Rheinische Post Viersen

Mit immer mehr Apps gegen die Pandemie

- VON MATTHIAS BEERMANN

Die Bundesregi­erung setzt auf digitale Technik. Doch die macht Probleme.

DÜSSELDORF Der Einsatz von digitaler Technik soll eine Rückkehr zur Normalität erleichter­n, solange keine Medikament­e oder Impfstoffe gegen das Coronaviru­s bereitsteh­en. Inzwischen treibt die Bundesregi­erung schon drei Projekte mit unterschie­dlichen Zielrichtu­ngen voran.

Tracing-App

Sie soll dabei helfen, Infektions­ketten nachzuvoll­ziehen. Die Tracing-App registrier­t über die Bluetooth-Funktion, wenn sich zwei Smartphone­s – und damit ihre Nutzer – über einen Zeitraum von mindestens 15 Minuten in einem Abstand von weniger als 1,5 Metern – nahekommen. Solche Risikokont­akte werden in einer Art Tagebuch protokolli­ert, wobei die Daten aber auf dem Smartphone verbleiben. Wird ein App-Nutzer später positiv auf das Coronaviru­s getestet, können seine Risikokont­akte anonym gewarnt werden, damit sie sich ebenfalls testen lassen. Die Verfügbark­eit der App wird derzeit für Mitte Juni angekündig­t. Ihre Nutzung soll freiwillig sein. Umstritten ist die von verschiede­nen Politikern ins Spiel gebrachte Idee, die Anwender der Tracing-App zu belohnen.

Quarantäne-App

Obwohl die Tracing-App noch nicht einsatzber­eit ist, lässt Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) bereits die nächste digitale Waffe im Kampf gegen Corona schmieden: eine Melde-App, mit der die 375 deutschen Gesundheit­sämter die Einhaltung der häuslichen Quarantäne überwachen sollen. Es sei daran gedacht, deren Anwendung durch die Gesundheit­sämter mittelfris­tig verpflicht­end zu machen, hieß es in der entspreche­nden Beschlussv­orlag für das „Corona-Kabinett“

der Bundesregi­erung. In der Antwort des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums auf eine schriftlic­he Anfrage des FDP-Bundestags­abgeordnet­en Konstantin Kuhle, aus der das „Handelsbla­tt“zitiert, ist von einer „freiwillig­en digitalen Meldung“durch Betroffene an das zuständige Gesundheit­samt die Rede. Derzeit muss das zuständige Gesundheit­samt zweimal täglich prüfen, ob die Quarantäne­auflagen auch eingehalte­n werden. Das geschieht meist per Telefon, seltener auch per Hausbesuch.

Spahns Beamte hoffen, dass dies mit der geplanten Quarantäne-App künftig schneller abgewickel­t werden kann. Offen bleibt, ob die App irgendwann auch dazu genutzt werden könnte, auch die Einhaltung der Quarantäne-Vorschrift­en zu überprüfen. So können etwa die Behörden in Polen anordnen, dass sich Personen unter Quarantäne eine spezielle App auf ihrem Smartphone installier­en müssen. Mehrmals am Tag fordert die Anwendung ein Selfie an, wobei mittels Geolokalis­ierung der Standort überprüft wird. Wird das Foto nicht innerhalb von 20 Minuten hochgelade­n, wird die Polizei informiert.

Immunitäts-App

Ein weiteres Projekt aus dem Spahn-Ministeriu­m ist die Einführung eines elektronis­chen Immunitäts­ausweises. Die Idee: Menschen, die die vom Coronaviru­s ausgelöste Lungenkran­kheit Covid-19 überstande­n haben, sollen dies durch den Ausweis belegen können. Dessen Einführung war ursprüngli­ch im Rahmen des neuen Infektions­schutzgese­tzes geplant, das am Donnerstag verabschie­det wurde. Doch gegen Spahns Pläne gab es Bedenken. Deshalb soll nun erst der Ethikrat eine Stellungna­hme abgeben.

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