Wichtig auf vielen Ebenen
Die Rückkehr von Denis Zakaria wird zur Geduldsprobe. Seine Pause hat mehrere Konsequenzen.
Die Geduld wird bei Borussia, ihren Fans und auch bei Denis Zakaria selbst deutlich länger strapaziert, als zu erwarten war. Der Heilungsprozess seiner Knieverletzung, die er sich am 7. März beim Spiel gegen Borussia Dortmund (1:2) bei einem Zusammenprall mit Torwart Yann Sommer zugezogen hatte, ist gespickt mit Rückkehr-Hoffnungen gefolgt von der Enttäuschung, dass es doch noch zu früh ist.
Zuletzt war das Ziel, dass Zakaria während der aktuell laufenden Länderspielpause wieder voll im Mannschaftstraining dabei ist und vielleicht auch zum Champions-League-Start eine Kader-Option sein kann. Doch so weit ist Borussias Top-Mittelfeldspieler aus der Schweiz noch nicht.
„Jeder steckt ja selber in seinem Körper und manchmal gibt es Verletzungen oder Krankheiten, die Zeit brauchen und ein bisschen diffus sind, bei denen man dem Körper einfach die Zeit geben muss, die er braucht. So einfach ist das“, sagte Trainer Marco Rose, der aber auch betont, dass es keinen Rückschlag gegeben habe. „Wenn wir jetzt jede
„Wir singen das Lied jetzt schon eine ganze Weile, dass es keinen Tag X gibt, den gibt es aber nie bei einer Verletzung.“
Marco Rose
Borussias Trainer über die Verletzung von Denis Zakaria
Woche von einem Rätsel sprechen, tut das dem Jungen auch nicht gut. Er ist ja auch ein Mensch. Ich glaube, für ihn ist es momentan am besten, auf dem Platz bei seinen Jungs zu sein, sich behandeln zu lassen und drumherum die Zeit zu bekommen, die er noch braucht. Deswegen singen wir das Lied jetzt schon eine ganze Weile, dass es keinen Tag X gibt. Den gibt es aber nie bei einer Verletzung.“
Zakaria bleibt also nichts anderes übrig, als sich weiter vorsichtig heranzutasten. Als das Malheur im März passierte, hätte er sicher nicht damit gerechnet, über sieben Monate später in dieser Situation zu sein. Erst hieß es, er würde zeitnah zurückkehren, dann musste er sich doch operieren lassen, die prognostizierte Reha-Zeit von sechs bis acht Wochen wurde jedoch auch überschritten. Es ist die Zakarias erste schwere Verletzung und es ist direkt eine riesige Geduldsprobe.
Dabei ist seine Rückkehr enorm wichtig für Borussia. Und das nicht nur, weil mit ihm der vielleicht beste Spieler im Kader – Zakaria ist mit 40 Millionen Marktwert zumindest der wertvollste Gladbacher – aktuell fehlt und seine Power dem Rose-Fußball extrem zugute kommt. Zudem war seine Rückkehr zum Saisonbeginn auch vom Klub eingeplant, daher war es auch kein Thema, im Mittelfeld-Zentrum einen neuen Spieler zu verpflichten. Ob die Meinung der Verantwortlichen eine andere gewesen wäre, wenn sie gewusst hätten, dass auch Mitte Oktober noch nicht klar ist, wann Zakaria wieder spielen kann, ist offen. Aber die Personalsituation in Borussias Mitte ist recht angespannt.
Und dann gibt es noch einen wirtschaftlichen Aspekt bei der ganzen Sache. Natürlich steht die Gesundheit über allen anderen Themen, aber Zakaria spielt in den Planungen der Borussen nicht nur sportlich
eine enorm wichtige Rolle. Max Eberl hat betont, dass Zakaria zu den Spieler gehört, bei denen gilt, dass sie im Laufe dieser Saison ihren Vertrag verlängern müssten, ansonsten gäbe es im Sommer einen Verkauf. Auch bei den ebenfalls hochpreisigen mit einem Vertrag bis 2022 ausgestatteten Spielern Matthias Ginter und Nico Elvedi sei das der Fall.
Die Ablösesumme, die Borussia erzielen könnte, ist jedoch auch davon abhängig, wie sich Zakaria in dieser Saison zeigt. Je länger er ausfällt, desto kürzer ist die Zeit, in der er zu seiner Top-Form zurückkehren und die Klasse aus dem ersten Rose-Jahr wieder zeigen kann.
Dieser Aspekt wird in Borussias Gedanken aktuell nur im Hinterkopf eine Rolle spielen. Schließlich hat die Saison gerade erst angefangen und Zakaria kann immerhin Teile der Einheiten mitmachen. Doch die Verantwortlichen um Eberl und Finanzboss Stephan Schippers haben auch mitbekommen, wie sich der Transfer von Leroy Sané zum FC Bayern München entwickelt hat.
2019 sollte es bereits den Wechsel geben, sein damaliger Klub Manchester City sollte eine Ablöse von etwa 100 Millionen Euro erhalten. Doch dann verletzte sich Sané schwer und fiel fast die gesamte Saison aus. So hatte Bayern die Möglichkeit, den deutschen Nationalspieler in diesem Somer deutlich günstiger zu bekommen. 45 Millionen zahlte der Rekordmeister nur noch. Diesen Effekt gibt es bei Zakaria hoffentlich nicht.
SEBASTIAN HOCHRAINER