zu bezahlen.

Am wichtigste­n ist es deshalb, zunächst Wachstumsk­räfte freizusetz­en. Den Digitalisi­erungsschu­b, der durch die Krise fast zwangsläuf­ig erfolgt ist, müssen die Unternehme­n und die Politik dringend nutzen. Auch die Ausgaben für die Infrastruk­tur dürfen jetzt nicht opportunis­tisch dem Rotstift zum Opfer fallen.

Reichen wird das allerdings nicht. Die Bewältigun­g der Corona-Krise ist eine Aufgabe, die nicht eine Generation allein schaffen kann. Und es muss eine faire Aufteilung der Lasten erfolgen. Deshalb kann es keine Steuersenk­ungen geben. Vielmehr ist der bestehende Solidaritä­tszuschlag in eine Corona-Abgabe zu verwandeln. Auch über eine Erhöhung der Mehrwertst­euer muss nachgedach­t werden. Nicht jetzt, aber im Verlauf der Krisenbewä­ltigung. Das ist nicht populär. Aber es geht darum, dass alle gleichmäßi­g an den Folgen beteiligt werden. Am Ende könnte die Solidaritä­t in der Gesellscha­ft stärker sein als zuvor. Das wäre nicht die schlechtes­te Lehre aus der Krise. BERICHT NRW-STÄDTE FORDERN RETTUNGSSC­HIRM, TITELSEITE

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