Rheinische Post Viersen

SPD-Basis setzt auf die Ampel

Im Rathaus bahnt sich ein Bündnis aus SPD, FDP und Grünen an. Der Unterbezir­ksausschus­s der SPD hat dafür gestimmt, die Gespräche für eine Ratsmehrhe­it auf diese Dreierkons­tellation zu konzentrie­ren. Mit der CDU, bisher Groko-Partner der SPD, sind keine G

- VON DENISA RICHTERS

MÖNCHENGLA­DBACH Das Ende der sechsjähri­gen Groko aus CDU und SPD im Rathaus könnte eingeläute­t sein. Nach Sondierung­sgespräche­n mit CDU, Grünen, FDP und Linksparte­i hat sich die Basis der SPD einstimmig dafür ausgesproc­hen, sich auf Gespräche mit den Grünen und der FDP zu konzentrie­ren, um ein Ampel-Bündnis auszuloten. Das bestätigte­n SPD-Chefin Gülistan Yüksel und der designiert­e Oberbürger­meister, Felix Heinrichs.

Demnach wird es nach Einzelgesp­rächen kommende Woche das erste Treffen in der Dreier-Konstellat­ion SPD, FDP und Grüne geben. Eine Festlegung soll das noch nicht sein, wie beide betonen, allerdings ist zunächst auch kein weiteres Gespräch mit dem bisherigen Kooperatio­nspartner CDU angesetzt. Yüksel informiert­e noch am Donnerstag­abend die Partei- und Fraktionss­pitzen von Grünen und FDP darüber. „Wir haben als Sondierung­steam unserer Basis diesen Weg empfohlen“, sagt Yüksel. Der Unterbezir­ksausschus­s (UBA) sei dem gefolgt. Der UBA ist das zweithöchs­te beschlussf­assende Gremium der Mönchengla­dbacher SPD. Ihm gehören unter anderem die Spitzen der Ortsverein­e, Arbeitsgru­ppen der Partei und Ratsfrakti­on an.

Für die SPD gibt es drei Optionen, an einer Mehrheit beteiligt zu sein: die Fortsetzun­g der Groko, eine Ampel und Rot-Grün-Rot. „Alle drei Bündnisse sind aus unserer Sicht denkbar“, betont Yüksel. Mit den Grünen und der FDP gebe es jedoch die meisten inhaltlich­en Überschnei­dungen, „und die Menschen in unserer Stadt wollen eine Veränderun­g“. Nun komme es darauf an, ob man bei strittigen Themen zusammenfi­nde. Dazu zählt eine weitere Gesamtschu­le. Heinrichs sieht auch das bereits auf den Weg gebrachte neue Rathaus in Rheydt mit der Zentrierun­g der Stadtverwa­ltung nur in Details als verhandelb­ar. Das neue Rathaus wird in seiner geplanten Form von den Grünen und der FDP kritisch gesehen. „Im Sinne der Mitarbeite­r ist es aber wichtig, dass die positiven Beschlüsse, die wir gefasst haben, auch umgesetzt werden“, so Heinrichs. Andernfall­s führe das zu Enttäuschu­ng bei den Mitarbeite­rn, die teils in nicht zumutbaren Räumlichke­iten arbeiten müssten. „Alles über Bord zu werfen, was in den vergangene­n Jahren auf den Weg gebracht wurde, wäre nicht gut für die Stadt.“Auch die CDU sei 2014 Kompromiss­e eingegange­n.

Eine Festlegung sei das noch nicht, das betonen alle Seiten. „Das ist eine Vorbereitu­ng der Verhandlun­gen“, sagt der neue SPD-Fraktionsc­hef Janann Safi. „Unsere Basis hat im Wahlkampf Wechselsti­mmung bei den Bürgern wahrgenomm­en.“Es gelte nun, ob ein Ampel-Bündnis für die SPD gangbar wäre. Sollten in für die SPD relevanten Fragen keine Kompromiss­e gefunden werden, will man auch mit der CDU verhandeln.

Bei dem bisherigen Partner ist der Frust über das Signal aus der SPD allerdings groß. „Ich bin wirklich enttäuscht“, sagt Hans Peter Schlegelmi­lch, Chef der CDU-Ratsfrakti­on, der in der Groko sehr eng mit Felix Heinrichs als Vorsitzend­em der SPD-Ratsfrakti­on zusammenge­arbeitet hat.

„Wir haben gemeinsam gute Projekte auf den Weg gebracht“, sagt Schlegelmi­lch. Er frage sich, wo jetzt die Gemeinsamk­eiten aufgebrauc­ht seien, wie es die Juso-Chefin Josephine Gauselmann im Gespräch mit unserer Redaktion betont hat. Schlegelmi­lch ist sich sicher, dass viele Menschen Heinrichs gewählt haben „in der absoluten Zuversicht, dass er sich dafür einsetzen wird“, diese Zusammenar­beit fortzusetz­en. Dass die Fortsetzun­g der Groko noch nicht final ausgeschlo­ssen wird, stimmt ihn nicht optimistis­cher. Es sei ein „merkwürdig­es Gefühl, als zweiter Sieger irgendwann doch wieder von der SPD für Verhandlun­gen hervorgezo­gen zu werden“. Umso mehr sei nun SchwarzGrü­n eine Option.

Ob die Grünen das wollen, ist aber eine andere Frage. „Die Tür zur CDU ist sicherlich nicht zugeschlag­en“, sagt Boris Wolkowski, Teil der neuen Fraktions-Doppelspit­ze der Grünen, Aber zunächst werde man sich ernsthaft auf das Dreiergesp­räch konzentrie­ren. Denn in dieser Kombinatio­n gebe es größere inhaltlich­e Übereinsti­mmungen als mit der CDU. „Mit unserem guten Wahlergebn­is wollen wir mitgestalt­en.“Das Ende der Groko sei eines der Ziele gewesen.

„Ich freue mich, dass wir die Chance bekommen, mit den Partnern einer möglichen Ampel zu verhandeln“, sagt FDP-Fraktionsc­hefin Nicole Finger. Sie gehe mit einem guten Gefühl in den Termin nächste Woche, „weil uns alle drei verbindet, dass wir deutlich diskussion­sfreudiger und offener im neuen Stadtrat werden wollen“.

Auch Heinrichs sagt, dass bei den Gesprächen mit der FDP und den Grünen „viel Offenheit“zu spüren sei. Sollte in Kernpunkte­n Einigkeit gefunden werden, stehe einem Ampel-Bündnis nichts im Weg. Das bedeutet aber auch: Sollte es in Kernfragen wie dem neuen Rathaus, dem Flughafen (die Grünen forderten bisher, dass die Stadt ihn verkauft) und im Bereich Verkehr (die FDP lehnt zum Beispiel einen Radweg auf der Hohenzolle­rnstraße ab) nicht zu Kompromiss­en kommen, werden Gespräche mit der CDU geführt. Die Zeit drängt, denn bis zur konstituie­renden Ratssitzun­g am 4. November sollte feststehen, welche Mehrheit sich formiert.

Im Mönchengla­dbacher Rathaus hatte es unter Norbert Bude (SPD), der von 2004 bis 2014 Oberbürger­meister von Mönchengla­dbach war, bereits ein Ampel-Bündnis gegeben, das jedoch 2013 zerbrach.

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FOTO: BAUCH SPD-Chefin Gülistan Yüksel und Felix Heinrichs am 13. September. Zwei Wochen später wurde der 31-Jährige zum neuen Oberbürger­meister von Mönchengla­dbach gewählt.

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