Runners Point droht das Aus
Der Mutterkonzern plant offenbar die Schließung aller Sportartikel-Filialen.
RECKLINGHAUSEN Der Sportartikel-Händler Runners Point plant offenbar die Schließung aller Filialen sowie der Zentrale in Recklinghausen. Insgesamt sollen mehr als 800 Mitarbeiter von dem Schritt betroffen sein. Die Geschäftsführung des Unternehmens habe Recklingshausens Bürgermeister Christoph Tesche telefonisch über diesen Schritt informiert, heißt es im Rathaus der Stadt. In Recklinghausen liegt die Zentrale des Unternehmens, hier arbeiten knapp 170 Mitarbeiter. Die Marke Runners Point wird offenbar aufgegeben, alle Aktivitäten in die Niederlande verlagert.
„Das ist für unsere Stadt ein echter Schlag ins Kontor“, sagte Tesche. Das Unternehmen war seit 1985 in Recklinghausen ansässig. Ihm tue es vor allem leid für die Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz verlieren. Zuerst hatte der WDR über die Pläne berichtet. Eine Anfrage ließ der Mutterkonzern Foot Locker zunächst unbeantwortet.
Runners Point wurde 1984 gegründet – und war zunächst ein
Tochter-Unternehmen des Warenhauskonzerns Karstadt, bis der damalige Vorstandschef Thomas Middelhoff das Unternehmen zusammen mit der Kette Sinn Leffers im August 2005 verkauft. Seit 2015 gehört Runners Point zum US-Unternehmen Food Locker, genau wie die Schuhgeschäfte unter der Marke Sidestep. In Deutschland hat Runners Point, das sich auf den Verkauf von Laufschuhen und -kleidung spezialisiert hat, rund 70 Filialen. Das Unternehmen ist auch in der Schweiz und in Österreich aktiv.
Der Einzelhandel leidet massiv unter den Maßnahmen zur Eindämmung
des Coronavirus. Viele Geschäfte mussten zeitweise schließen – und auch nach den nun von der Politik verfügten Lockerungen halten sich viele Kunden noch mit Käufen zurück. Die Frequenz ist in vielen Innenstädten zurückgegangen. Zuletzt musste daher unter anderem Galeria Karstadt Kaufhof, der Zusammenschluss aus der früheren Runners-Point-Mutter und dem Kölner Warenhauskonzern, ein Schutzschirmverfahren beantragen. Auch andere Händler wie Esprit sind in Schieflage geraten.
Die Aktie von Foot Locker hatte auf dem vorläufigen Höhepunkt der Krise Mitte März fast ein Drittel ihres Wertes von damals mehr als umgerechnet 16 Euro verloren, stabilisierte sich aber zuletzt bei 14 Euro. Ob das Coronavirus ausschlaggebend für das offenbar bevorstehende Aus von Runners Point war, ist unklar.
Der Betriebsrat von Runners Point hat den Rechtsanwalt Jürgen Graser eingeschaltet, um über die Zukunft zu verhandeln. „Wir rechnen damit, was die Stores betrifft, dass die Tätigkeit sobald wie möglich eingestellt wird“, sagte dieser.