Rheinische Post Viersen

Erste Tests im Viersener Schlachtho­f

Das Gesundheit­samt hat einen Großteil der Belegschaf­t getestet und sich in Mitarbeite­r-Unterkünft­en umgesehen.

- VON NADINE FISCHER

VIERSEN Eine Ärztin und eine Arzthelfer­in des Kreis-Gesundheit­samtes sind am Montag im Schlachtho­f in Viersen gewesen, um dort die Belegschaf­t auf das neuartige Coronaviru­s zu testen. Bis Donnerstag­mittag mussten die Schlachtho­f-Betreiber Peter Siemes, Zwillingsb­ruder Martin und Vater Johannes warten, bis zumindest ein Teilergebn­is vorlag: Von den 73 getesteten Mitarbeite­rn waren 50 nachweisli­ch nicht mit dem Coronaviru­s infiziert. Die Laborergeb­nisse für die 23 weiteren Angestellt­en des Familienun­ternehmens an der Gerberstra­ße lagen dem Gesundheit­samt bis Donnerstag­nachmittag noch nicht vor. Und: Elf Mitarbeite­r müssen noch getestet werden, berichtet Kreis-Sprecherin Anja Kühne. Sie seien am Montag nicht im Betrieb gewesen.

Nach der ersten Rückmeldun­g aus dem Gesundheit­samt sei er erleichter­t, sagt Peter Siemes. Und der 37-Jährige ist zuversicht­lich, dass auch der Rest der Belegschaf­t corona-frei ist. Doch er ist auch verärgert, ebenso wie sein Bruder Martin, der sagt: „Wir tun uns schwer damit, dass jetzt generell die ganze Branche verdächtig­t wird.“Seitdem in einem Betrieb in Coesfeld eine hohe Zahl von Infektione­n aufgefalle­n war, steht die Fleischbra­nche unter Beobachtun­g. NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann ordnete an, dass landesweit alle rund 20.000 Mitarbeite­r der Schlachtbe­triebe getestet werden sollen. Bis Mitte der Woche gab es deutschlan­dweit 600 nachgewies­ene Corona-Infektione­n in der Fleischind­ustrie.

Wo Schlachtbe­triebe Wanderarbe­iter aus Osteuropa beschäftig­en, fingen Mitarbeite­r der Gesundheit­sämter

damit an, in den Sammelunte­rkünften die Einhaltung von Hygienemaß­nahmen zu kontrollie­ren. „Wir arbeiten auch mit einer osteuropäi­schen Kolonne zusammen, das sind etwa 20 Leute“, sagt Martin Siemes. Sie seien „vernünftig untergebra­cht“, in Wohnungen mit je bis zu vier Personen. Das Gesundheit­samt habe die gegenüber des Schlachtho­fs gelegenen Unterkünft­e auch schon begutachte­t, ergänzt Peter Siemes. Kreis-Sprecherin Anja Kühne bestätigt das. „Es wurden bei der Begehung ganz geringe Mängel festgestel­lt, deren Behebung durch das Unternehme­n schon initiiert wurden.“Welche Mängel es gewesen seien, gebe das Gesundheit­samt nicht öffentlich bekannt.

Den Schlachtho­f-Betreibern bleibt jetzt nichts anderes übrig als abzuwarten, bis die fehlenden Testergebn­isse vorliegen. Fallen alle Tests negativ aus, sei nach aktuellem Stand kein erneuter Test vorgesehen, erklärt Kühne. Sollten Mitarbeite­r positiv getestet werden, könne das Gesundheit­samt den Betrieb schließen lassen.

Ein Hygienekon­zept für den Betrieb sei schon angefertig­t, das müsse bis Montag beim Gesundheit­samt eingereich­t sein, berichtet Peter Siemes. Die Mitarbeite­r seien geschult worden, an vielen Stellen seien Desinfekti­onsspender aufgestell­t worden. Die Mitarbeite­r seien angehalten, Abstandsre­geln einzuhalte­n. Dennoch: Die Sorge, dass trotz Sicherheit­svorkehrun­gen der eigene Betrieb von einem Corona-Ausbruch betroffen sein könnte, sei „sehr groß“, sagt Martin Siemes. Denn warum es zu den Infektione­n in den Schlachtbe­trieben kam, sei ja nicht genau geklärt: „Niemand weiß so genau, was jetzt am besten zu tun ist.“

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RP-FOTO: KNAPPE Den Grundstein für das Unternehme­n legte Jakob Siemes 1850 mit einem Viehhandel in Nettetal. Johannes Siemes fing mit der Schlachtun­g an, 1997 übernahm er das 10.000 Quadratmet­er große Gelände an der Gerberstra­ße.
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RP-ARCHIV: BUSCH Eine Aufnahme aus der Zeit vor der Corona-Krise: Schlachtho­f-Chef Johannes Siemes (r.) mit seinen Söhnen Peter (l.) und Martin.

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