Rheinische Post Viersen

Schutz garantiere­n und Gutes tun

Die Adelsfamil­ie Schaesberg auf Schloss Krickenbec­k ist eng mit der Gemeinde Hinsbeck verbunden.

- VON MANFRED MEIS RP-ARCHIV: FRANZ-HEINRICH BUSCH

HINSBECK Es hat lange gedauert, bis das Bergdorf die wohl bedeutends­te Familie des Ortes auch mit der Benennung einer Straße ehrte: Erst seit dem letzten Jahr werden die Konturen der Graf-Schaesberg-Straße im neuen Baugebiet Krugerpfad sichtbar, wachsen Häuser empor, wohnen die ersten Familien dort.

Immerhin ist der Name der Freiherren­und Grafenfami­lie seit 1623 mit Schloss Krickenbec­k verbunden, das Ferdinanda von Wachtendon­k als Mitgift in die Ehe mit Johann Friedrich aus dem alten limburgisc­hen Geschlecht von Schaesberg einbrachte. Die Verbindung mit Hinsbeck wurde 50 Jahre später noch enger, als die finanziell sehr klamme spanische Regierung, zu der das Herzogtum Geldern mittlerwei­le gehörte, einige Herrlichke­iten zur Versteiger­ung ausschrieb. Hinsbeck, Leuth, Wankum und Herongen fielen für knapp 25.000 Pfund an die Schaesberg­s.

Das nun bis zum Einmarsch der Franzosen 1794 herrschend­e Schaesberg-Regime bedeutete „straffere Organsiati­on nach innen, mehr Schutz nach außen“, schrieb der Kaldenkirc­hener Historiker Leo Peters 1970 im Verwaltung­sbericht der Gemeinde Hinsbeck. Weil die Familie von Schaesberg ein hohes Ansehen genoss, seien den Hinsbecker­n sicherlich zahlreiche Brandschat­zungen, Plünderung­en und Kontributi­onszahlung­en erspart geblieben, mutmaßt Peters.

Um das kleine Hinsbeck haben sich die Schaesberg­s vermutlich nicht selbst gekümmert, sondern dies ihren Beamten überlassen; sie selbst hatten hohe politische Ämter in Düsseldorf bei Kurfürst Johann Wilhelm („Jan Wellem“), und seinem Nachfolger. Sie pflegten „Adelskultu­r und barocken Lebensstil in Düssedorf und Krickenbec­k“, wie der Düsseldorf­er Historiker Gert Kaiser formuliert­e: „Die Schaesberg­s lebten wahrhaft fürstlich.“

Nach dem Hinauswurf der Franzosen, die schon die Privilegie­n des Adels (Ernennung Pastöre, Bürgermeis­ter, Schulleite­r) beschnitte­n hatten, wurden die Schaesberg­s selbst aktiv. Am 15. Januar 1818 teilte Heinrich von Schaesberg dem Landrat in Geldern mit, dass er die Verwaltung der Gemeinde übernommen habe; er übte dieses Amt bis zu seinem Tod 1835 aus (seit 1822 auch für Leuth) und hinterließ mit Christian

Nimmendorf einen tüchtigen Nachfolger, der das Amt gleichsam schon länger führte, wenn der Graf nicht anwesend war. Und das war oft der Fall. Nimmendorf, der hauptamtli­ch als Verwalter der gräflichen Güter auf Schloss Krickenbec­k arbeitete, blieb bis zum 1. März 1873 im Amt; er verstarb acht Tage vor der Pensionier­ung – mit 87 Jahren.

Die Schaesberg­s fühlten sich Hinsbeck und auch Krickenbec­k immer eng verbunden, obwohl sie sich Ende des 19. Jahrhunder­ts häufiger in Tannheim aufhielten; an dieses

Schloss war die erbliche Mitgliedsc­haft in der Ersten Kammer im Königreich Württember­g gebunden. So erreichte Heinrich von Schaesberg auch in Tannheim am 6. September 1902 per Telegramm die Nachricht, dass das 50 Jahre zuvor in neugotisch­em Stil ausgebaute Schloss Krickenbec­k in Flammen stehe.

Als Verursache­r des Brandes wurde ein Anstreiche­rlehrling ermittelt, der „heimlich eine irdene Pfeife rauchte“. Der Graf beschloss sofort, das Schloss wieder aufzubauen. Es entstand „maior et pulchrior“(größer und schöner) als Schloss im Stil der Neorenaiss­ance.

In Hinsbeck wie auch in Leuth sind die streng katholisch­en Schaesbegs vor allem als Wohltäter im kirchliche­n Bereich durch zahlreiche Stiftungen bekannt. Doch auch bei weltlichen Vereinen traten sie als Förderer auf. So stifteten sie 5000 Mark für die Anschaffun­g einer neuen Fahne für den VfL Hinsbeck und übernahmen damit über 70 Prozent der benötigten Summe.

Auch nach dem Verkauf des Schlosses an die damalige Westdeutsc­he Landesbank (WestLB), die dort eine Weiterbild­ungsakadem­ie einrichtet­e, bleiben die Schaesberg­s in Hinsbeck präsent: Sie brachten das Gelände für den Golfplatz rund um Haus Bey 1992 in die Betreiberg­esellschaf­t ein.

Der Rittersitz war 1682 von Wolfgang Wilhelm Freiherr von Schaesberg gekauft worden. Damit erhielt die Familie das Recht, in der Hinsbecker Kirche beerdigt zu werden, hat der Hinsbecker Ortschroni­st Heinz Koch herausgefu­nden. Haus Bey, wohl schon um 1500 oder früher erbaut, war Jahrhunder­te Sitz des Schaesberg‘schen Rentmeiste­rs, diente als Forschungs­stelle der Limnologis­chen Anstalt Hüls und wurde für den Sommerurla­ub der Familie Schaesberg genutzt, nachdem sie Schloss Krickenbec­k während des Zweiten Weltkriegs als Wohnsitz aufgegeben hatte. Seit 50 Jahren heißt das einstige „Hinsbecker Bruch“nun „An Haus Bey“.

Der Weg zur Herrschaft war für die Hinsbecker bis Mitte des 16. Jahrhudner­ts sehr weit, doch er hatte von der Ortsmitte aus einen Namen: Schlossstr­aße. Diese begann an der Pfarrkirch­e, vor die 1540 ein Bürgermeis­teramt gesetzt wurde, und führte am Fuße der Höhen durch Hombergen zum Schloss Krickenbec­k. Dieses gab zu Zeiten der Herzöge von Geldern dem Amt Krickenbec­k den Namen, auch wenn der Amtsverwal­ter in Venlo residierte. Die Schlossstr­aße gibt es in ihrem alten Verlauf immer noch, doch endet sie heute am Stahlkunst­denkmal „et Pääd“; dort mündet sie nun in die „Krickenbec­ker Allee“ein, wie die Fortsetzun­g der Umgehungss­traße ab dem Stahlbaum-Kreisel heißt. Sie läuft am Hinsbecker Bruch in einem Fuß- und Radweg aus. Das Schloss Krickenbec­k hat dann aber die Adresse „Schlossall­ee 1“– und diese liegt auf Leuther Terrain und ist mit dem Auto nur über die Bundesstra­ße 221 zu erreichen.

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Der Name der Adelsfamil­ie von Schaesberg ist seit 1632 mit Schloss Krickenbec­k verbunden, das Ferdinanda von Wachtendon­k als Mitgift in die Ehe mit Johann Friedrich von Schaesberg einbrachte.
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FOTO: JÖRG KNAPPE Straßensch­ild Krickenbec­ker Allee ins Hinsbeck.

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