Neue Hoffnung auf Sommerurlaub
Ab Mitte Juni winkt wieder Reisefreiheit in der EU. Die Mitgliedstaaten wollen festlegen, unter welchen Bedingungen Tourismus stattfinden darf.
BERLIN Die Bundesbürger dürfen trotz der weltweiten Pandemie auf freie Urlaubsreisen in Europa noch in diesem Sommer hoffen. Wie Außenminister Heiko Maas (SPD) nach einer Videokonferenz mit Amtskollegen aus zehn der wichtigsten europäischen Reisezielländer für deutsche Urlauber am Montag in Berlin sagte, will die Bundesregierung voraussichtlich am 15. Juni ihre derzeit geltende weltweite Reisewarnung für die EU aufheben.
Für einen „kontrollierten Wiedereinstieg in den europäischen Tourismus“wolle die Bundesregierung dann Reisehinweise – unterhalb der jetzigen Reisewarnung – für die jeweiligen Länder erstellen, damit Urlauber sich darauf einstellen könnten, welche Einschränkungen sie an ihren möglichen Urlaubsorten erwarteten und auch welchen Gefahren sie sich dort aussetzten. An der Videokonferenz nahmen die Außenminister von Österreich, Italien, Kroatien, Spanien, Portugal, Malta, Griechenland, Bulgarien, Slowenien und Zypern teil.
„Viele Länder in Europa sind stark vom Sommertourismus abhängig, gerade auch von deutschen Reisenden. Für uns ist deshalb verständlich, dass sich viele Länder schnelle bilaterale Lösungen wünschen – auch und vor allen Dingen mit Deutschland“, sagte Maas. Der Außenminister wies allerdings darauf hin, dass man „kein europäisches Wettbieten um Touristen“wolle. Deswegen wolle man sich unter den europäischen Staaten eng abstimmen, unter welchen Voraussetzungen Sommerurlaub in diesem Jahr möglich sein werde.
Dabei stünden keine Geschäftsinteressen im Vordergrund, „sondern an erster Stelle kommen immer gesundheitliche Fragen“. Man wolle dabei Sicherheit für die Urlauber wie auch für deren Gastgeber. „Letztlich sind wir – die Deutschen sind nun mal die Reiseweltmeister – in der Verantwortung, ein solch koordiniertes Vorgehen mit zu organisieren.“Maas machte deutlich, dass deutsche Reisende, die an ihrem Urlaubsort an Covid-19 erkrankten, dann wohl auch mit Quarantäne
im Ausland rechnen müssten. Der Außenminister betonte weiter, die Bundesregierung wolle „Schritt für Schritt in die Normalisierung zurück“. Aber dieser Sommerurlaub werde nicht so werden, wie ein Urlaub vor der Corona-Krise gewesen sei. „Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, dass es eine schnelle Rückkehr zum Business as usual geben kann.“
Zugleich machte der SPD-Politiker deutlich: „Wir können nicht dauerhaft eine Reisewarnung für die ganze Welt aufrechterhalten.“Eine schnelle Rückkehr zu Urlaubsreisen
auch außerhalb Europas etwa nach Nord- oder Südamerika, Afrika oder Asien schloss Maas wegen der Pandemie aus. Er betonte, dass die Bundesregierung für ihre Rückholaktion Hunderttausender gestrandeter deutscher Urlauber aus dem Ausland jedem Geretteten einen Pauschalbetrag für den Heimflug nach Deutschland in Rechnung stellen werde.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder brachte unterdessen Urlaubsgutscheine ins Gespräch, um den Tourismus in Deutschland wieder anzukurbeln. Anders als Maas äußerte sich der CSU-Chef skeptisch, ob Bundesbürger bereits in einem Monat Urlaub in Italien, Spanien oder Frankreich machen könnten. „Keines dieser Länder hat im Moment das entsprechend angekündigt. Insofern sollten wir nicht vorpreschen.“Man bewege sich weiter auf sehr dünnem Eis.
Italiens Außenminister Luigi Di Maio wandte sich nach der Videokonferenz gegen Sonderabsprachen einzelner Länder. Italien will seine Grenzen für Ausländer am 3. Juni wieder öffnen. In Südtirol, einem der beliebtesten Ziele deutscher Urlauber, sollen bereits ab 25. Mai Hotels und Ferienwohnungen öffnen.