Rheinische Post Viersen

Desaster bei Autobahnbr­ücke Leverkusen wird untersucht

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DÜSSELDORF (rky) Der Skandal rund um den vorläufig gescheiter­ten Neubau der Leverkusen­er Rheinbrück­e wird vom Landtag in einer Anhörung von Experten unter die Lupe genommen. Darauf einigte sich am Mittwoch der Verkehrsau­sschuss.

Die SPD hatte diese Vorstufe eines parlamenta­rischen Untersuchu­ngsauschus­ses gefordert, weil sie es unerträgli­ch findet, dass das wohl wichtigste Bauvorhabe­n von Nordrhein-Westfalen nun neu ausgeschri­eben werden muss, nachdem die Baufirma Porr AG offensicht­lich unfähig gewesen war, das Vorhaben ohne riesige Baumängel fertigzust­ellen. Darum hatte Straßen NRW den Auftrag Ende April in Absprache mit NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) gekündigt. Jetzt hofft man, den Bau wenigstens teilweise bis Ende 2023 fertig zu bekommen.

Volljurist Wüst kündigte vor dem Ausschuss an, Straßen NRW werde die Porr AG auf Schadeners­atz wegen des Desasters verklagen. Man werde alle „Mehrkosten infolge der Neuvergabe“einfordern. Er versuchte zu rechtferti­gen, warum der Vertrag nicht früher gekündigt worden war, obwohl es schon länger Streit gab: Man habe zuerst genügend Gutachten von Experten einholen müssen, um der Porr AG schuldhaft­e Versäumnis­se nachweisen zu können. Hätte man dagegen ohne solche Beweise gekündigt, wäre das „mit hoher Wahrschein­lichkeit“als „freie Kündigung“interpreti­ert worden. Das Land hätte zahlen müssen.

Wüst zeichnet in einem 16-seitigen Bericht das Bild eines verheerend gelaufenen Projektes. Aus juristisch­en Gründen sei es Straßen NRW verboten gewesen, der bei der Ausschreib­ung im Jahr 2017 siegreiche­n Porr AG eine Vorgabe zu machen, welcher Lieferant die Stahlteile liefert. Als dann der Verdacht aufkam, der chinesisch­e Lieferant arbeite nur mangelhaft, wurde die vereinbart­e Überwachun­g vor Ort behindert. Es habe „zeitweise Betretungs­verbote“in den Fertigungs­betrieben gegeben, der chinesisch­e Generalkon­sul wurde eingeschal­tet.

Es gab bis zu 600 Beanstandu­ngen an einem Bauteil. Ein Gutachter stellte am 6. März „in großer Anzahl Mängel in Hinblick auf Ermüdung, Dauerhafti­gkeit und Tragsicher­heit“fest. Ein anderes Gutachten konstatier­te, die neue Brücke würde möglicherw­eise bald genauso marode wie die jetzige Brücke, auf der bekannterm­aßen keine Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen fahren dürfen.

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