Neue Corona-Auflagen – und ihre Folgen
Weil landesweit die Zahl der Corona-Infektionen steigt, hat die Regierung neue Maßnahmen angekündigt. Die hätten auch Auswirkungen in der Stadt.
MÖNCHENGLADBACH Der Wert der Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen war in Mönchengladbach bis Montagmorgen auf 26,8 gesunken. Das Gesundheitsamt hatte drei neue Fälle registriert. Am Wochenende war die Zahl der Neuinfektionen mit 17 am Samstag und 18 am Sonntag erheblich höher gewesen. Der Sieben-Tage-Wert kletterte am Sonntag auf 29,9.
Da bis Montagmorgen vier Infizierte als wieder genesen galten, blieb die Zahl der aktuell Infizierten bis Montagmorgen mit 90 nahezu konstant (Sonntag: 91). Die 90-er-Marke hatte dieser Wert zuletzt zwischen dem 13. und 17. August überschritten. Der Spitzenwert in diesem Zeitraum lag am 16. August bei 99 Infizierten. Die Sieben-Tage-Inzidenz betrug an diesem Tag 21,8. Vier Infizierte werden nach Angaben der Stadt derzeit in Krankenhäusern behandelt. 577 Menschen waren in häuslicher Quarantäne.
Gibt es Hotspots in Mönchengladbach? Laut Auskunft aus der Stadtverwaltung gibt es keine ausgewiesenen Ansteckungspunkte in Mönchengladbach wie etwa Feiern oder sonstige Veranstaltungen. In den letzten sieben Tagen seien 71 neue positive Fälle registriert worden, darunter sieben Reiserückkehrer. 40 der insgesamt 71 Fälle seien bereits zum Testzeitpunkt als Kontaktpersonen in Quarantäne gestellt worden. Neun weitere Fälle resultierten aus Besuchen zweier Großfamilien. Außerdem wurden in drei Altenheimen vier positive Fälle (zwei Bewohner, zwei Mitarbeiter) registriert. In drei Schulen gab es je einen bestätigten Corona-Fall. Die entsprechenden Maßnahmen seien ergriffen worden, so Stadtsprecher Wolfgang Speen.
Was könnte die angekündigte Neuverordnung bedeuten? Wenn die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen den Schwellenwert 35 überschreitet, wären nur noch maximal 50 Gäste bei privaten Feiern zugelassen. Die Stadt müsste bereits genehmigte private Groß-Partys ab dem 1. November wieder kippen. Und auch über Weihnachtsmärkte müsste neu nachgedacht werden.
Sparkassenpark Betreiber Michael Hilgers hatte schon sehr früh in der Pandemie ein Konzept entwickelt, das über den ganzen Sommer gut funktioniert hat: In 450 Strandkörben konnten bis zu 1000 Besucher beim „Strandkorb Open Air“den Hygienevorschriften entsprechend Konzerte und Auftritte von Kabarettisten verfolgen. Die Sommer-Saison ist zwar beendet, Hilgers geht jedoch mit einer Adventszugabe in die Verlängerung: Auf der Bühne stehen Bläck Fööss (28.11.), Kasalla (6. 12.), God Save The Queen (27. 11. und 31. 12.), Brings (11. 12.) Booster mit der traditionellen „Silent Night“(19. und 23. 12.), Höhner Weihnacht (12. 12.), Völkerball (5. 12.) und Pietro Lombardi (13. 12.). Außerdem sind zwei Karnevalsveranstaltungen – KG Wenkbülle (7. 11.) und Electric Carnival (14. 11.) – sowie zwei St.-Martins-Veranstaltungen im November vorgesehen. Sollte der Sieben-Tage-Wert in Mönchengladbach in der Zeit über 50 liegen, wären der aktuellen Ankündigung des Landes zufolge nur maximal 500 Besucher zugelassen. Hilgers glaubt nicht, dass es so kommt. Falls aber doch, „werden wir mit kreativen Lösungen reagieren“. Er bleibt aber zuversichtlich, dass der Wert nach den jetzt ergriffenen und angekündigten Maßnahmen nicht so stark steigen wird oder sogar nach oben angepasst wird.
Theater Auch Theaterintendant Michael Grosse hofft, dass die Städte Mönchengladbach und Krefeld nicht zu Hotspots werden. Das Theater hat bereits in den vergangenen Monaten mit Vorsicht reagiert, führt ab Dienstag eine Maskenpflicht während der Vorstellungen ein. „Ansonsten ist ja ohnehin ein jeder aufgefordert, die nötige Umsicht und Sensibilität für die Mitmenschen an den Tag zu legen und dabei Schutz und Prävention zu sichern“, sagt Grosse. Sollte dennoch der Sieben-Tage-Index über 50 steigen, werde das umgesetzt, was das Land für Veranstaltungen in geschlossenen Räumen festgelegt habe: Dann dürften nur noch maximal 250 Besucher ins Haus. „Das ist sicherlich unschön – auch vom Einnahmeaspekt her, der ja ohnehin schon im Brennpunkt steht – aber sicherlich sinnvoll“, betont Grosse. „Und so entsprechend werden wir auch reagieren.“
Komplett-Testung in Altenheimen In Regionen, in denen die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner
binnen sieben Tagen den Wert 35 überschreitet, beabsichtigt die Landesregierung eine einmalige Komplett-Testung aller Bewohner und Mitarbeiter von Alten- und Pflegeheimen durchzuführen. Ein Plan, der bei Helmut Wallrafen,Geschäftsführer der städtischen Sozial-Holding, gemischte Reaktionen auslöst. „Wenn es nur um eine einmalige Komplett-Testung geht, dann kann man es auch lassen“, sagt Wallrafen, der für die sieben städtischen Altenheime in Mönchengladbach verantwortlich ist. Regelmäßige Komplett-Testungen, etwa einmal pro Woche, hält er hingegen für dringend erforderlich. „Das fordern wir seit Monaten, aber die Politik eiert nur rum“, schimpft Wallrafen. Schließlich seien die Bewohner der Altenheime die „vulnerabelste“– sprich am meisten gefährdete – Personengruppe.
In den sieben Altenheimen der Holding gibt es laut Wallrafen derzeit einen Corona-Fall. Im Hardterbroicher Heim sei eine Frau infiziert, ihr Zustand sei stabil. Die übrigen Bewohner und die Mitarbeiter des Hauses seien bereits getestet – alle negativ. Um im Zweifel schneller Klarheit zu haben, hat die Sozial-Holding Schnelltests bestellt, eine „gut fünfstellige Zahl“, so Wallrafen. „Die sollen diese Woche noch eintreffen, und dann können wir vieles binnen 15 Minuten selber klären.“
Der Holding-Geschäftsführer mahnt seit Monaten zu besonderer Vorsicht bei den Regelungen für Altenheimen, warnt vor allzu großen Lockerungen bei den Besuchsregeln. Und er kritisiert, dass sich manche Besucher nicht an Hygieneregeln halten wollen und auch einige Ärzte zu unbekümmert darum seien.
Eine Komplett-Testung sei eine „hilfreiche Bestandsaufnahme zu einem bestimmten Zeitpunkt“, sagte ein Sprecher des Mönchengladbacher Caritasverbands, der in der Stadt vier Altenheime betreibt – aktuell ohne Coronafälle. „Wenn es organisatorisch zu bewältigen ist, wäre es sicher gut, das öfter zu machen.“Derzeit wartet der Verband noch auf genauere Vorgaben des Landes, wie die Komplett-Testung abgewickelt werden soll.