Corona bremst Busbahnhof und „19 Häuser“
Eigentlich sollte Mitte Juni der Bebauungsplan beschlossen und die Grundstücke verkauft werden. Doch das ist in der Pandemie kaum mehr möglich. Das ist Stand der Dinge bei den Großprojekten in der Innenstadt.
MÖNCHENGLADBACH 2020 sollte eigentlich das Jahr des Bauens in Mönchengladbach werden. Viele Großprojekte stehen an, nur fraglich ist, wie sehr die Corona-Krise die einzelnen Vorhaben bremst. Vor allem beim für viele Gladbacher wichtigsten Projekt, dem Abriss von Haus Westland und dem damit verbundenen Bau der „19 Häuser“, wird es Verzögerungen geben. Das sind die Pläne und Stand der Dinge im Einzelnen.
Haus Westland/ „19 Häuser“Der Abriss sollte ursprünglich im ersten Halbjahr 2020, in jedem Fall aber in diesem Jahr beginnen. Ausgeschlossen ist Letzteres noch nicht. Wie der zuständige Projektmanager beim Investor Bema, Stephan Pütz, sagte, laufen die Vorbereitungen dazu unvermindert weiter. Die Abrissanzeige bei der Stadt ist bereits gestellt, und die Antwort dazu liege vor. Mit anderen Worten: Der Abriss kann beginnen, wenn die Aufträge vergeben sind. Wird er aber so schnell nicht. Denn der Investor wird kaum die Bagger losschicken, wenn er keine Sicherheit hat. Und die bekommt er erst, wenn der Bebauungsplan fix ist und er überdies Eigentümer der Flächen ist, die jetzt noch zum Busbahnhof gehören. „Ohne einen Satzungsbeschluss können wir nichts machen“, sagt Stephan Pütz.
Wann der fällt, ist unter anderem wegen der Corona-Pandemie ungewiss. Darüber hatte es in den vergangenen Monaten Streit in der Politik gegeben. Ein Kompromiss sieht vor, dass die Grundstücke erst nach weiterer Planung des Busbahnhofs verkauft werden. Dazu sollen vorher aber Bürger beteiligt werden. Nur geht das gerade nicht wegen des Veranstaltungsverbots in der Corona-Krise. Investor, Stadt und NEW stimmen gerade einen Zeitplan ab. Entscheidend ist: Befasst sich der Rat noch im Juni mit dem Busbahnhof und dem Bebauungsplan? Davon geht im Moment kaum jemand mehr aus, zumal auch die Bezirksvertretung Nord am Mittwochabend nicht mit dem Thema befasst war.
Planungsdezernent Gregor Bonin sagt: „Wir sind ein wenig davon abhängig, wie Bürgerbeteiligung möglich ist. Ein Teil geht natürlich digital, aber wir müssen auch sehen, wie wir mit einer Bürger-Informationsveranstaltung umgehen.“Die Alternative wäre dann ein Beschluss des Rates im September – zwei Wochen vor der Kommunalwahl droht dann aber ein vom Wahlkampf geprägter erbitterter Streit um den Busbahnhof. Das gesamte Projekt als Spielball im Wahlkampf – genau das will Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners eigentlich verhindern.
Damit bleiben zwei Möglichkeiten: Entweder werden im Sommer Sondersitzungen angesetzt, wenn die Bürger beteiligt worden sind. Oder aber die Entscheidungen würden erst im Herbst fallen. Am 4. November kommt der dann neu gewählte Rat zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Und die letzte Sitzung ist für den 16. Dezember
geplant. Bauarbeiten würden dann aber wohl kaum mehr in diesem Jahr beginnen.
Seestadt Deutlich weiter ist Seestadt-Investor Catella auf der anderen Seite des Hauptbahnhofs. Dort sollen insgesamt bis zu 2000 Wohnungen gebaut werden. Der erste Bauabschnitt mit 248 geplanten Wohneinheiten und einem Hotel an der Breitenbachstraße soll im Sommer noch beginnen, daran habe Corona nichts geändert, sagt Catella-Chef Klaus Franken: „Es gibt keine Verzögerungen.“Catella erwartet den Beschluss zum Bebauungsplan im Sommer, dann sollen die Bauanträge sowie Förderanträge für 45 geförderte Mietwohnungen im ersten Bauabschnitt gestellt werden. „Die bereiten wir gerade schon vor“, sagt
Franken. Mit dem Land sei etwa die Ausnahme abgestimmt, dass die geförderten Wohnungen auch in fünfgeschossigen Gebäuden entstehen dürfen, normal sind für Mönchengladbach maximal vier Geschosse. Die Fußball-Halle gehört inzwischen auch Catella, dort soll aber erstmal weiter gespielt werden dürfen.
Reme-Gelände Das Essener Unternehmen Instone baut auf einem Teil des Areals der früheren Panzerwerkstätten der britischen Armee 300 Wohneinheiten. Konkret geht es um den rund 42.000 Quadratmeter großen Teil (das sogenannte Los 2) des früher militärisch genutzten Geländes, der das Quartier prägen soll. Dort wird vor 2022 nichts gebaut werden. Im Dezember
ist gerade einmal der dafür nötige Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan gefasst worden. Im Sommer 2022 könnte der dann fix sein. „Wir sind jetzt im intensiven Dialog mit der Stadt und wollen den Plan Stück für Stück detaillieren“, sagt der zuständige Instone-Manager Stefan Dahlmanns. Grundlage ist das Ergebnis des Planungswettbewerbs, den Instone gewonnen hatte. Einen konkreteren Zeitplan gibt es noch nicht, dazu ist es noch zu früh. „Aber wir sammeln deutschlandweit gute Erfahrungen und haben auf den Baustellen keine Covid-bedingten Baustopps“, sagt Dahlmanns. „Planungen und Ausführungen laufen weiter.“Vorher muss ohnehin die Stadt die Böden auf dem Gelände von Altlasten befreien.