Rheinische Post Viersen

Neue Akzeptanz für modernes Banking

Die Deutschen geben ihre Zurückhalt­ung gegen digitale Abwicklung ihrer Geldangele­genheit auf.

- VON JENS VOSS

Auch wenn der Begriff Digitalisi­erung seit geraumer Zeit allgegenwä­rtig ist: Erst jetzt ist ein Punkt erreicht, an dem sich die Menschen auf breiter Front auf neue Instrument­e im Umgang mit ihrem Geld einlassen. Nach einer Umfrage des Online-Portals „statista“nutzen mittlerwei­le 58 Prozent der Menschen eine Banking-App. Es ist wie beim berühmten „point of no return“: Das Interesse der Menschen ist groß und unumkehrba­r. Experten wie André Heiner von der Volksbank Krefeld reden lieber von „modernem Banking“statt von Digitalisi­erung. „Das, was gemeint ist, ist nah dran am Leben der Leute“, sagt er. „Es geht um Abläufe im Umgang mit ihrem Geld, die technisch neu abgewickel­t werden – und zwar je nach Situation bequemer und flexibler als früher.“

André Heiner ist Vertriebsm­anager. Für Fachleute wie ihn ist das, was heute Standard ist, das Ergebnis eines langen Prozesses und insofern nicht neu. Was sich als Schwellens­ituation anfühlt, ist der Stand einer langen Entwicklun­g – Technik und Sicherheit sind ausgereift. Dabei haben sich die technische­n Abläufe im Hintergrun­d so sehr gar nicht geändert. „Wenn Sie an Ihrem Smartphone über die Banking-App eine Überweisun­g auf den Weg bringen, läuft am Ende technisch das Gleiche ab, als wenn Sie diese am Terminal in der Bank erfassen“, sagt Heiner.

Eine ähnliche Entwicklun­g gibt es beim mobilen und kontaktlos­en Bezahlen. Die Veränderun­g des Zahlungsve­rhaltens ist für viele Menschen täglich sichtbar. Die Aufforderu­ng zum kontaktlos­en Bezahlen sieht man an den Kassen von Einzelhänd­lern immer öfter. „Dieser Trend wird sich in Zukunft weiter fortsetzen – da bin ich mir sicher“, so Heiner.

Beim elektronis­chen Briefkaste­n etwa ist es so, als sehe man bei der Bank eigene Unterlagen ein: Die „Post“liegt auf dem Server der Bank; ausschließ­lich der Nutzer hat Zugang zu seinem Postfach, nur dass er eben nicht zur Bank oder zum Briefkaste­n gehen und Papier abheften muss. „Das kennt wohl jeder: Den einen Bankauszug suchen“, sagt Maike Neschen, die bei der Volksbank Kempen-Grefrath für die Themen Vertriebsp­rozesse und Digitalisi­erung verantwort­lich ist. Ihr ist wichtig, dass E-Post die Abläufe vereinfach­t, aber nicht grundsätzl­ich verändert: Es bleibt ein Briefkaste­n für viele Unterlagen, der nur für den Adressaten einsehbar ist, aber ohne Papier. Und ohne Risiko: Die Unterlagen sind nicht auf dem Handy, sondern auf dem Datenspeic­her der Bank hinterlegt.

Eine ebenso wichtige Funktion des E-Postfaches besteht darin, die gesamte Korrespond­enz auch papierlos zu archiviere­n. So hat man zehn Jahre Zugriff auf Kontoauszü­ge, Kreditkart­enabrechnu­ngen und jegliche Korrespond­enz mit der Hausbank. Das unterstütz­t auch die Bemühungen beim Umweltschu­tz und bei der Nachhaltig­keit. Im Prinzip bleibt Post Post, was sich ändert, ist die Abwicklung über moderne Computerte­chnik. Ein gutes Beispiel, warum Neschen wie Heiner lieber von „modernem Banking“als von Digitalisi­erung spricht: Nicht das Prinzip der Kommunikat­ion ändert sich, sondern die Art der Einsichtna­hme und der Aufbewahru­ng. Kein Selbstzwec­k: Es wird einfacher, flexibler, bequemer für den Nutzer.

Für viele Nutzer stehe das Thema Sicherheit ganz vorn auf der Frageliste, berichtet Norman Linden-Hennes, der sich als Leiter Zahlungssy­steme bei der Volksbank Viersen mit diesen Dingen sehr gut auskennt. Nach einer Umfrage des „IT Finanzmaga­zin“sind Sicherheit­sbedenken für jeden zweiten Befragten (52 Prozent) der Hauptgrund für die Zurückhalt­ung, Finanz- und Bankgeschä­fte über das Smartphone abzuwickel­n. „Dabei sind technisch Standards erreicht, die die Banking-App sicher machen“, betont Linden-Hennes dazu. Betrüger setzen daher auch nicht bei der Technik, sondern beim Menschen an. „Betrüger versuchen immer noch regelmäßig, über irgendwelc­he Lügengesch­ichten, zum Beispiel im Zusammenha­ng mit einer angebliche­n Internetwa­rtung, Passwörter oder PIN-Nummern auszukunds­chaften“, berichtet Linden-Hennes, „aber keine Bank wird von einem Kunden eine PIN erfahren wollen“, betont er, „nie und nimmer, unter keinen Umständen. Geheimnumm­ern und Passwörter bleiben unbedingt ausschließ­lich beim Kunden.“

Wie ausgereift die App-Technik

ist, zeigt ein anderer Wert der „IT Finanzmaga­zin“-Umfrage: Demnach geben nur fünf Prozent an, der Umgang mit der App sei zu komplizier­t. „Das ist auch unsere Erfahrung: Wenn die App einmal auf dem Tablet oder dem Smartphone eingericht­et ist, läuft es für die meisten leicht und unkomplizi­ert“, berichtet Linden-Hennes.

Um die Schwellena­ngst zu nehmen, helfen Banken intensiv, wenn ein Kunde die App einrichten will. „Unseren Erfahrunge­n nach“, sagt Norman Linden-Hennes, „ist die Akzeptanz sehr schnell gegeben, wenn jemand sieht, wie bequem er Dinge vom Sofa aus erledigen kann, für die er früher in die Filiale gehen musste.“

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RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Banken geben intensive Hilfestell­ung bei der Einrichtun­g einer Banking-App auf dem eigenen Smartphone.

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