Hoher Krankenstand kostet Firmen 1,6 Milliarden Euro
BERLIN Wegen des sprunghaften Anstiegs des Krankenstandes in der Corona-Krise müssen die Arbeitgeber im laufenden rund 1,6 Milliarden Euro zusätzlich für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall bezahlen. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die unserer Redaktion vorliegt.
Der Krankenstand der Beschäftigten war im März außergewöhnlich stark gestiegen. Das Institut führt dies vor allem auf die bis Ende Mai befristete Sonderregelung der telefonischen Krankschreibungen zurück. Rückwirkend zum 9. März mussten erkrankte Arbeitnehmer beim Arzt nicht selbst vorstellig werden. Sie erhielten Krankschreibungen allein aufgrund telefonischer Diagnosen.
Der von der gesetzlichen Krankenversicherung festgestellte Krankenstand war daraufhin von 4,5 Prozent der Versicherten am 1. März auf 6,5 Prozent am 1. April in die Höhe geschnellt. Auch nach Daten der Betriebskrankenkassen sei der Krankenstand im März gegenüber Februar um 1,2 Punkte auf 6,7 Prozent gestiegen, im April aber wieder gesunken, heißt es in der Studie.
Für den starken Anstieg im März sei vor allem eine „erhöhte Sensitivität der Ärzte gegenüber potenziellen Symptomen einer Corona-Infektion (Husten, Schnupfen, Fieber)“verantwortlich, mutmaßt das Institut. Befürchtungen, die befristete Sonderregelung bei den Krankschreibungen sei von vielen Arbeitnehmern missbraucht worden, „scheinen sich vor dem Hintergrund des (besseren) Aprilwerts nicht zu bestätigen“, schreibt IW-Studienautor Jochen Pimpertz.
Da der Krankenstand im März außergewöhnlich hoch gewesen sei, müssten die Arbeitgeber bei der Entgeltfortzahlung im laufenden Jahr einen corona-bedingten Sondereffekt von zusätzlich 1,6 Milliarden Euro schultern. „Zum Jahresende drohen damit die Kosten der Entgeltfortzahlung bei Krankheit auf knapp 69 Milliarden Euro zu steigen“, heißt es in der Studie. Die Summe von 1,6 Milliarden Euro erscheine angesichts der viel größeren Dimensionen des corona-bedingten Einbruchs der Wirtschaftsleistung gering, so Pimpertz. Gleichwohl trügen die Arbeitgeber damit zur Abfederung der Pandemie-Folgen bei.