Engpass mit Ansage
Die weitere Öffnung von Kitas und Schulen wird nach Einschätzung der Landesregierung nicht reibungslos ablaufen. Es fehlt vor allem an qualifizierten Betreuern und Lehrern.
Dem neuen Plan der Landesregierung zufolge sollen die Kinder in üblicher Zahl in feste, getrennte Gruppen mit mindestens einer Fachkraft und einer weiteren Betreuerin aufgeteilt werden. Dem absehbaren Personalmangel will der Familienminister mit einer Anwerbeaktion begegnen. Im Blick hat Stamp dabei Fachschüler, denen die Kita-Träger ohnehin ein Pflichtpraktikum anbieten müssten. Auch bereits pensionierte Betreuerinnen könnten auf freiwilliger Basis reaktiviert werden, hieß es in informierten Kreisen.
Kitas, die den angestrebten Betreuungsumfang
dennoch nicht erreichen, dürften „nach unten abweichen“, aber nur nach Rücksprache mit den Jugendämtern und nur im Ausnahmefall, erläuterte Stamp. Der Minister rechnet früheren Angaben zufolge damit, dass rund 20 Prozent der Fachkräfte fehlen könnten, weil sie einer Corona-Risikogruppe zugerechnet würden. Dieser Anteil könnte aber in Kürze sinken: Weil sich die Bewertung des Robert-Koch-Instituts (RKI) geändert habe, müsse das Risiko eines jeden Einzelnen nun individuell betrachtet werden, so Stamp. Wer auch nach der neuen Definition weiterhin zur Risikogruppe zähle, müsse eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vom Arzt beibringen.
Die geänderte Einschätzung des RKI hat auch Auswirkungen auf Lehrer, wie Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) im Schulausschuss erklärte. Es müssten nun Gespräche mit Personalräten und anderen Ministerien geführt werden, um zu sondieren, wer künftig eingesetzt werden könne: „Wir können Präsenzunterricht sicher nicht auf Grundlage der Freiwilligkeit organisieren.“Bisher zählten knapp 30 Prozent der insgesamt rund 200.000 Lehrkräfte zur Risikogruppe. Sie waren also älter als 60 Jahre oder litten unter einer Vorerkrankung.
Der Präsident des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, berichtet von zunehmendem Unmut bei Ärzten über die Zahl an Lehrern, die aus Angst vor einer Corona-Ansteckung eine Befreiung vom Unterricht anstrebten. „Es ist schon unverständlich, dass die Berufsgruppe der Lehrer für sich ein solches Schutzprivileg in Anspruch nimmt“, hatte Fischbach der „Neuen Osnabrücker Zeitung“gesagt.