Café Extrablatt öffnet und trotzt der Krise
Den ersten Tag nutzten viele Mönchengladbacher, um auf der Terrasse in der Sonne zu sitzen. Wie ist es gelaufen?
MÖNCHENGLADBACH Für den ersten Öffnungstag haben sich Igar Stepanow (35) und Stipe Madzar (40) bestes Wetter ausgesucht. Auf der Außenterrasse des Cafés Extrablatt nahmen am Montag bereits so einige Gäste Platz. Zeigten sich am Vormittag noch etwas lichtere Reihen, waren zur Mittagszeit die meisten Tische besetzt.
„Darf ich mal reinschauen?“, fragt ein Mann, der neugierig durch die geöffneten Türen schaut. „Natürlich, aber nur mit Maske“, lautet die Antwort. Vor der Terrasse ist eine Theke aufgebaut, an der Geschäftsführer Stipe Madzar die Daten der Kunden aufnimmt. Außerdem bittet er alle Gäste, sich dort die Hände zu desinfizieren. Das Hygiene-Tischchen innen nutzt bei dem Wetter fast nur das Personal. Nur einzelne Gäste verirren sich ins Gebäude. Die meisten möchten es sich lieber auf der Terrasse bequem machen.
Seit acht Uhr sind die Türen geöffnet, rund 25 Tische waren bereits reserviert, berichten die Geschäftsführer Stipe Madzar und Igar Stepanow. „Wir haben schon damit gerechnet, dass bei der Eröffnung recht viele kommen, um mal zu gucken“, sagt Madzar. Der 40-Jährige befürchtet, dass das in der Corona-Zeit nicht zu halten sei. „Das Geschäft wird erst einmal schleppend anlaufen und wir müssen uns an die Umsätze herantasten“, so Madzar. „Wir sehen seit einer Woche, was hier auf dem Platz passiert — und das ist nicht viel.“
Das Bild zeigt sich auch am Montag: Leere Tische und Stühle, verwaiste Terrassen auf dem ganzen Platz. Die überwiegend belegten Plätze des Cafés Extrablatt sind an diesem Tag die Ausnahme. Madzar ist sicher, das liege auch an dem Namen. „Viele kennen das Konzept ja bereits aus anderen Städten.“Das helfe ebenso wie die intensive Werbung der vergangenen Wochen in den Sozialen Netzwerken.
Normalerweise finden drinnen 192 Menschen Platz, jetzt ist es etwa die Hälfte. Draußen sind es 160 Plätze auf beiden Terrassen. „Wie viele wir ohne die Abstände dort unterbringen könne, weiß ich nicht — das haben wir ja noch nicht ausprobiert“, so Madzar.
„Für die ersten zwei Wochen haben wir jetzt schon 15 bis 20 Reservierungen für das Frühstück, obwohl man gar nicht reservieren muss“, ergänzt Stepanow. Das ist den beiden Geschäftsführern auch wichtig. Sie wollen, dass auch spontane Gäste immer einen Platz bekommen können.
Stepanow und Madzar sind trotz der schwierigen Zeit froh, endlich öffnen zu können. „Wir haben acht Monate renoviert und umgebaut. Es war ziemlich viel zu tun“, berichtet Madzar. „Wir sind aber sehr von der Stadt und von Michael Hollmann, der uns die Räume vermietet, unterstützt worden. Das hat sehr geholfen“, betont Stipe Madzar.
„Die Leute haben schon richtig darauf gewartet, wir haben oft gehört, wir sollten mal Gas geben“, sagt Stepanow und schmunzelt. Die Geschäftsführer sehen in Mönchengladbach viel Potenzial für ihr Café. Beide haben schon einige Erfahrung in dem Unternehmen und der Szene gesammelt. Madzar führt noch drei weitere Extrablatt-Standorte sowie ein Wirtshaus. „Ich bin schon seit 22 Jahren im Unternehmen dabei. Die Erfahrung hat bei der Eröffnung hier sehr geholfen“, erklärt er. Stepanow hat als Angestellter angefangen, machte seine Ausbildung beim Café Exrtablatt, wurde Schichtleiter und arbeitete sich bis zum Betriebsleiter hoch. Nun ist er bei seinem ersten Café Extrablatt Geschäftsführer. „Die ganzen Regeln und woran man alles denken muss — das hat die Vorfreude schon ein bisschen getrübt“, gibt er zu. „Ich war gestern nicht aufgeregt, sondern habe nur überlegt, ob ich auch an alles gedacht habe.“
Die Gäste jedenfalls zeigen sich froh und zufrieden mit dem Konzept. Madzar schätzt die Offenheit der Besucher, hält selbst gern den ein oder anderen Plausch. „Die Mönchengladbacher sind total aufgeschlossen und sehr entspannt“, lobt er das Publikum des ersten Tags. „Bei den Reservierungen fragen wir, ob es denn auch wirklich nur zwei Haushalte sind, die an einem Tisch zusammenkommen — da waren einige sogar so ehrlich, dass es mehr sind und haben eingelenkt“, berichtet Stepanow.
16 Mitarbeiter seien am ersten Tag im Einsatz. Auch für das Team sei es eine Umstellung, nach den Regeln zu bedienen. „Am ersten Tag achtet jeder noch sehr darauf, am zweiten ist es schon nicht mehr so präsent und in ein paar Wochen wird das alles ganz normal sein“, sagt Madzar. Er ist sicher, dass die Regeln die Gastronomie noch eine Weile begleiten werden. „Wir machen das Beste daraus“, sagt er dazu nur. Irgendwie spiele sich das alles bald ein.