Rund ein Drittel der Intensivbetten frei
Es gibt wieder mehr Corona-Infektionen. Derzeit sind in Mönchengladbach aber nur wenige Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen der Krankenhäuser.
MÖNCHENGLADBACH In Mönchengladbach stehen nach Angaben der Stadt momentan insgesamt 98 Intensivbetten in den Krankenhäusern zur Verfügung, 90 davon mit Beatmungsmöglichkeit. Das Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), aus dem Kliniken mit intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten täglich Meldung liefern müssen, spricht sogar von 99 Intensivbetten in Mönchengladbach. Die Belegung dieser Betten schwankt, in den vergangenen Tagen war etwa ein Drittel frei. Die Stadt sprach am Dienstag sogar von aktuell 39 freien Intensivbetten. Mit Covid-19-Patienten waren in den letzten Tagen nur drei Intensivbetten belegt. Zwei dieser Infizierten wurden beatmet.
Können die Intensivkapazitäten bei Bedarf erweitert werden? Insgesamt ja, allerdings in unterschiedlichem Umfang in den vier Akutkrankenhäusern in der Stadt.
Wie sieht es in den einzelnen Krankenhäusern aus? Die meisten Intensivbetten hält das größte Krankenhaus in der Stadt vor. „Die Kliniken Maria Hilf haben 52 Intensivplätze, die mittlerweile alle als Beatmungsplätze betrieben werden könnten, darunter als einziges Haus in Mönchengladbach sogenannte ECMO-Behandlungsplätze. Das ist aber derzeit zumindest weit über dem Bedarf“, sagt Professor Andreas Lahm, Vorsitzender der Geschäftsführung der Kliniken. ECMO steht für Extrakorporale Membran-Oxygenierung. Bei diesem Verfahren wird laut Lungeninformationsdienst des Helmholtz-Forschungzentrums München venöses Blut außerhalb des Körpers in einer Maschine mit Sauerstoff angereichert und dann ins arterielle Blutgefäßsystem zurückgeführt. Es ist ein Verfahren, das bei schwerem Lungenversagen angewendet wird.
Das Rheydter Elisabeth-Krankenhaus gab auf Anfrage folgende Kapazitäten an: „Für Erwachsene haben wir 25 Intensivbetten mit 25 Beatmungsmöglichkeiten. Für Kinder und Jugendliche haben wir sechs Intensivbetten mit sechs Beatmungsplätzen.“Das „Eli“könnte wenn nötig aufstocken. „Wir können zehn weitere Intensivbetten mit zehn (Interims-)Beatmungsmöglichkeiten bereitstellen. Mit Hilfe von Narkosegeräten können wir diese zusätzlichen Patienten kurzzeitig beatmen. Für Kinder und Jugendliche haben wir zwei weitere Intensivbetten mit (Interims-)Beatmungsplätzen.“
Das Krankenhaus Neuwerk hat laut Geschäftsführer Sebastian Baum in der ersten Phase der
Pandemie seine Intensivkapazität auf 13 Beatmungsplätze für Covid-19-Patienten erhöht und hält diese weiter vor. Bei Bedarf können weitere Überwachungsplätze ohne Beatmungsmöglichkeit geschaffen werden. „Im Ernstfall können wir auch durch Umnutzung der Beatmungsgeräte aus dem OP-Bereich weitere Notfallbeatmungskapazitäten schaffen“, sagt Baum. Konkrete Intensivbettenzahlen nannte Rita Tönjann, Krankenhausdirektorin im Bethesda, für ihr Haus auf unsere Anfrage nicht. Aber sie erklärte: „Wir können uns flexibel an die Erfordernisse anpassen.“Die Beatmungskapazitäten seien um über 60 Prozent erhöht worden. Bei Bedarf könne das Haus seine Intensivkapazitäten verdoppeln.
Wie ist die aktuelle Lage im Vergleich zu April? Auf dem bisherigen
Höhepunkt der Pandemie in Mönchengladbach waren am 5. April 169 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. 30 davon lagen im Krankenhaus, die Sieben-Tage-Inzidenz lag bei 45. Der Stand gestern: 98 Infizierte, fünf im Krankenhaus, Inzidenz 28,7. Am 1. April waren von insgesamt 136 Infizierten sogar 41 in Kliniken – die bislang höchste Belegung mit Covid-19-Patienten in der Stadt.
Die Intensivkapazitäten waren jedoch aufs gesamte Stadtgebiet gesehen auch damals nicht ausgeschöpft. „Auch im Frühjahr waren die Kapazitäten niemals völlig ausgelastet, die Kliniken Maria Hilf konnten damals ja auch schwerstkranke niederländische Patienten intensivmedizinisch behandeln, worum wir auch jetzt wieder gebeten wurden. Natürlich haben wir den niederländischen Nachbarn erneut zugesagt“, sagt Professor Andreas Lahm. Auch das Bethesda sagt, im Frühjahr seien seine Ressourcen nicht völlig ausgeschöpft und nie sämtliche Intensivbetten belegt gewesen.
Etwas anders war es offenbar in den beiden anderen Krankenhäusern Rheydt und Neuwerk. „Wir hatten während der ersten Welle zwischenzeitlich alle Intensivbetten belegt. Das lag allerdings nicht in erster Linie an den Covid-Fällen (durchschnittlich fünf intensivpflichtige Patienten in der Hochphase). Eine weitere Aufstockung, wie sie unsere Covid-Notfallplanung vorsieht, war während dieser Zeit nicht nötig“, teilte das Elisabeth-Krankenhaus mit. Und aus Neuwerk hieß es: „Im Frühjahr war unser Haus voll belegt, in der ersten Phase war auch unsere damalige Intensivkapazität erschöpft.“