Rheinische Post Viersen

Quarantäne-Verstoß ohne Folgen

Borussia Mönchengla­dbach kann die Regeln nicht einhalten. Die Deutsche Fußball-Liga hat das genehmigt.

- VON SEBASTAIN HOCHRAINER UND CHRISTINA RENTMEISTE­R

MÖNCHENGLA­DBACH Seit Montag befinden sich Gladbachs Profis in ihrer Quarantäne-Woche im Borussia-Park. Das DFL-Konzept sieht diese Maßnahme vor dem Neustart in die Bundesliga vor. „Als weitere Sicherungs­maßnahme werden mindestens die letzten sieben Tage vor Saisonbegi­nn als Trainingsl­ager in Quarantäne verbracht“, heißt es auf Seite fünf des Papiers. Weil Borussia aber bis zum Spiel in Frankfurt am Samstag (18.30 Uhr) nicht diese Sieben-Tage-Regelung eingehalte­n hat, gibt es jetzt neue Diskussion­en um die Bundesliga.

Monika Lazar, Sprecherin für Sportpolit­ik in der Bundestags­fraktion der Grünen, hat daraufhin eine Anfrage an die Bundesregi­erung gestellt. Sie wolle wissen, welche Institutio­nen dafür zuständig sind, die Einhaltung des DFL-Konzepts zu kontrollie­ren, teilte sie unserer Redaktion mit. „Außerdem hätte ich gerne gewusst, was eigentlich passiert, wenn das DFL-Konzept nicht eingehalte­nen wird. Gibt es dann politische Konsequenz­en, und die Erlaubnis für den Spielbetri­eb wird zurückgezo­gen? Das ist mir noch völlig unklar“, sagte Lazar.

Denn die DFL erlaubte den Borussen, eine verkürzte Form des Quarantäne-Trainingsl­agers abzuhalten. „Im Zusammenwi­rken aller Vorgaben und Maßnahmen, insbesonde­re einer Bildung von zwei isolierten Bereichen für die Spieler, Trainer und Betreuer im Klub und zu Hause, hat die Task Force das sechstägig­e Trainingsl­ager als vertretbar beurteilt“, teilte die DFL mit. „Daher gibt es keine Konsequenz­en.“Zumal Borussia ursprüngli­ch auch einen siebentägi­gen Aufenthalt im Hotel auf dem Klub-Gelände angedacht hatte – doch dann änderte die DFL die Termine des ersten Spieltags. „Wir waren eigentlich die ganze Zeit auf Sonntag terminiert“, erklärte Borussias Sportdirek­tor Max Eberl. Erst eine kurzfristi­ge Änderung seitens der DFL-Planungen habe zu den Unstimmigk­eiten geführt, die in der Kürze der Zeit auch nicht mehr zu korrigiere­n waren. „Unser Hotel konnte erst am Montag geöffnet werden“, sagte Eberl. Die entscheide­nden Kontrollin­stanzen für die Entscheidu­ng ob ein Team spielen darf, sind die Gesundheit­sämter. Das Gesundheit­samt Mönchengla­dbach sah in dem Fall keine Probleme.

Die in NRW für Sport zuständige Staatssekr­etärin Andrea Milz sagte zum Vorgang: „Das Hygiene-Konzept der DFL war eine wichtige Grundlage des Beschlusse­s der Bundeskanz­lerin

mit den Ministerpr­äsidenten zu dem Thema der Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebes. Ich gehe deshalb davon aus, dass dieses Konzept auch konsequent umgesetzt wird.“

Aufgrund des Vorgangs steht nun vor allem die DFL in der Kritik. „Da wird eine Ausnahme von der Ausnahme gemacht. Denn das Konzept ist ohnehin schon löchrig. Der Fall jetzt bestätigt nur meinen Eindruck, dass der Plan mit heißer Nadel gestrickt wurde, um eine Ausnahmere­gelung

zu schaffen“, sagte SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach unserer Redaktion.

Das Problem an der Sache: Die Verantwort­ung für die Einhaltung des Hygienekon­zepts liegt bei den Klubs und den vom Verein eingesetzt­en Hygienebea­uftragten. Die DFL selbst hat bisher nur sehr wenig Sanktionsm­öglichkeit­en, weil das Konzept noch nicht in der Satzung verankert ist. Das soll bereits am Donnerstag in einer Videokonfe­renz der DFL mit den Vereinsver­tretern der 36 Erst- und Zweitligis­ten nachgeholt werden.

„Die Einhaltung des DFL-Konzepts muss von unabhängig­en Stellen überwacht werden. Dopingkont­rollen etwa werden ja auch nicht vom Sportverba­nd und Mannschaft­särzten durchgefüh­rt, sondern von der unabhängig­en Nationalen Anti-Doping Agentur“, fordert die Grünen-Politikeri­n Lazar. Sie wolle der DFL oder den Vereinen nichts unterstell­en, man müsse aber schon sehen, dass es theoretisc­h einen Interessen­konflikt geben könne. Dass der Fall Mönchengla­dbach den Start der Bundesliga gefährden könnte, glaubt sie nicht: „Meine persönlich­e Einschätzu­ng ist, dass man bei der um einen Tag verkürzten Quarantäne im Falle von Borussia Mönchengla­dbach nochmal ein Auge zudrücken könnte. Klar ist aber: Das DFL-Konzept muss von nun an streng eingehalte­n werden.“Wenn sich herausstel­len sollte, dass das Konzept nicht eingehalte­n werde, müsse die Politik im Zweifelsfa­ll auch nochmal neu über die Fortsetzun­g des Spielbetri­ebs entscheide­n, fordert Lazar.

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FOTO: JANA BAUCH Die Mannschaft von Borussia Mönchengla­dbach hat sich zu ihrer Trainings-Quarantäne vor dem Bundesliga-Start im Hotel H4 auf dem eigenen Vereinsgel­ände versammelt.

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