Borussias PositionsVersicherung
Jonas Hofmann ist die Allzweckwaffe im Team. Doch als Spezialist hat er sich in der Startelf etabliert und ist nun Nationalspieler.
Jonas Hofmann erlebt gerade eine richtige Hoch-Zeit. In diesem Kalenderjahr hat sich der 28-Jährige zum Dauer-Stammspieler unter Marco Rose bei Borussia entwickelt. Er war entscheidend am Einzug in die Champions League am Ende der vergangenen Saison beteiligt und in die aktuelle Spielzeit startete er ebenfalls stark. In den ersten vier Pflichtspielen war er bereits an fünf Toren beteiligt. Bundestrainer Joachim Löw honorierte das mit Hofmanns erster Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft – und dort ging sein Lauf weiter. Im Testspiel in der Türkei (3:3) feierte er sein Debüt und hat dabei offenbar überzeugt, denn während Akteure wie Mahmoud Dahoud danach nach Hause fahren mussten, blieb Hofmann ein Teil des Teams und reiste mit in die Ukraine, wo Deutschland 2:1 gewinnen konnte. Zwar kam Hofmann nicht zum Einsatz, doch dabei zu sein, war in diesem Fall schon ein großer Erfolg.
Diesen Sprung schaffte Hofmann vor allem aufgrund seiner Leistungen als offensiver Außen der Gladbacher. In den vergangenen acht Partien war er saisonübergreifend als Flügelspieler in Roses Startelf. Dort hat sich Hofmann festgespielt, seine Pressing-Fähigkeiten, die Laufstärke und Ballsicherheit passen sehr gut in das System des Gladbach-Trainers. Und der weiß, dass er nicht nur auf der Außenbahn auf seinen vielseitigen Spieler zählen kann.
Beim Testspiel gegen Fortuna Düsseldorf (4:0) mussten mit Christoph Kramer und Rocco Reitz zwei zentrale Mittelfeldspieler verletzt vom Platz. „Das ist natürlich genau die Position, auf der gar nichts passieren darf“, sagte Rose. In diesem Moment war noch nicht klar, dass Kramer und Reitz einen Tag später Entwarnung geben konnten, doch der Coach wird sich schon Gedanken gemacht haben, wie er auf einen Ausfall der beiden reagieren würde.
Der Name Jonas Hofmann wird ihm da sofort in den Sinn gekommen sein. Er hat unter Rose auch schon seine Fähigkeiten im Mittelfeld-Zentrum gezeigt. Er war dort schon einer der beiden Borussen auf der Doppelsechs, als Rose noch auf eine Raute setzte, gehörte Hofmann zum Achter-Duo, er agierte aber auch schon einige Male als Zehner. Im Falle einer Kramer-und/ oder-Reitz-Verletzung wäre Hofmann also wohl der Mann gewesen, der Roses Mittelfeld-Problem gelöst hätte.
Diese Notwendigkeit besteht nun nicht. Doch die Gewissheit, mit Hofmann eine gute Positions-Versicherung in der Hinterhand zu haben, hat jederzeit einen enormen Wert. Diese Sicherheit gibt Rose und seinem Team die Möglichkeit, auch in einer personellen Misere die Ruhe bewahren zu können.
Am Mittwoch wird Hofmann von seinem ersten Aufenthalt bei der deutschen Nationalmannschaft zurückkehren. Es wird für Borussia eine erfreuliche Sache sein, dass er in den vergangenen Tagen einige Zeit hatte, um nochmal tief durchzuatmen. Zwar machte er die intensiven Trainingseinheiten mit, doch die sind vor allem ein Gewinn, da er sich dort mit den deutschen Elite-Spielern messen muss, und lange nicht so kräftezehrend wie die Teilnahme an den Pflichtspielen in der Nations League. Denn auch in der zweiten Partie gegen die Schweiz wird Hofmann am Dienstag in Köln wohl wieder auf der Bank sitzen.
Dass ihm das auch in Gladbach droht, muss er nicht befürchten. Denn Hofmann ist nicht nur Borussias Positions-Versicherung, sondern er hat sich als Spezialist auf der Außenbahn als feste Größe etabliert. Und wenn dann doch auf einer anderen Position Not am Mann ist, weiß Rose, auf wen er setzen kann.
Es war für jeden Borussen eine Freude, Breel Embolo beim Testspiel gegen Fortuna Düsseldorf wieder zusehen zu können. Beim 4:0 erzielte der Offensivspieler zwei Tore und auch darüber hinaus war er bei seinem einstündigen Auftritt kaum zu stoppen. Mit seiner Kraft und seinem Tempo hat nicht nur ein Zweitligist wie Fortuna enorme Probleme, sondern auch Top-Teams. Und genau das ist dann auch eine Gefahr für Embolo, wie sich auch bei dem Testspiel wieder angedeutet hatte.
Dort gab es für die Düsseldorfer nämlich nur eine Möglichkeit, um den Schweizer Nationalspieler aufzuhalten: per Foul. Immer wieder wurde Embolo recht rabiat und meist strafwidrig angegangen. Der 23-Jährige geht eben auch gerne in die Eins-gegen-eins-Situationen, er scheut keinen Zweikampf, weil er sich darüber bewusst ist, dass er in Sachen Power und Tempo seinen Gegenspielern fast immer überlegen ist.
Nun ist die Vita von Embolo seit seinem Wechsel in die Bundesliga im Jahr 2016 bekannt und ebenso ist klar, dass es schon früher eine deutlich erfolgreichere Zeit für ihn in Deutschland gewesen wäre, wenn ihn Verletzungen nicht aus der Bahn geworfen hätten. Auch bei Borussia hat er schon einige Rückschläge wegstecken müssen. Zuletzt fehlte Embolo, weil er sich im Länderspiel der Schweiz gegen Deutschland (1:1) verletzte.
Da war er einen Schritt schneller als sein Klub-Kollege Matthias Ginter, der ihn foulte. Ebenso war es bei seiner Horror-Verletzung im Oktober 2016, als der damalige Augsburger Konstantinos Stafylidis etwas zu spät kam und Embolo (damals bei Schalke 04 unter Vertrag) niederstreckte. Dabei zog er sich mehrere Frakturen zu und viel sehr lange aus.
Dass Embolo seinen Gegenspielern oft einen Schritt voraus ist und dazu keine Angst hat, in die Zweikämpfe zu gehen, ist eine Stärke von ihm. Aber diese Stärke ist eben auch leider eine Gefahr.