Keine Hochzeit in Corona-Zeiten
Isabell Bartholomei und Mike Gartmann wollten im Sommer kirchlich heiraten. Bis vor Kurzem hofften sie, den Tag mit 150 Gästen feiern zu können. Doch Corona machte vorerst alles zunichte. Jetzt haben sie sich entschieden, die Hochzeit zu verschieben.
NETTETAL Isabell Bartholomei öffnet das Kästchen mit den Eheringen. Das Datum der kirchlichen Trauung ist bereits eingraviert: 20.06.2020. Ein Jahr große Vorfreude und Aufregung vor dem bisher größten Tag in Isabell Bartholomeis und Mike Gartmanns Leben. „Die letzten Wochen waren eine Mischung aus Tränen, Wut und Verzweiflung“, erinnert sich die 24-Jährige. Jetzt hat sich das Paar schweren Herzens entschieden, die Trauung um ein Jahr zu verschieben: „Bevor wir den Tag einsam verbringen, ohne Gäste, ohne Umarmungen, gönnen wir uns noch ein weiteres Jahr Vorfreude“, erzählt die Nettetalerin.
Wie Isabell Bartholomei und Mike Gartmann geht es gerade vielen Paaren. Die Einladungen waren schon im letztem Jahr verschickt worden. Direkt nach dem Antrag am 14. Mai 2019 legten sie mit den Vorbereitungen los. Die beiden verbindet der Sport, besser gesagt, der Sportplatz. Dort war auch das große Fest mit Familien und Freunden geplant. Aber von vorne: Vor zweieinhalb Jahren warf Isabell auf dem Sportplatz in Leuth den ersten Blick auf den Maschinenführer – und war sofort angetan: „Ich habe dann seine Nummer rausfinden können und ihn einfach angeschrieben“, sagt die Leutherin.
Nach zwei Monaten zog sie bei ihm ein, im Mai des vergangenen Jahres folgte der romantische Antrag am Timmendorfer Strand. „Man rechnet mit schlechtem Wetter, dass vielleicht Gäste aufgrund von Krankheit absagen, aber niemals mit einer Pandemie“, berichtet das Pärchen. Eine ausgelassene Party sollte es werden, doch dieses Jahr wird das nichts mehr. Die kirchliche Trauung hätte stattfinden können, aber auf das Fest hätten die Leuther dann verzichten müssen. Die finanziellen Nachteile der so kurzfristig abgesagten Hochzeit halten sich nach Aussagen der beiden in Grenzen. Den 30-jährigen Mike Gartmann ärgert jedoch: „Die Vorbereitungen waren jetzt quasi umsonst, wir müssen in großen Teilen von vorne loslegen.“
Noch am Anfang des Jahres war Corona weit weg. Bereits im Februar fingen die zwei an, sich die ersten Gedanken um ihren Tag im Sommer zu machen: „Ich hätte jetzt meine zweite Brautkleidanprobe“, sagt Isabell Bartholomei traurig. Die 24-Jährige ist hin und hergerissen, ob sie hingehen soll. „Vielleicht hole ich es einfach ab und hänge es in den Schrank und es bleibt verpackt bis nächstes Jahr“, sagt sie.
In den letzten Wochen bekam das Paar viele Nachrichten und Anrufe. „Alle wollten natürlich wissen, ob wir kirchlich heiraten oder nicht“, erzählt Isabell Bartholomei. Für die Absagen haben sich die Nettetaler etwas Besonderes ausgedacht: Sie schreiben an die Gäste einen persönlichen Brief, in dem sie erklären: „Ja, wir heiraten!“
Geplant ist Mai 2021, ein genaues Datum haben sie noch nicht. Und in Kürze erfüllt sich zumindest, dass Isabell Bartholomei Frau Gartmann wird, denn die standesamtliche Trauung findet wie geplant am 14. Mai in Brüggen statt, „im ganz kleinen Kreis und mit viel Abstand“. Das Datum aus den Eheringen soll durch das neue der kirchlichen Trauung im kommenden Jahr ersetzt werden: „Und wenn nicht, dann bleibt es halt so, es wäre ja auch unser Datum gewesen“, sagt die Braut.