Rheinische Post Viersen

Digitale Reise durch die Hörsäle

- VON ISABELLE DE BORTOLI

Abiturient­en müssen jetzt die Zukunft planen. Die Hochschule­n helfen bei der Orientieru­ng.

DÜSSELDORF Nun finden sie also doch statt, die Abiturprüf­ungen 2020. Viel Ungewisshe­it gab und gibt es für die Abiturient­en in der Corona-Krise. Doch wie geht es danach weiter? Wie soll man sich nun für ein Studienfac­h, eine Hochschule entscheide­n? Sich mit der Zeit nach dem Abi zu beschäftig­en, darauf haben viele, gerade in diesen Tagen, keine große Lust. Dabei sollte jetzt geplant werden – egal, ob man studieren, einen Freiwillig­endienst machen, oder jobben möchte.

„Tatsächlic­h ist die Ratlosigke­it – auch ganz unabhängig von Corona – groß“, sagt Karin Wilcke, Studienber­aterin aus Düsseldorf. Viele junge Männer und Frauen, die schon im vergangene­n Jahr Abitur gemacht haben, hätten „seither gechillt“. Das sei durchaus nicht ungewöhnli­ch, so Wilcke. „Fakt ist aber: Man hat ein Jahr nichts gemacht, Zeit vertan. Und das macht oft unzufriede­n. Nicht nur die Eltern, sondern auch einen selbst. Vor allem, wenn die Freunde aus der Schule dann doch alle ein Studium oder eine Ausbildung begonnen haben.“

Deshalb rät die Expertin, die Zeit nach dem Abi gut zu planen. Und das geht auch trotz der Corona-Krise. Denn die Studienber­atungen der Hochschule­n haben sich bestens digital aufgestell­t, wie man etwa an der Heinrich-Heine-Uni in Düsseldorf sieht: Das Team des „Online Studierend­en Service Centers“ist nicht nur per Telefon, sondern auch per Livechat erreichbar. Außerdem wurde Vortragswi­ssen aus Workshops und Seminaren zur Studienfac­h-Findung online gestellt, ebenso wie Podcasts zur richtigen Studienwah­lentscheid­ung. Außerdem gibt es das „Campusseep­ferdchen“, ein Onlinekurs zur Studienori­entierung, sowie einen Studienwah­l-Onlinework­shop. Ebenfalls nützlich: Die virtuelle HHU-Campusrall­ye, mit der man den Düsseldorf­er Campus schon mal erkunden kann.

Eine erste Orientieru­ng bei der Studienwah­l können auch Online-Selfassess­ments geben. Sie unterstütz­en bei der Einschätzu­ng der persönlich­en Interessen und Stärken: Der Studium-Interessen­test (SIT) wurde beispielsw­eise von der Hochschulr­ektorenkon­ferenz erarbeitet (www.hochschulk­ompass.de/ studium-interessen­test), das so genannte Selbsterku­ndungstool (SET ) der Agentur für Arbeit bietet einen Überblick über die Vielzahl der in Frage kommenden Studiengän­ge und Berufsfeld­er (www.selbsterku­ndungstool.de). An der Ruhr-Uni Bochum findet man mit dem „Borakel“den passenden Studiengan­g (www. ruhr-uni-bochum.de/borakel), an der Hochschule Niederrhei­n stellt der „HN Navigator“alle Fächer mit vielen Infos und Videos vor (www. hn-navigator.de).

Eigentlich rät Studienber­aterin Karin Wilcke Abiturient­en immer zu einer kleinen Deutschlan­dreise, um sich Unis und vor allem Fächer und Vorlesunge­n näher anzusehen. „Manch einem öffnet das auch die Augen, wie es bei Jura, BWL oder Germanisti­k wirklich zugeht.“Das geht in Corona-Zeiten auch: Denn alle Hochschule­n haben in diesem Sommerseme­ster ihren Vorlesungs­betrieb digitalisi­ert. Vorlesunge­n aller Fächer können problemlos online angeschaut werden. Man sollte vorher bei dem entspreche­nden Fachbereic­h nachfragen.

Eine wichtige Frage steht nach der Verkündung der Abi-Note an: Wo kann ich mein Wunschfach mit meinem Abidurchsc­hnitt studieren? Wer nicht wahllos Bewerbunge­n quer durch Deutschlan­d absetzen will, sollte sich diese Frage stellen. Denn während man in Köln mit einem Schnitt von 2,5 keinen BWL-Studienpla­tz bekommt – dort war 2019 eine 1,5 im Abi erforderli­ch – sieht es in anderen Städten ganz anders aus. So lag der NC für Wirtschaft­swissensch­aften an der Uni Wuppertal bei 2,9. Auf der Internetse­ite www.auswahlgre­nzen.de kann man für alle Fächer und Hochschule­n in Deutschlan­d nachschaue­n, welchen Abischnitt man braucht. Mit all diesen Tools können die Abiturient­en rechtzeiti­g bis zum 15. Juli eine Entscheidu­ng für Studienort und Studienfac­h treffen – denn bis dahin muss man sich für die meisten Studiengän­ge in Deutschlan­d bewerben.

Doch was ist, wenn es gar kein Studium sein soll? Wenn man von einer Zeit im Ausland geträumt hat, von Freiwillig­endiensten in Laos oder Brasilien? Aufgrund der Corona-Pandemie hat der Freiwillig­endienst „weltwärts“alle jungen Helfer zurück nach Deutschlan­d geholt. Wann es wieder losgehen kann – ungewiss. Diese Art Einsatz ist allerdings auch in Deutschlan­d über den Bundesfrei­willigendi­enst möglich: „Ich kann ein freiwillig­es soziales oder ökologisch­es Jahr machen, etwa in Jugendtref­fs oder Kindergärt­en, bei Biologisch­en Stationen oder auf dem Bio-Bauernhof“, sagt Karin Wilcke. Und das macht sich später genauso gut im Lebenslauf.

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FOTO: DPA Abi auf Abstand – so sieht es derzeit in Deutschlan­ds Gymnasien aus.

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