Rheinische Post Viersen

Doppelpass zweier Specialhoc­key-Botschafte­r

Mahmut Gerdan und Selin Oruz unterstütz­en die Bewerbung des DHB für die Aufnahme bei den Special Olympic World Games 2023.

- VON THOMAS GRULKE FOTO: THOMAS GRULKE

SPECIALHOC­KEY Selin Oruz ist fast ein bisschen neidisch. Interessie­rt schaut sie sich den Hockeyschl­äger von Mahmut Gerdan an, der wegen einer Beeinträch­tigung an der rechten Hand mit einer Spezialanf­ertigung spielt. „Das ist schon cool. Ich bin Linkshände­rin, für mich gibt es aber keinen individuel­len Schläger“, sagt die Hockey-Nationalsp­ielerin vom Düsseldorf­er HC, ehe sie mit Gerdan ein paar Bälle schlägt und im Anschluss das gesamte Training des Specialhoc­key-Teams Mönchengla­dbach begleitet.

Mit dieser Aktion auf dem Kunstrasen­platz des Rheydter SV machte der Deutsche Hockey-Bund (DHB) auf eine Bewerbung aufmerksam: Er möchte mit Specialhoc­key als eine von zwei neuen Demonstrat­ionssporta­rten in das Programm der Special Olympic World Games aufgenomme­n werden, die 2023 in Berlin stattfinde­n. „Wir arbeiten auf europäisch­er Ebene mit viel Engagement daran, diese Variante des Hockeyspor­ts weiterzuen­twickeln und zu etablieren. Deshalb wäre die Aufnahme bei den World Games 2023 ein weiterer Anschub – nicht nur in Deutschlan­d“, sagt Carola Meyer, die nicht nur DHB-Präsidenti­n, sondern als Vizepräsid­entin des Europäisch­en Hockeyverb­andes (EHF) auch für die Entwicklun­g des Specialhoc­keys internatio­nal verantwort­lich ist.

Dass der DHB für die Verkündung seiner Bewerbung Mönchengla­dbach als Standort ausgewählt hat, ist alles andere als Zufall. So begannen

Ottima und Walter Mayer bereits vor mehr als 40 Jahren damit, mit geistig behinderte­n Menschen Hockey zu spielen. Das Walter-Mayer-Gedächtnis­turnier gilt als das weltweit traditions­reichste Turnier im Specialhoc­key. Zudem wurde es 2006 in das Rahmenprog­ramm der Männer-Weltmeiste­rschaft 2006 sowie späterer Champions-Trophys und der Doppel-Europameis­terschaft 2011 aufgenomme­n.

„Das war letztlich für den Hockey-Weltverban­d der ausschlagg­ebende Punkt, um Specialhoc­key voranzubri­ngen. So hat von Mönchengla­dbach aus eine Bewegung Fahrt aufgenomme­n, deren Tempo nicht zu erwarten war“, sagt Maren Boyè. Die Direktorin Sportentwi­cklung

beim DHB hat die Bewerbungs­unterlagen bereits abgeschick­t, spätestens am 2. November soll die Entscheidu­ng fallen, ob Specialhoc­key den Zuschlag erhält.

Mahmut Gerdan wird die Daumen drücken. Der 35-Jährige ist Specialhoc­key-Nationalsp­ieler und war mit der deutschen Auswahl auch schon bei der EM 2017 in Amsterdam.

„Es macht großen Spaß, mit meinen Freunden auf dem Platz zu stehen. Die World Games wären eine super Möglichkei­t, ein großes Turnier zu spielen“, sagt Gerdan, dessen Mönchengla­dbacher Teamkolleg­en Dennis Steins (33) und Florian Bresch (29) ebenfalls in der Nationalma­nnschaft spielen. Gerdan ist nun jedoch zusätzlich Specialhoc­key-Botschafte­r.

„Wir haben uns für ihn entschiede­n, weil er offen auch auf Spieler anderer Nationen zugeht“, sagt Linda van Overmeire-Sandkaulen, die seit Jahren Claus Heinze bei der Betreuung des Gladbacher Teams unterstütz­t und zugleich Beauftragt­e für Specialhoc­key/Inklusion beim DHB ist.

Das deutsche Specialhoc­key-Team darf sich bei Turnieren auch immer großer Unterstütz­ung sicher sein. „Bei der EM 2019 in Antwerpen haben wir mit den Damen die Mannschaft angefeuert“, sagt Selin Oruz, die selbst einen Bruder mit geistiger Behinderun­g hat. Als neue Specialhoc­key-Botschafte­rin sei sie gerne nach Gladbach gekommen, um das Projekt zu unterstütz­en. „Auch durch meinen persönlich­en Bezug habe ich großes Interesse daran, eine gewisse Chancengle­ichheit für Parasportl­er auch im Hockey zu schaffen“, sagt sie. Dann gilt ihre ganze Aufmerksam­keit wieder Mahmut Gerdan und seinen Teamkolleg­en.

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Specialhoc­key-Nationalsp­ieler Mahmut Gerdan möchte mit Deutschlan­d an den Special Olympic World Games in Berlin teilnehmen.
 ?? FOTO: THOMAS GRULKE ?? Hockey-Nationalsp­ielerin Selin Oruz unterstütz­t das Projekt des DHB und trainierte mit dem Special Hockey Team Mönchengla­dbach.
FOTO: THOMAS GRULKE Hockey-Nationalsp­ielerin Selin Oruz unterstütz­t das Projekt des DHB und trainierte mit dem Special Hockey Team Mönchengla­dbach.

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