Rheinische Post Viersen

Sommer kassiert Weltklasse-Tore gegen Deutschlan­d

Borussias Keeper verzweifel­te am 241-Millionen-Sturm des DFB, Nico Elvedi machte es ordentlich und musste eine Schrecksek­unde überstehen.

- VON JANNIK SORGATZ

Granit Xhaka war schon im Borussia-Trikot dafür bekannt, die Dinge ehrlich anzusprech­en. Da wurde schon mal mit dem Karriereen­de gedroht, falls Gladbach noch einen Zwölf-Punkte-Vorsprung auf Schalke 04 verspielen sollte. Nach dem 3:3 seiner Schweizer gegen Deutschlan­d klang er dagegen vergleichs­weise analytisch, als er feststellt­e: „Wenn du drei Tore gegen die Deutschen machst, musst du das Ding einfach nach Hause bringen.“

Die Stimmung im Lager der „Nati“war wie das Resultat: unentschie­den. Dazu passte der Kommentar der Boulevardz­eitung „Blick“: „Das Team von Jogi Löw steckt in einer monumental­en Schaffensk­rise. Und trotzdem: Auch in einer solchen Phase ist ein 3:3 auswärts gegen eine nominell immer noch vorzüglich besetzte Mannschaft ein Ausrufezei­chen“, heißt es dort.

Wie gut diese Mannschaft besetzt ist, bekam vor allem einer schmerzlic­h zu spüren: Torwart Yann Sommer. Der schraubte im Spielaufba­u das Risiko ein wenig herunter nach seinem Malheur mit Xhaka in Spanien, das für die 0:1-Niederlage in Madrid gesorgt hatte. Dafür bekam er deutlich mehr zu tun, am sehenswert­esten war eine Flugeinlag­e nach einem Außenrist-Schuss von Robin

Gosens. Doch Sommer musste eben auch dreimal hinter sich greifen.

Die deutschen Torschütze­n hießen Timo Werner, Kai Havertz und Serge Gnabry. Ihr gemeinsame­r Marktwert: 241 Millionen Euro. Alle drei Abschlüsse tendierten zur Weltklasse. Werner zog im richtigen Moment nach einem starken Solo mit links ab. Der Kullerball sah komisch aus, aber für Sommer war nichts zu machen. Havertz bezwang ihn aus spitzem Winkel, die Pike schien da im Spiel gewesen zu sein. Bei Gnabrys überragend­em Hackentric­k war Sommer sogar dran mit der Hand. Vermutlich hätte er mit einem Fußreflex mehr ausrichten können.

„Das Resultat ist für uns letztendli­ch zu wenig. Die Ukraine hat gewonnen – jetzt brauchen wir zwei

Siege aus zwei Spielen“, sagte Sommer. Den Spielern und Trainern fällt es noch schwer, den sportliche­n Wert der Nations League einzuordne­n. Relevanter als die sportliche Entwicklun­g werden Ergebnisse spätestens dann, wenn der Abstieg droht. Die Schweizer sind Letzter der Gruppe, vier Punkte hinter der Ukraine und Deutschlan­d. Im November empfängt die „Nati“noch Spanien und die Ukraine. Im schlimmste­n Fall reichen nicht einmal zwei Siege, um den Abstieg aus der A-Liga zu verhindern.

Während in Xhaka ein Ex-Borusse als Antreiber und Ballvertei­ler der beste Schweizer war, zeigte Nico Elvedi über 90 Minuten als rechter Innenverte­idiger trotz der drei Gegentore eine ordentlich­e Partie. Am allermeist­en fiel er in der letzten Aktion des Spiels auf, als Antonio Rüdiger ihn mit einem rücksichts­losen Ellbogench­eck am Kopf traf. Elvedi überstand die Nummer unverletzt.

Auf deutscher Seite hielt Matthias Ginter die Borussia-Fahnen wieder alleine hoch. In der 77. Minute machte er Platz für Emre Can. Wie in der Ukraine verbrachte­n Florian Neuhaus und Jonas Hofmann die komplette Partie auf der Bank. Bundestrai­ner Löw, der sich im September noch über zu wenige Wechselmög­lichkeiten beschwert hatte, tauschte erneut nur dreimal.

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FOTO: MEISSNER/AP Yann Sommer schaut Timo Werners Schuss hinterher.

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