Quarantäne-Verstoß ohne Folgen
Borussia Mönchengladbach kann die Regeln nicht einhalten. Die Deutsche Fußball-Liga hat das genehmigt.
MÖNCHENGLADBACH Seit Montag befinden sich Gladbachs Profis in ihrer Quarantäne-Woche im Borussia-Park. Das DFL-Konzept sieht diese Maßnahme vor dem Neustart in die Bundesliga vor. „Als weitere Sicherungsmaßnahme werden mindestens die letzten sieben Tage vor Saisonbeginn als Trainingslager in Quarantäne verbracht“, heißt es auf Seite fünf des Papiers. Weil Borussia aber bis zum Spiel in Frankfurt am Samstag (18.30 Uhr) nicht diese Sieben-Tage-Regelung eingehalten hat, gibt es jetzt neue Diskussionen um die Bundesliga.
Monika Lazar, Sprecherin für Sportpolitik in der Bundestagsfraktion der Grünen, hat daraufhin eine Anfrage an die Bundesregierung gestellt. Sie wolle wissen, welche Institutionen dafür zuständig sind, die Einhaltung des DFL-Konzepts zu kontrollieren, teilte sie unserer Redaktion mit. „Außerdem hätte ich gerne gewusst, was eigentlich passiert, wenn das DFL-Konzept nicht eingehaltenen wird. Gibt es dann politische Konsequenzen, und die Erlaubnis für den Spielbetrieb wird zurückgezogen? Das ist mir noch völlig unklar“, sagte Lazar.
Denn die DFL erlaubte den Borussen, eine verkürzte Form des Quarantäne-Trainingslagers abzuhalten. „Im Zusammenwirken aller Vorgaben und Maßnahmen, insbesondere einer Bildung von zwei isolierten Bereichen für die Spieler, Trainer und Betreuer im Klub und zu Hause, hat die Task Force das sechstägige Trainingslager als vertretbar beurteilt“, teilte die DFL mit. „Daher gibt es keine Konsequenzen.“Zumal Borussia ursprünglich auch einen siebentägigen Aufenthalt im Hotel auf dem Klub-Gelände angedacht hatte – doch dann änderte die DFL die Termine des ersten Spieltags. „Wir waren eigentlich die ganze Zeit auf Sonntag terminiert“, erklärte Borussias Sportdirektor Max Eberl. Erst eine kurzfristige Änderung seitens der DFL-Planungen habe zu den Unstimmigkeiten geführt, die in der Kürze der Zeit auch nicht mehr zu korrigieren waren. „Unser Hotel konnte erst am Montag geöffnet werden“, sagte Eberl. Die entscheidenden Kontrollinstanzen für die Entscheidung ob ein Team spielen darf, sind die Gesundheitsämter. Das Gesundheitsamt Mönchengladbach sah in dem Fall keine Probleme.
Die in NRW für Sport zuständige Staatssekretärin Andrea Milz sagte zum Vorgang: „Das Hygiene-Konzept der DFL war eine wichtige Grundlage des Beschlusses der Bundeskanzlerin
mit den Ministerpräsidenten zu dem Thema der Wiederaufnahme des Spielbetriebes. Ich gehe deshalb davon aus, dass dieses Konzept auch konsequent umgesetzt wird.“
Aufgrund des Vorgangs steht nun vor allem die DFL in der Kritik. „Da wird eine Ausnahme von der Ausnahme gemacht. Denn das Konzept ist ohnehin schon löchrig. Der Fall jetzt bestätigt nur meinen Eindruck, dass der Plan mit heißer Nadel gestrickt wurde, um eine Ausnahmeregelung
zu schaffen“, sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach unserer Redaktion.
Das Problem an der Sache: Die Verantwortung für die Einhaltung des Hygienekonzepts liegt bei den Klubs und den vom Verein eingesetzten Hygienebeauftragten. Die DFL selbst hat bisher nur sehr wenig Sanktionsmöglichkeiten, weil das Konzept noch nicht in der Satzung verankert ist. Das soll bereits am Donnerstag in einer Videokonferenz der DFL mit den Vereinsvertretern der 36 Erst- und Zweitligisten nachgeholt werden.
„Die Einhaltung des DFL-Konzepts muss von unabhängigen Stellen überwacht werden. Dopingkontrollen etwa werden ja auch nicht vom Sportverband und Mannschaftsärzten durchgeführt, sondern von der unabhängigen Nationalen Anti-Doping Agentur“, fordert die Grünen-Politikerin Lazar. Sie wolle der DFL oder den Vereinen nichts unterstellen, man müsse aber schon sehen, dass es theoretisch einen Interessenkonflikt geben könne. Dass der Fall Mönchengladbach den Start der Bundesliga gefährden könnte, glaubt sie nicht: „Meine persönliche Einschätzung ist, dass man bei der um einen Tag verkürzten Quarantäne im Falle von Borussia Mönchengladbach nochmal ein Auge zudrücken könnte. Klar ist aber: Das DFL-Konzept muss von nun an streng eingehalten werden.“Wenn sich herausstellen sollte, dass das Konzept nicht eingehalten werde, müsse die Politik im Zweifelsfall auch nochmal neu über die Fortsetzung des Spielbetriebs entscheiden, fordert Lazar.