Rheinische Post Viersen

Eon nimmt Innogy von der Börse

Die Tage der Innogy-Aktie sind gezählt: Noch in dieser Woche will Eon den widerspens­tigen Aktionären eine Zwangsabfi­ndung zahlen. Um den Abbau der 5000 Arbeitsplä­tze wird dagegen weiter gerungen.

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Der Energiekon­zern Innogy ist Geschichte: Eon ließ am Dienstag den Squeeze-out, also das Hinausdrän­gen der letzten Aktionäre, in das Handelsreg­ister eintragen. Damit ist die Übernahme der früheren RWE-Tochter perfekt. „Wir freuen uns sehr, dass wir den letzten großen Schritt zur vollständi­gen Übernahme von Innogy vollziehen konnten“, sagte Eon-Chef Johannes Teyssen. „Etwas Vergleichb­ares hat in den letzten Dekaden der deutschen Wirtschaft­sgeschicht­e nicht stattgefun­den.“

Im März 2018 hatten die einstigen Erzrivalen Eon und RWE die Aufteilung der jungen RWE-Tochter und damit die Neuordnung der deutschen Energiebra­nche vereinbart. Eon bekam das Netz- und Vertriebsg­eschäft von Innogy und zählt heute 50 Millionen Strom- und Gaskunden in Europa. RWE erhielt im

Gegenzug die Ökostromge­schäfte von Eon und Innogy und wird zu einem der größten Offshore-Windparkbe­treiber.

Auch an der Börse ist Innogy nun Geschichte: „Die Börsennoti­erung der Innogy SE wird voraussich­tlich noch in dieser Woche eingestell­t“, teilte Eon mit. Die widerspens­tigen Kleinaktio­näre, die ihre Innogy-Anteile bislang nicht an Eon verkaufen wollten, sollen nun zwangsabge­funden werden. „Die festgesetz­te Barabfindu­ng wird in den nächsten Tagen ausgezahlt“, so Eon weiter. Ein gerichtlic­h bestellter Prüfer habe bestätigt, dass die festgelegt­e Abfindung in Höhe von 42,82 Euro je Aktie angemessen sei. Im März hatte eine außerorden­tliche Hauptversa­mmlung den Squeeze-out beschlosse­n.

Die Anleger sind aber bis heute nur mäßig begeistert von dem Deal: Die Eon-Aktie legte am Dienstag leicht zu auf 9,60 Euro. Damit liegt sie nur etwas höher als im

März 2018. Die RWE-Aktie hat sich im selben Zeitraum fast verdoppelt auf über 30 Euro.

Weiterhin unklar ist es, wie es mit dem Stellenabb­au weitergeht. Eon hatte erklärt, im Zuge des Innogy-Deals bis zu 5000 der 75.000 Arbeitsplä­tze abzubauen. „Es kann sein, dass wir am Ende mit einem geringeren Abbau auskommen, das würde mich freuen“, hatte Eon-Chef Johannes Teyssen im Interview mit unserer Redaktion gesagt. Dabei bleibt es. In Essen, wo alle drei Konzerne ihren Sitz haben, und Dortmund fallen wie angekündig­t je 800 Stellen weg. Zur Verteilung des Abbaus auf die weiteren Standorte kann Eon weiterhin nichts sagen und verweist auf die laufenden Verhandlun­gen mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn. Ziel des Abbaus ist es, bis zum Jahr 2022 rund 600 bis 800 Millionen Euro an Kosten einzuspare­n.

Die Wettbewerb­sbehörden haben den Deal intensiv geprüft. Im

September 2019 hatte die EU-Kommission grünes Licht gegeben. Daher sieht Eon den Klagen von Konkurrent­en auch gelassen entgegen, die die Entstehung des Netz- und Vertriebsg­iganten in letzter Minute noch verhindern wollen. Elf Stadtwerke, darunter Enercity (Hannover) oder Mainova (Frankfurt), haben Klage vor dem Gericht der Europäisch­en Union in Luxemburg eingereich­t. Sie kritisiere­n, dass nun „zwei nationale Champions zu Lasten des Mittelstan­ds“entstehen würden. RWE und Eon seien jeder in seinem Bereich der mit weitem Abstand größte Anbieter und müsse den bisher größten Konkurrent­en nicht mehr fürchten. Das Verfahren hat laut Eon ohnehin keine aufschiebe­nde Wirkung für den Deal. Und dass Eon und RWE das Geschäft gar rückabwick­eln müssen, halten sie wegen der intensiven Prüfung der Kartellbeh­örden für ausgeschlo­ssen.

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FOTO: DPA Teyssen, Schmitz 2018.

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