Panik ist kein guter Ratgeber, Aktionismus ist keine Strategie
Die Zahl der Corona-Infektionen steigt landesweit. Angesichts weitreichender Lockerungen nach dem Lockdown war das nicht anders zu erwarten. Gleichwohl unterscheidet sich die Lage derzeit in wichtigen Punkten von der Situation während des vorläufigen Höhepunkts der Pandemie im April.
Erstens: Damals traf die anschwellende Infektionswelle Ärzte, Krankenhäuser, Behörden und die Bevölkerung unerwartet und – was etwa die Versorgung mit Schutzmaterial wie Masken angeht – teilweise auch unvorbereitet. Inzwischen war einige Zeit zu lernen. Die meisten Menschen haben beispielsweise akzeptiert, dass das Tragen eines Mund-Nasenschutzes sinnvoll ist; Testkapazitäten sind aufgebaut, die es bei Ausbruch der Pandemie nicht gab; Krankenhäuser haben ihre Intensivkapazitäten aufgestockt und sind auch darauf vorbereitet, diese im Notfall noch weiter ausbauen zu können.
Zweitens: Die Zahl der Covid-19-Patienten, die so schwer erkrankt sind, dass sie in einem Krankenhaus behandelt werden müssen, war in den vergangenen Wochen und Tagen erheblich kleiner als im Frühjahr. Das ist gut – aber kein Anlass, sorglos zu sein. Noch immer können alle, auch jüngere Menschen ohne Vorerkrankungen, an Covid-19 sterben.
Was tun? Panik ist kein guter Ratgeber, kopfloser Aktionismus keine vernünftige Strategie – erst recht nicht, wenn die Infektionszahlen in den nächsten Tagen weiter steigen. Wir können aber alle einen Beitrag leisten, die Pandemie wenigstens einzudämmen: Abstands- und Hygieneregeln einhalten, keine großen Partys feiern, nicht unnötig in Risikogebiete reisen – sprich: riskante Verhaltensweisen vermeiden, selbst wenn sie laut behördlicher Verordnung noch nicht verboten sind.
Das schafft das Virus nicht aus der Welt. Aber es ist das Vernünftigste, was wir derzeit tun können.