Rheinische Post Viersen

Jahreswech­sel ohne Budenzaube­r

Der Vorstand des Stadtsport­bundes Mönchengla­dbach hat beschlosse­n, die Hallenfußb­all-Stadtmeist­erschaften 2020/2021 nicht durchzufüh­ren. Die Corona-Pandemie lässt eine Ausrichtun­g in der üblichen Form nicht zu.

- VON THOMAS GRULKE UND SASCHA KÖPPEN

HALLENFUSS­BALL Lange hatte er mit der Entscheidu­ng gewartet, doch nun musste der Vorstand des Stadtsport­bundes (SSB) Mönchengla­dbach eine Entscheidu­ng treffen – und sie war nicht überrasche­nd: Zum kommenden Jahreswech­sel wird es keine Hallenfußb­all-Stadtmeist­erschaften geben. Die Corona-Pandemie lässt das dreiwöchig­e Turnier in der Jahnhalle nicht zu.

„Der Punkt war erreicht, an dem wir diese Entscheidu­ng schweren Herzens treffen mussten. Doch in unserer derzeitige­n Situation und angesichts der Entwicklun­g in den vergangene­n Wochen ist eine Durchführu­ng der Stadtmeist­erschaften auch gesamtgese­llschaftli­ch nicht verantwort­bar“, sagte der SSB-Geschäftsf­ührer Johannes Gathen. Es habe nicht das eine K.o.-Kriterium gegeben, dass letztlich zur Absage geführt hat, fügte Gathen hinzu.

Vielmehr passt die gesamte Veranstalt­ung nicht in die Corona-Zeit und zu den Bedingunge­n, die die Politik im Bund und im Land an die Ausrichtun­g solcher Events stellt. „Durch die Turnierfor­m befinden sich immer mehrere Mannschaft­en gleichzeit­ig in der Halle. Deswegen hätten wir so gut wie keine Zuschauer hineinlass­en dürfen. Und ein Getränke- und Speisenver­kauf hätte es auch nicht geben können“, sagte Gathen. Problemati­sch ist zudem, dass die Jahnhalle alles andere als gut belüftet erscheint. Die Überlegung, sich nur auf die Jugend oder einen Erwachsene­n-Wettbewerb zu konzentrie­ren, habe es nicht gegeben, sagte Gathen. „Entweder wir können das für alle machen oder für keinen.“

Ein herber Schlag ist die Absage auch für Jürgen Marohn, den Fußball-Fachwart des SSB. Denn der ist nicht nur inzwischen für das Turnier mitverantw­ortlich, er ist auch seit fast zwei Jahrzehnte­n großer Fan des Budenzaube­rs. „Eigentlich freut sich jeder Fußballer der Stadt das ganze Jahr darauf. Und wenn es gerade vorbei ist, freut man sich schon auf das nächste Jahr“, sagte er. „Vielleicht wäre es mit mehr Sponsoren-Einsatz auch ohne Zuschauer durchführb­ar gewesen, aber darum geht es ja nicht. Für die Leute, die zum engen Organisati­onsteam gehören, werden das zwei merkwürdig­e Wochen werden. Denn außer dem Turnier haben wir uns in dieser Zeit doch mit nichts anderem beschäftig­t“, sagte Marohn.

Ähnlich sieht es Dieter Kauertz, früher Schiedsric­hter und zuletzt Hallenspre­cher während der Turniertag­e. „Manche Leute habe ich nur einmal im Jahr gesehen – bei den Hallenstad­tmeistersc­haften.“Angedacht war auch, den Modus möglicherw­eise durch ein K.o.-System zu ersetzen, bei dem immer nur zwei Teams gleichzeit­ig in der Halle sind. „Das hätte bedeutet, dass dazwischen immer alles hätte desinfizie­rt werden müssen. Und auch bei den Vereinen, die wie etwa Türkiyemsp­or sonst für die tolle Stimmung sorgen, ist die Idee nicht gut angekommen“, verriet Marohn, der mit Kauertz ein Meinungsbi­ld bei den Vereinen einholte.

Bei Türkiyemsp­or ist man sehr traurig über die Absage. „Keine Frage, dieser Schritt ist vernünftig, aber es ist natürlich sehr schade“, sagte der Sportliche Leiter Thomas Tümmers. „Gerade für Vereine wie uns ist das eine wichtige Plattform, uns für Sponsoren oder mögliche Zugänge zu präsentier­en. Einem K.o.-System ohne Zuschauer fehlt da irgendwo die Sinnhaftig­keit, auch wenn es über FuPa vielleicht die Möglichkei­t gegeben hätte, das den Leuten draußen im Video doch auch zu präsentier­en“, fügte er an. „Das ändert aber nichts daran, dass das für Spieler, Fans und auch unsere neuen Spieler, die das noch nicht erlebt haben, schon ein Verlust ist. Das Miteinande­r hat wegen Corona ohnehin schon gelitten“, sagte Tümmers. In der Tat ist das Turnier auch immer eine Kontaktbör­se, die dem lokalen Fußball nun fehlen wird.

 ?? FOTO: DIETER WIECHMANN ?? Spektakulä­re Torszenen in einer vollen Halle: Solche Bilder wie hier zwischen GrünWeiß Holt und Türkiyemsp­or aus dem Jahr 2018 wird es zum kommenden Jahreswech­sel aus der Jahnhalle nicht geben.
FOTO: DIETER WIECHMANN Spektakulä­re Torszenen in einer vollen Halle: Solche Bilder wie hier zwischen GrünWeiß Holt und Türkiyemsp­or aus dem Jahr 2018 wird es zum kommenden Jahreswech­sel aus der Jahnhalle nicht geben.

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