Rheinische Post Viersen

Borussias PositionsV­ersicherun­g

Jonas Hofmann ist die Allzweckwa­ffe im Team. Doch als Spezialist hat er sich in der Startelf etabliert und ist nun Nationalsp­ieler.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER SEBASTIAN HOCHRAINER

Jonas Hofmann erlebt gerade eine richtige Hoch-Zeit. In diesem Kalenderja­hr hat sich der 28-Jährige zum Dauer-Stammspiel­er unter Marco Rose bei Borussia entwickelt. Er war entscheide­nd am Einzug in die Champions League am Ende der vergangene­n Saison beteiligt und in die aktuelle Spielzeit startete er ebenfalls stark. In den ersten vier Pflichtspi­elen war er bereits an fünf Toren beteiligt. Bundestrai­ner Joachim Löw honorierte das mit Hofmanns erster Nominierun­g für die deutsche Nationalma­nnschaft – und dort ging sein Lauf weiter. Im Testspiel in der Türkei (3:3) feierte er sein Debüt und hat dabei offenbar überzeugt, denn während Akteure wie Mahmoud Dahoud danach nach Hause fahren mussten, blieb Hofmann ein Teil des Teams und reiste mit in die Ukraine, wo Deutschlan­d 2:1 gewinnen konnte. Zwar kam Hofmann nicht zum Einsatz, doch dabei zu sein, war in diesem Fall schon ein großer Erfolg.

Diesen Sprung schaffte Hofmann vor allem aufgrund seiner Leistungen als offensiver Außen der Gladbacher. In den vergangene­n acht Partien war er saisonüber­greifend als Flügelspie­ler in Roses Startelf. Dort hat sich Hofmann festgespie­lt, seine Pressing-Fähigkeite­n, die Laufstärke und Ballsicher­heit passen sehr gut in das System des Gladbach-Trainers. Und der weiß, dass er nicht nur auf der Außenbahn auf seinen vielseitig­en Spieler zählen kann.

Beim Testspiel gegen Fortuna Düsseldorf (4:0) mussten mit Christoph Kramer und Rocco Reitz zwei zentrale Mittelfeld­spieler verletzt vom Platz. „Das ist natürlich genau die Position, auf der gar nichts passieren darf“, sagte Rose. In diesem Moment war noch nicht klar, dass Kramer und Reitz einen Tag später Entwarnung geben konnten, doch der Coach wird sich schon Gedanken gemacht haben, wie er auf einen Ausfall der beiden reagieren würde.

Der Name Jonas Hofmann wird ihm da sofort in den Sinn gekommen sein. Er hat unter Rose auch schon seine Fähigkeite­n im Mittelfeld-Zentrum gezeigt. Er war dort schon einer der beiden Borussen auf der Doppelsech­s, als Rose noch auf eine Raute setzte, gehörte Hofmann zum Achter-Duo, er agierte aber auch schon einige Male als Zehner. Im Falle einer Kramer-und/ oder-Reitz-Verletzung wäre Hofmann also wohl der Mann gewesen, der Roses Mittelfeld-Problem gelöst hätte.

Diese Notwendigk­eit besteht nun nicht. Doch die Gewissheit, mit Hofmann eine gute Positions-Versicheru­ng in der Hinterhand zu haben, hat jederzeit einen enormen Wert. Diese Sicherheit gibt Rose und seinem Team die Möglichkei­t, auch in einer personelle­n Misere die Ruhe bewahren zu können.

Am Mittwoch wird Hofmann von seinem ersten Aufenthalt bei der deutschen Nationalma­nnschaft zurückkehr­en. Es wird für Borussia eine erfreulich­e Sache sein, dass er in den vergangene­n Tagen einige Zeit hatte, um nochmal tief durchzuatm­en. Zwar machte er die intensiven Trainingse­inheiten mit, doch die sind vor allem ein Gewinn, da er sich dort mit den deutschen Elite-Spielern messen muss, und lange nicht so kräftezehr­end wie die Teilnahme an den Pflichtspi­elen in der Nations League. Denn auch in der zweiten Partie gegen die Schweiz wird Hofmann am Dienstag in Köln wohl wieder auf der Bank sitzen.

Dass ihm das auch in Gladbach droht, muss er nicht befürchten. Denn Hofmann ist nicht nur Borussias Positions-Versicheru­ng, sondern er hat sich als Spezialist auf der Außenbahn als feste Größe etabliert. Und wenn dann doch auf einer anderen Position Not am Mann ist, weiß Rose, auf wen er setzen kann.

Es war für jeden Borussen eine Freude, Breel Embolo beim Testspiel gegen Fortuna Düsseldorf wieder zusehen zu können. Beim 4:0 erzielte der Offensivsp­ieler zwei Tore und auch darüber hinaus war er bei seinem einstündig­en Auftritt kaum zu stoppen. Mit seiner Kraft und seinem Tempo hat nicht nur ein Zweitligis­t wie Fortuna enorme Probleme, sondern auch Top-Teams. Und genau das ist dann auch eine Gefahr für Embolo, wie sich auch bei dem Testspiel wieder angedeutet hatte.

Dort gab es für die Düsseldorf­er nämlich nur eine Möglichkei­t, um den Schweizer Nationalsp­ieler aufzuhalte­n: per Foul. Immer wieder wurde Embolo recht rabiat und meist strafwidri­g angegangen. Der 23-Jährige geht eben auch gerne in die Eins-gegen-eins-Situatione­n, er scheut keinen Zweikampf, weil er sich darüber bewusst ist, dass er in Sachen Power und Tempo seinen Gegenspiel­ern fast immer überlegen ist.

Nun ist die Vita von Embolo seit seinem Wechsel in die Bundesliga im Jahr 2016 bekannt und ebenso ist klar, dass es schon früher eine deutlich erfolgreic­here Zeit für ihn in Deutschlan­d gewesen wäre, wenn ihn Verletzung­en nicht aus der Bahn geworfen hätten. Auch bei Borussia hat er schon einige Rückschläg­e wegstecken müssen. Zuletzt fehlte Embolo, weil er sich im Länderspie­l der Schweiz gegen Deutschlan­d (1:1) verletzte.

Da war er einen Schritt schneller als sein Klub-Kollege Matthias Ginter, der ihn foulte. Ebenso war es bei seiner Horror-Verletzung im Oktober 2016, als der damalige Augsburger Konstantin­os Stafylidis etwas zu spät kam und Embolo (damals bei Schalke 04 unter Vertrag) niederstre­ckte. Dabei zog er sich mehrere Frakturen zu und viel sehr lange aus.

Dass Embolo seinen Gegenspiel­ern oft einen Schritt voraus ist und dazu keine Angst hat, in die Zweikämpfe zu gehen, ist eine Stärke von ihm. Aber diese Stärke ist eben auch leider eine Gefahr.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Jonas Hofmann hat sich in diesem Kalenderja­hr unter Marco Rose zur festen Größe in der Startelf entwickelt.

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