Politik will Notebooks für Schulen
Zwei Pilotschulen sollen Musterbeispiele entwickeln, wie Schulen digitalisiert und dazu mit mobilen Computern ausgestattet werden können. Wegen Corona soll es schnell gehen: Mehrere Ratsfraktionen wollen Geräte zum Verleih an Schüler anschaffen.
MÖNCHENGLADBACH Die Schulen in der Stadt sollen angesichts der Corona-Krise mit Laptops und Tablet-Computern ausgestattet werden. Das jedenfalls wünschen sich die Politiker mehrerer Ratsfraktionen, die zum Teil bereits für die Sitzung des Schulausschusses am kommenden Mittwoch unterschiedliche Anträge gestellt haben. In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass der Fachbereich Schulen und Sport die Ausstattung mit Notebooks derzeit für nicht zwingend erforderlich erachtet, weil sich die Schüler Aufgabenblätter etwa auch in der Schule abholen könnten. Auf Grundlage dieses Schreibens vom 11. April lehnt das Jobcenter Anträge von bedürftigen Familien auf einen Zuschuss für den Kauf eines Gerätes ab.
Die FDP will jetzt die Schulen so mit mobilen Endgeräten ausstatten, dass diese bedürftigen Schülern kostenlos ein Gerät je Haushalt zur Verfügung
stellen können. Dazu soll die Stadtverwaltung Fördermittel prüfen und finanzierbare Anschaffungen von Computern vorziehen.
Die Grünen gehen noch weiter und kündigten für die Ratssitzung Mitte Juni einen Antrag an, demnach die Stadt außerplanmäßig 500.000 Euro bereitstellen soll, um damit zunächst 1000 Geräte anzuschaffen. „Wir stellen uns das so vor, dass die Stadt die erforderlichen digitalen Endgeräte über eine zentrale Ausschreibung beschafft und sie über eine zentrale Vergabestelle bei der Stadtverwaltung an jene Schulpflichtigen verleiht, die Notebooks benötigen“, sagt der Fraktionsvorsitzende Karl Sasserath. Der Betrag solle über die Landeszuweisungen aus dem kommunalen Anteil am Sofortausstattungsprogramm des Bundes erfolgen.
Das Bundeskabinett hatte bereits im April beschlossen, 500 Millionen Euro für die digitale Ausstattung jener Schüler bereitzustellen, die zu Hause keine Geräte für das digitale
Lernen haben. Davon ist bisher aber nichts bei den Kommunen angekommen. Die Stadt wartet deshalb weiter auf konkrete Informationen von Bund und Land, „welche hoffentlich den Ankündigungen entsprechen“, betont Stadtsprecher Wolfgang Speen.
Für die SPD geht es aber gar nicht um die Finanzierungsfrage. „Das Geld kommt, deshalb sollten wir uns jetzt schon weiter mit der Frage befassen, welche Geräte sich eignen, welche Anforderungen sie erfüllen müssen und wie Beschaffungsprozesse funktionieren könnten“, sagt SPD-Fraktionschef Felix Heinrichs. „Dazu müssen wir die Schulen befragen.“
Und das geht bereits am kommenden Mittwoch, wenn der Schulausschuss im Haus Erholung zusammenkommt. Dann nämlich berichten das Gymnasium am Geroweiher und das Hugo-Junkers-Gymnasium, wie sie als digitale Pilotschulen zusätzliches Geld von der Stadt für die Digitalisierung eingesetzt haben. Beiden Schulen wurden jeweils 150.000 Euro wurden für 2019 und 2020 zugesagt, um damit nicht nur das W-Lan-Netz zu erweitern, eine Schul-App zu programmieren oder die Server-Landschaft der Schule aufzurüsten, sondern auch für den Kauf von iPads mit Zubehör und Notebooks. Die beiden „gigitalen Pilotschulen“sollen damit Standards für den Digitalunterricht entwickeln und ihr Wissen an andere Schulen weitergeben, damit der Medienentwicklungsplan schneller umgesetzt werden kann.
Der beschreibt den Rahmen für die Digitalisierung aller 68 Mönchengladbacher Schulen mit Kosten von mehr als 17 Millionen Euro, von denen die Stadt aber nur rund 1,6 Millionen Euro selbst aufbringen müsste. Nur ist diese Strategie auf Jahre angelegt, Geräte werden aber jetzt gebraucht.
Heinrichs kündigte an, auch die Groko aus SPD und CDU werde deshalb eine Initiative mit eigenen Vorschlägen für den Schulausschuss vorlegen. Die Beratung dazu werde am Montag in den Sitzungen der Fraktionen folgen. „Wir müssen das jetzt relativ schnell machen, nicht erst in Jahren. Deshalb sollten wir von den Schulen dringend lernen. Und zwar nicht nur von den Pilotschulen, sondern auch von denen, die sich dafür beworben haben und Konzepte vorgelegt haben.“
Für Petra Heinen-Dauber (CDU), Vorsitzende des Schulausschusses, ist jetzt wichtig, zu erfahren, „wie die direkte Hilfe vom Bund umgesetzt werden soll“. Sie setzt ebenfalls Hoffnung in den Bericht der beiden Schulen und des Fachbereichs Schule und Sport: „Homeschooling ist doch etwas anderes als das, was wir uns bisher vorgestellt haben. Es ist über uns gekommen.“
Andere Städte sind da weiter: Kaarst etwa stellte in der vergangenen Woche Schülern 150 iPads und Laptops zur Verfügung.