Rheinische Post Viersen

Neuer Alltag im Bethanien-Kinderdorf

Die Corona-Pandemie verändert das Leben der 140 Kinder und Jugendlich­en: Freizeitan­gebote fallen aus, auch die Sommerferi­en werden anders aussehen. Nach langer Zeit sind jetzt Eltern-Besuche unter Auflagen wieder möglich.

- VON DANIELA BUSCHKAMP

SCHWALMTAL Wie sehen eigentlich unsere Sommerferi­en in diesem Jahr aus? Was ist unter Einhaltung der Corona-Regeln möglich? Diese Fragen stellen sich drei Wochen vor Beginn der Sommerferi­en viele Eltern von Kita-Kindern und Schülern. Das ist im Bethanien-Kinderdorf in Schwalmtal-Waldniel nicht anders. Dort leben 140 Kinder und Jugendlich­e, entweder in betreuten Wohngruppe­n oder mit einer Kinderdorf-Mutter in einer Kinderdorf-Familie. „Viele Gruppen haben bereits einen Aufenthalt in Deutschlan­d oder in den Niederland­en gebucht“, sagt Kinderdorf-Leiterin Julia Bartkowski. Sie hoffe, dass diese Urlaube auch angetreten werden können. Wie das ablaufen wird, wird in der kommenden Woche bei einem Treffen auf Leitungseb­ene besprochen.

Allerdings stehe laut Julia Bartkowski schon jetzt fest, dass die Sommerferi­en im Zeichen der Corona-Pandemie anders verlaufen werden als die bisherigen Ferienzeit­en. Der pädagogisc­he Fachdienst werde für die jungen Bewohner des Kinderdorf­s ein spezielles Ferienprog­ramm erarbeiten. Denn laut der Kinderdorf­leiterin seien viele der Kinder und Jugendlich­en auch bereit für neue Erfahrunge­n und neue Angebote. „Erst waren die Kinder froh, dass weniger los ist. Doch inzwischen herrscht eher das Gefühl, dass mal wieder etwas passieren könnte“, schildert die Kinderdorf-Leiterin

ihren Eindruck.

Zurzeit ist auch der Alltag im Bethanien-Kinderdorf von der Corona-Schutzvero­rdnung geprägt. Das zeigt sich ganz deutlich am großen Spielplatz. „Hier herrscht eigentlich immer viel Leben“, sagt Pressespre­cherin Anna Leister. Doch um die Ansteckung mit dem Coronaviru­s einzudämme­n, sei die weitläufig­e, teils schattige Anlage mit Rutschen, Kletterspi­nne und Hängebrück­e zurzeit noch für alle Besucher gesperrt. Lediglich Kinder und Jugendlich­e aus dem Kinderdorf dürfen dort spielen und toben.

Auch im Kinderdorf gibt es viele Fragen zur Corona-Krise: Was ist hier los? Warum tragen alle Masken? Wann darf ich wieder in die Schule oder in die Kita?, wollen die Kinder und Jugendlich­en von ihren Betreuern oder ihren Kinderdorf­müttern wissen. „Die Situation ist außergewöh­nlich, die Kinder und Jugendlich­en mussten lernen, damit umzugehen“, sagt Bartkowski.

Auch für die rund 220 Menschen, die im Waldnieler Kinderdorf arbeiten, hat die Corona-Pandemie deutliche Veränderun­gen gebracht: etwa deutlich mehr Arbeit. „Die Teams arbeiten zurzeit so wie in Ferienzeit­en“, erläutert die Kinderdorf-Leiterin. Durch die geschlosse­nen Kitas und Schulen wurde mehr Zeit im Kinderdorf verbracht; auch die Herausford­erung des Home-Schoolings musste bewältigt werden. „Dank vieler Spenden wurden für die Gruppen weitere Computer und Tablets

angeschaff­t, denn die bisherige Ausstattun­g reichte dafür nicht überall. So fehlte an manchen PCs eine Kamera, was die Teilnahme an Videokonfe­renzen unmöglich machte.“

Der befürchtet­e Lagerkolle­r blieb laut Julia Bartkowski zum Glück aus: „Die Stimmung ist gut. Auch unsere Mitarbeite­r sind motiviert, um die außergewöh­nliche Herausford­erung zu meistern.“Überlegung­en für ein besonderes Dankeschön gebe es bereits: „Auch wenn etwa ein großes Fest vorerst nicht möglich sein wird“, sagt die Kinderdorf-Leiterin.

Sie hofft jetzt darauf, dass es bald wieder laut wird am großen Spielplatz. Und dass im Kinderdorf nicht mehr nur in den einzelnen Gruppen gekickt, geritten oder musiziert werden kann, sondern mit vielen anderen aus dem ganzen Kinderdorf.

„Inzwischen herrscht das Gefühl, dass mal wieder etwas passieren könnte“Julia Bartkowski Kinderdorf-Leiterin

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RP-FOTO: BUSCHKAMP Ein seltenes Bild auch für Kinderdorf-Leiterin Julia Bartkowski: Der Spielplatz im Bethanien-Kinderdorf ist wegen der Corona-Krise gesperrt.

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