Eltern setzen Vertrauen in Kita Steinkreis
Nach dem gewaltsamen Tod eines Kita-Kindes in Viersen haben Eltern die Notbetreuung unverändert in Anspruch genommen.
VIERSEN Am Montag wird in den Kitas in NRW der eingeschränkte Regelbetrieb aufgenommen – also auch in der städtischen Kita Steinkreis in Viersen. Wie viele Mütter und Väter ihre Kinder am Montag in jene Kita bringen, in der eine Erzieherin ein dreijähriges Mädchen ermordet haben soll, ob Eltern stattdessen unsicher sind und den Nachwuchs lieber anderweitig betreuen lassen: Das bleibt abzuwarten. Derzeit sei nicht abzuschätzen, wie viele Eltern das eingeschränkte Betreuungsangebot nutzen, noch laufe die Planung, informiert Stadtsprecher Frank Schliffke. Doch mit Blick auf die vergangene Woche betont die zuständige Beigeordnete Cigdem Bern: „Ich sehe es als positives Zeichen des Vertrauens in die Kita, dass am Tag nach den Gesprächen, die die Bürgermeisterin und ich in der Einrichtung mit den Eltern geführt haben, alle Kinder wieder in die Notbetreuung gekommen sind.“
An Christi Himmelfahrt hatte die Stadt in einer Mitteilung über den Tod des dreijährigen Kita-Kindes Greta informiert. Kurz danach wurde bekannt, dass die 25-jährige
Erzieherin Sandra M. das Mädchen ermordet haben soll. Am 21. April war Greta von einem Notarzt wegen Atemstillstands von der Kita aus ins Krankenhaus gebracht worden. Am 4. Mai starb sie dort. Rechtsmediziner fanden Spuren, die auf Gewalteinwirkung
hindeuteten. Der Fall sorgte deutschlandweit für Aufsehen. Die Ermittler beschuldigen die Erzieherin nicht nur des Mordes an Greta, sondern auch der Misshandlung einer Schutzbefohlenen in einer Tönisvorster Kita, in der sie früher gearbeitet hat. Zudem prüft die Mordkommission, ob Sandra M. auch in einer Krefelder und einer Kempener Kita Kinder misshandelte. Am vergangenen Montag seien Bern und Bürgermeisterin Sabine Anemüller morgens in der Kita Steinkreis gewesen, um mit den Eltern zu sprechen, die für ihre Kinder die Notbetreuung nutzen, berichtet Schliffke. An jenem Tag seien alle Eltern dort gewesen, außerdem 13 der 24 Kinder, die vergangene Woche in Notbetreuung waren. Nach den Gesprächen, ab Dienstag, seien dann wieder alle 24 Kinder da gewesen.
Im Regelbetrieb werden in der Kita Steinkreis 100 Kinder in fünf Gruppen betreut. Aktuell sind in der
Einrichtung auch die Kinder und Erzieher der Kita Robend zu Gast, die nach einem Brand bis auf Weiteres geschlossen ist. Im Hinblick auf den Start des eingeschränkten Regelbetriebs gelte es nun auch zu überlegen, wie die Kinder, die ab Montag wieder neu die Kita besuchen, auf die besondere Situation vorbereitet werden, berichtet Schliffke. Informationsveranstaltungen für Eltern seien aktuell nicht geplant, „aber in der Kita findet ein ständiger Dialog statt“.
Nachdem bekannt wurde, dass die Erzieherin Sandra M. vorher bereits Kinder in anderen Kitas misshandelt haben soll, hat mittlerweile der Landtag für Donnerstag eine Sondersitzung des Familienausschusses einberufen. Die Deutsche Kinderhilfe forderte am Dienstag in einer Pressemitteilung verbindliche regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen in Kitas und Tagespflegestellen.