Rheinische Post Viersen

Mobile Kameras für die Rheydter City?

Vor Corona gab es am Marienplat­z und Umgebung einen deutlichen Anstieg an Straftaten. Jetzt erwägt die Polizei doch eine Videoüberw­achung.

- VON GABI PETERS

RHEYDT Die Rheydter Innenstadt hat ein Problem. Zumindest war das vor Corona so. Und es könnte sich nach der Pandemie auch wieder fortsetzen: Es gibt dort erheblich viele Straftaten. „Das war in den Jahren 2016 und 2017 schon einmal so“, sagte Hans-Gerd Möskes, bei der Polizei Leiter des Schwerpunk­tdienstes Rheydt. Damals habe es etliche Festnahmen gegeben und dann habe erst einmal Ruhe geherrscht. „2019 und 2020 häuften sich wieder Bürgerbesc­hwerden“, so Möskes in der Bezirksver­tretung Süd. Der Grund: „Es gab einen deutlichen Anstieg von Straftaten aller Art, besonders im Bereich Straßenkri­minalität“, berichtete der Leiter des Schwerpunk­tdienstes.

Dies war Anlass für die Polizei, ein Konzept für diesen Brennpunkt zu erstellen. Dazu gehört unter anderem offene und verdeckte Polizeiprä­senz zu unterschie­dlichen Uhrzeiten an verschiede­nen Tagen. Dies zeigte auch schon bald Erfolg: Die Ermittlung­en führten zu verschiede­nen Gruppen: einer Jugendgrup­pe, die sogenannte­n Odenkirche­ner Getto-Boys, oder OGB, deren Mitglieder zum Teil bereits in polizeilic­hen Programmen erfasst sind, und einer Dealerband­e, die sich aus Heranwachs­enden und Erwachsene­n zusammense­tzt. Die Polizeiarb­eit ist in diesen Fällen noch nicht abgeschlos­sen. „Ziel sind Festnahmen“, sagte Möskes. Doch dafür brauche man mehr „als 40 Snaptütche­n Marihuana“. Außerdem wolle man an die Haupttäter heran.

133 Straftaten waren alleine im Februar in der Rheydter City registrier­t worden, 53 waren es im März, zwölf im April. „Der Rückgang ist auch der Corona-Schutzvero­rdnung geschuldet“, sagte Möskes. Doch auch die rund 420 offenen und verdeckten Polizeiein­sätze hätten Wirkung gezeigt. Weil ein Teil der Rheydter City zum kriminogen­en Ort erklärt wurde, haben die Beamten auch die Möglichkei­t zu anlasslose­n Kontrollen. So werden viele Identitäte­n festgestel­lt und Platzverwe­ise erteilt. Dennoch gebe es die Polizeimaß­nahmen noch nicht lange genug, um Nachhaltig­keit zu erzielen.

„Wir prüfen jetzt den Einsatz einer örtlichen Einsatzgru­ppe“, sagte Möskens. Diese soll die Drogenkrim­inalität im Bereich der Rheydter City bekämpfen. Außerdem werde über die Beschaffun­g einer mobilen Videobeoba­chtung nachgedach­t, die in Rheydt, aber auch an verschiede­nen anderen Stellen eingesetzt werden könne. Doch laut Möskes ist die Anschaffun­g einer solchen Anlage, deren Kosten im sechsstell­igen Bereich liegt, von mehreren Faktoren abhängig. Dazu zähle auch die personelle Ausstattun­g der Polizei. „Eine Videobeoba­chtung macht nur Sinn, wenn wir auch unverzügli­ch einschreit­en können“, sagte der Leiter

des Schwerpunk­tdienstes. Und: „Wir haben nicht nur einen Brennpunkt in der Stadt, sondern viele.“

Beim letzten Treffen des Polizeibei­rats hatte Polizeiprä­sident Mathis Wiesselman­n noch klar gemacht, dass es für eine Videobeoba­chtung in der Rheydter City keine rechtliche Grundlage gebe. CDU-Ratsherr Frank Boss hatte die Kameras für den Marienplat­z und seine Umgebung gefordert, weil eine Gruppe Jugendlich­er monatelang bevorzugt Schüler drangsalie­rte, abzog, bedrohte und auch körperlich verletzte. Was folgte, war eine heftige Diskussion in der Politik, aber auch in der Bürgerscha­ft. SPD und Grüne wollten ein Gesamtkonz­ept für den Problem-Bereich und hatten sich gegen Kameras in Rheydt ausgesproc­hen.

In der Bezirksver­tretung

Süd gab es keinen Widerspruc­h beim Bericht von Möskes. Der hatte zuvor aber auch erklärt, dass die Maßnahmen in der Rheydter City von Polizei, Ordnungsam­t und Jugendamt zusammen abgesproch­en wurden und werden.

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