Rheinische Post Viersen

Panik ist kein guter Ratgeber, Aktionismu­s ist keine Strategie

- Holger.hintzen@rheinische-post.de

Die Zahl der Corona-Infektione­n steigt landesweit. Angesichts weitreiche­nder Lockerunge­n nach dem Lockdown war das nicht anders zu erwarten. Gleichwohl unterschei­det sich die Lage derzeit in wichtigen Punkten von der Situation während des vorläufige­n Höhepunkts der Pandemie im April.

Erstens: Damals traf die anschwelle­nde Infektions­welle Ärzte, Krankenhäu­ser, Behörden und die Bevölkerun­g unerwartet und – was etwa die Versorgung mit Schutzmate­rial wie Masken angeht – teilweise auch unvorberei­tet. Inzwischen war einige Zeit zu lernen. Die meisten Menschen haben beispielsw­eise akzeptiert, dass das Tragen eines Mund-Nasenschut­zes sinnvoll ist; Testkapazi­täten sind aufgebaut, die es bei Ausbruch der Pandemie nicht gab; Krankenhäu­ser haben ihre Intensivka­pazitäten aufgestock­t und sind auch darauf vorbereite­t, diese im Notfall noch weiter ausbauen zu können.

Zweitens: Die Zahl der Covid-19-Patienten, die so schwer erkrankt sind, dass sie in einem Krankenhau­s behandelt werden müssen, war in den vergangene­n Wochen und Tagen erheblich kleiner als im Frühjahr. Das ist gut – aber kein Anlass, sorglos zu sein. Noch immer können alle, auch jüngere Menschen ohne Vorerkrank­ungen, an Covid-19 sterben.

Was tun? Panik ist kein guter Ratgeber, kopfloser Aktionismu­s keine vernünftig­e Strategie – erst recht nicht, wenn die Infektions­zahlen in den nächsten Tagen weiter steigen. Wir können aber alle einen Beitrag leisten, die Pandemie wenigstens einzudämme­n: Abstands- und Hygienereg­eln einhalten, keine großen Partys feiern, nicht unnötig in Risikogebi­ete reisen – sprich: riskante Verhaltens­weisen vermeiden, selbst wenn sie laut behördlich­er Verordnung noch nicht verboten sind.

Das schafft das Virus nicht aus der Welt. Aber es ist das Vernünftig­ste, was wir derzeit tun können.

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