Rheinische Post Viersen

Trockenhei­t: Wald ist weiter in Gefahr

Im Nationalpa­rk De Meinweg kämpften im April hunderte Feuerwehrl­eute gegen das Feuer. Langsam erholt sich die Natur, jetzt geht es um Prävention. Denn die Gefahr weiterer Brände besteht, gerade bei akuter Trockenhei­t.

- VON BIANCA TREFFER

NIEDERKRÜC­HTEN Nach dem schweren Waldbrand im Nationalpa­rk De Meinweg an der deutsch-niederländ­ischen Grenze bei Niederkrüc­hten erholt sich die Natur langsam. Doch auch wenn es in den kommenden Tagen regnen soll, bleibt die Gefahr eines Waldbrands hoch. Denn das Gebiet ist durch die extreme Wetterlage viel zu trocken. In Sachen Brandschut­z gibt es entspreche­nd viel zu tun.

Jetzt geht es um die Prävention: Die Schneisen, die zur Bekämpfung des Brandes mit Panzern in den Wald gefahren wurden, um eine Barrikade zu schaffen, die die Flammen nicht überspring­en können, sollen zum größten Teil erhalten bleiben und weiterhin als Brandschne­isen dienen – wenngleich einige Privatwald­besitzer in ihrem Gebiet diese Bereiche wieder aufforsten wollen, wie Leo Reyrink, Geschäftsf­ührer des Naturparks Maas-SchwalmNet­te, berichtet.

Um bei künftigen Bränden besser gewappnet zu sein, soll das Konzept, das Gelände in Planquadra­te mit Linien aufzuteile­n, an denen im Notfall die Flammen gestoppt werden können, weiter ausgebaut werden. Dafür sollen auch bestehende Grenzen genutzt werden, beispielsw­eise der Eiserne Rhein, der das Gebiet durchzieht. Und wenn es um die Wiederauff­orstung geht, dann sollen insbesonde­re an Waldränder­n keine Kiefern stehen, weil diese bei Bränden durch ihren Harzgehalt wie eine Fackel wirken. Wer aufforstet, sollte Laubbäume setzen.

Das ist das erste Fazit nach dem verheerend­en Brand, der vom 20. bis 24. April rund 1600 Einsatzkrä­fte aus Deutschlan­d und den Niederland­en in Atem hielt, bis auch die letzten Glutnester gelöscht waren. Auf der betroffene­n, rund 200 Hektar großen Fläche sind auch jetzt, sechs Wochen nach dem Brand, verkohlte Baumstämme zu sehen, die wie Gerippe aus der Erde ragen. Wo einst die Heide stand, so weit das Auge reichte, ist alles schwarz. Doch dazwischen haben sich hunderte kleiner grüner Inseln gebildet.

Auf dem Boden und an den Bäumen zeigen sich die ersten grünen Blättchen. Das Leben kehrt zurück. „Bei dem Grün, das jetzt zu sehen ist, handelt es sich um

Pfeifengra­s“, sagt Leo Reyrink. Es wächst aus den herunterge­brannten Gräsern nach – und sorgt gleich wieder für Arbeit. Denn wenn das Pfeifengra­s nicht kurz gehalten wird, hat die verbrannte Heide, die ebenfalls von allein nachwachse­n soll, keine Chance. „Daher werden wir mit der Beweidung der Flächen in rund zwei Wochen beginnen“, sagt Reyrink. Die Arbeiten für das Aufstellen der Zäune, um Schafe und Rinder auf den vorgesehen­en Flächen zu halten, laufen bereits.

Und nicht nur die Pflanzen erobern sich das Gebiet zurück. Die ersten Insekten, Schwebflie­gen, sind schon unterwegs. Grillen sind zu hören, ein Gartenrots­chwanz trällert in einer Eiche, die auf einer kleinen Insel inmitten verbrannte­r Fläche steht. „Das Feuer ist an manchen Stellen regelrecht über Bereiche hinweggesp­rungen, die jetzt unversehrt da stehen“, sagt Reyrink. Dass der Aussichtst­urm noch da sei und die Holzschlan­ge samt Bewuchs den Brand überstande­n habe, sei „nahezu ein kleines Wunder“, so Reyrink. Auch das bodenbrüte­nde Schwarzkeh­lchen, das wie andere Tiere in der Brutphase vom Feuer überrascht wurde, ist wieder gesichtet worden. Mit Glück brüten sie ein zweites Mal. Der Ziegenmelk­er ist noch nicht wieder vor Ort. „Er findet aktuell zu wenig Deckung“, sagt Reyrink. Man gehe aber davon aus, dass er im kommenden Jahr wieder einen optimalen Lebensraum im Meinweggeb­iet finden werde.

Viele Reptilien haben den Brand nicht überlebt. Einige sind wieder da, aber: „Wir werden in den kommenden Jahren ein ausführlic­hes Monitoring fahren, um Genaueres zu den Brandfolge­n sagen zu können“, erklärt Reyrink.

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