Rheinische Post Viersen

Sehr viele Zufälle im Fall Amad A.

Der Justiz-Skandal ist noch nicht ausgestand­en – auch nicht für den Minister.

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NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU) hat gute Chancen, ein Corona-Gewinner zu werden. Im Landtag laufen zwei Parlamenta­rische Untersuchu­ngsausschü­sse (Pua) weiter, die immer wieder einmal ein Schlaglich­t auf ihn und sein Ressort werfen. Aber die Öffentlich­keit nimmt davon kaum Notiz. Der eine beschäftig­t sich mit der Hacker-Affäre im Privathaus der früheren Landwirtsc­haftsminis­terin Christina Schulze Föcking (CDU). Sie verdächtig­te Hacker, ihren Fernseher durcheinan­dergebrach­t zu haben. Es war aber nur die ältere Verwandtsc­haft. Was die Sache für Biesenbach brisant macht, ist der Verdacht, er könne die Staatsanwa­ltschaft zur Fortführun­g der Ermittlung­en angehalten haben, obwohl die Ursache längst feststand. Bewiesen wurde das bisher nicht.

Der zweite Pua beschäftig­t sich mit dem Fall des Syrers Amad A., der wegen einer Verwechslu­ng fälschlich in Haft saß und am Ende in seiner Zelle verbrannte. Die Umstände sind noch nicht geklärt. Vorige Woche aber förderte der Untersuchu­ngsausschu­ss eine Informatio­n zutage, die von allergrößt­er Bedeutung sein könnte. Eine Braunschwe­iger Staatsanwä­ltin soll die Polizei schon zu einem frühen Zeitpunkt darauf aufmerksam gemacht haben, dass in Kleve der Falsche

in Haft saß. Belegen kann sie dies mit einem internen Vermerk, den sie nach dem Gespräch anfertigte. Der Polizist aber, mit dem sie telefonier­te, soll diesen Hinweis ignoriert haben. Damit häufen sich die Merkwürdig­keiten: Ein Weißer wird mit einem Schwarzafr­ikaner verwechsel­t. Es werden Personenda­ten verschmolz­en, die nichts miteinande­r zu tun haben. Als der Fehler bemerkt wird, hinterfrag­t niemand die Inhaftieru­ng von Amad A. Und nun auch noch die Panne mit der Staatsanwä­ltin. Es bleibt spannend im Pua – und für Biesenbach.

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