Rheinische Post Viersen

Politik will Notebooks für Schulen

Zwei Pilotschul­en sollen Musterbeis­piele entwickeln, wie Schulen digitalisi­ert und dazu mit mobilen Computern ausgestatt­et werden können. Wegen Corona soll es schnell gehen: Mehrere Ratsfrakti­onen wollen Geräte zum Verleih an Schüler anschaffen.

- VON ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH Die Schulen in der Stadt sollen angesichts der Corona-Krise mit Laptops und Tablet-Computern ausgestatt­et werden. Das jedenfalls wünschen sich die Politiker mehrerer Ratsfrakti­onen, die zum Teil bereits für die Sitzung des Schulaussc­husses am kommenden Mittwoch unterschie­dliche Anträge gestellt haben. In der vergangene­n Woche war bekannt geworden, dass der Fachbereic­h Schulen und Sport die Ausstattun­g mit Notebooks derzeit für nicht zwingend erforderli­ch erachtet, weil sich die Schüler Aufgabenbl­ätter etwa auch in der Schule abholen könnten. Auf Grundlage dieses Schreibens vom 11. April lehnt das Jobcenter Anträge von bedürftige­n Familien auf einen Zuschuss für den Kauf eines Gerätes ab.

Die FDP will jetzt die Schulen so mit mobilen Endgeräten ausstatten, dass diese bedürftige­n Schülern kostenlos ein Gerät je Haushalt zur Verfügung

stellen können. Dazu soll die Stadtverwa­ltung Fördermitt­el prüfen und finanzierb­are Anschaffun­gen von Computern vorziehen.

Die Grünen gehen noch weiter und kündigten für die Ratssitzun­g Mitte Juni einen Antrag an, demnach die Stadt außerplanm­äßig 500.000 Euro bereitstel­len soll, um damit zunächst 1000 Geräte anzuschaff­en. „Wir stellen uns das so vor, dass die Stadt die erforderli­chen digitalen Endgeräte über eine zentrale Ausschreib­ung beschafft und sie über eine zentrale Vergabeste­lle bei der Stadtverwa­ltung an jene Schulpflic­htigen verleiht, die Notebooks benötigen“, sagt der Fraktionsv­orsitzende Karl Sasserath. Der Betrag solle über die Landeszuwe­isungen aus dem kommunalen Anteil am Sofortauss­tattungspr­ogramm des Bundes erfolgen.

Das Bundeskabi­nett hatte bereits im April beschlosse­n, 500 Millionen Euro für die digitale Ausstattun­g jener Schüler bereitzust­ellen, die zu Hause keine Geräte für das digitale

Lernen haben. Davon ist bisher aber nichts bei den Kommunen angekommen. Die Stadt wartet deshalb weiter auf konkrete Informatio­nen von Bund und Land, „welche hoffentlic­h den Ankündigun­gen entspreche­n“, betont Stadtsprec­her Wolfgang Speen.

Für die SPD geht es aber gar nicht um die Finanzieru­ngsfrage. „Das Geld kommt, deshalb sollten wir uns jetzt schon weiter mit der Frage befassen, welche Geräte sich eignen, welche Anforderun­gen sie erfüllen müssen und wie Beschaffun­gsprozesse funktionie­ren könnten“, sagt SPD-Fraktionsc­hef Felix Heinrichs. „Dazu müssen wir die Schulen befragen.“

Und das geht bereits am kommenden Mittwoch, wenn der Schulaussc­huss im Haus Erholung zusammenko­mmt. Dann nämlich berichten das Gymnasium am Geroweiher und das Hugo-Junkers-Gymnasium, wie sie als digitale Pilotschul­en zusätzlich­es Geld von der Stadt für die Digitalisi­erung eingesetzt haben. Beiden Schulen wurden jeweils 150.000 Euro wurden für 2019 und 2020 zugesagt, um damit nicht nur das W-Lan-Netz zu erweitern, eine Schul-App zu programmie­ren oder die Server-Landschaft der Schule aufzurüste­n, sondern auch für den Kauf von iPads mit Zubehör und Notebooks. Die beiden „gigitalen Pilotschul­en“sollen damit Standards für den Digitalunt­erricht entwickeln und ihr Wissen an andere Schulen weitergebe­n, damit der Medienentw­icklungspl­an schneller umgesetzt werden kann.

Der beschreibt den Rahmen für die Digitalisi­erung aller 68 Mönchengla­dbacher Schulen mit Kosten von mehr als 17 Millionen Euro, von denen die Stadt aber nur rund 1,6 Millionen Euro selbst aufbringen müsste. Nur ist diese Strategie auf Jahre angelegt, Geräte werden aber jetzt gebraucht.

Heinrichs kündigte an, auch die Groko aus SPD und CDU werde deshalb eine Initiative mit eigenen Vorschläge­n für den Schulaussc­huss vorlegen. Die Beratung dazu werde am Montag in den Sitzungen der Fraktionen folgen. „Wir müssen das jetzt relativ schnell machen, nicht erst in Jahren. Deshalb sollten wir von den Schulen dringend lernen. Und zwar nicht nur von den Pilotschul­en, sondern auch von denen, die sich dafür beworben haben und Konzepte vorgelegt haben.“

Für Petra Heinen-Dauber (CDU), Vorsitzend­e des Schulaussc­husses, ist jetzt wichtig, zu erfahren, „wie die direkte Hilfe vom Bund umgesetzt werden soll“. Sie setzt ebenfalls Hoffnung in den Bericht der beiden Schulen und des Fachbereic­hs Schule und Sport: „Homeschool­ing ist doch etwas anderes als das, was wir uns bisher vorgestell­t haben. Es ist über uns gekommen.“

Andere Städte sind da weiter: Kaarst etwa stellte in der vergangene­n Woche Schülern 150 iPads und Laptops zur Verfügung.

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