Missbrauchsprozess: Krefelder belastet Viersener
Ein 39-jähriger Viersener soll sich häufiger an seiner Nichte vergangen haben als angeklagt. Das sagt ein Mitangeklagter.
MÖNCHENGLADBACH Am Dienstag wurde ein Prozess, der zum Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach gehört, vor dem Landgericht Mönchengladbach fortgesetzt. Seit dem 29. April müssen sich dort zwei 39-jährige Männer aus Viersen und Krefeld wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Schutzbefohlenen, Herstellung, Verbreitung sowie Besitz kinderpornografischer Schriften verantworten.
Die Anklageschrift umfasst insgesamt 170 Seiten. Laut dieser soll ein Viersener seine Nichte seit ihrem sechsten Lebensjahr missbraucht haben. Über seine Verteidigung hat der Mann vor Gericht knapp ein Drittel der ihm vorgeworfenen Taten eingeräumt, ließ keine Rückfragen zu. Nach seiner Einlassung, in der der 39-Jährige aus Krefeld sämtliche ihm zur Last gelegte Taten weitestgehend einräumte, beantwortete der Angeklagte nun auch Fragen zur Sache.
Laut Anklage soll der Mann seine heute elfjährige Tochter seit dem Jahr 2006 missbraucht haben. Beide Männer sollen sich in einem Chat kennengelernt und nach einem ersten Treffen regelmäßig zum gemeinsamen, teilweise schweren, sexuellen Missbrauch von Tochter beziehungsweise Nichte verabredet haben. Der Neffe des Vierseners soll ebenfalls häufig in dessen Wohnung anwesend gewesen sein und die Übergriffe miterlebt haben.
Auf Nachfrage der Staatsanwältin erklärte der Krefelder vor Gericht, dass es statt der fünf angeklagten insgesamt acht Übergriffe des Vierseners auf dessen Nichte gegeben haben müsse. Diese hätten sowohl in Viersen als auch bei ihm zu Hause in Krefeld stattgefunden. Zudem sei der angeklagte Viersener auch schon mal allein mit den Mädchen gewesen, und er gehe davon aus, dass „dann auch etwas passiert“sei.
An seinem Neffen jedoch habe sich der Viersener häufig abreagiert, wenn es „ihm zuviel wurde“, der Mann sei dann dem heute neun Jahre alten Jungen gegenüber handgreiflich geworden sein. Während seiner Aussage, in der er erneut auch seinen Mitangeklagten belastete, wurde dieser zunehmend ungehaltener, schüttelte häufig den Kopf und wendete sich an einen seiner Verteidiger.
Der Prozess wird am kommenden Freitag, 5. Juni, fortgesetzt.