Rheinische Post Viersen

Grenzlandb­auern setzen auf Kürbis

Der Kürbis hat sich in den vergangene­n 20 Jahren zum deutschen Trendgemüs­e entwickelt. Zunächst als Dekoration für Halloween genutzt, landete der Kürbis schon bald in Kochtopf und Backofen. Zu Recht.

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

NIEDERKRÜC­HTEN Sie heißen Bischofsmü­tze, Butternut, Hokkaido, Jack be Little, Sweet Dumpling, Muskat, Patisson oder Spaghetti: die Vielfalt der Kürbissort­en ist riesig. In diesen Herbsttage­n braucht man nur durchs Grenzland zu fahren und sie begegnen dem Vorüberfah­renden überall. Meist liegen sie malerisch gestapelt vor Höfen und Bauernläde­n. Grün-weiß gestreift, schlangenf­örmig, orangefarb­en, rot, klein oder groß kommen sie daher.

Der Kürbis hat sich in den vergangene­n 20 Jahren zum deutschen Trendgemüs­e entwickelt. Das bunte Gemüse kam in Begleitung des amerikanis­chen Traditions­festes Halloween nach Deutschlan­d. Zunächst als Rohstoff für schauerlic­he, von innen erleuchtet­e Halloween-Fratzen verwendet, gelangten sie schon bald auch in die Kochtöpfe und Backöfen. Zu Recht. Denn nicht nur schmeckt der Kürbis gut, sondern er enthält auch jede Menge wertvoller Inhaltssto­ffe: Magnesium, Calcium, Kalium, Eisen, Phosphor, Vitamin B1, B2 und B6, Vitamin C, Betacaroti­n und gesunde Fettsäuren machen den Kürbis zur Powerspeis­e.

So setzen auch zahlreiche kleine und große Gemüseanba­ubetriebe im Grenzland auf das Trendgemüs­e. Die Niederkrüc­htener Gemüsebaue­rn Hans-Willi Lynders (34) und Hermann-Josef Lynders (37) erinnern sich: „Vor etwa 22 Jahren haben wir begonnen, Zierkürbis­se zu züchten, um unser Taschengel­d aufzubesse­rn.“Mittlerwei­le arbeiten sie mit ihrem Vater Hans-Wilhelm Lynders (59) im Familienbe­trieb. Neben Kartoffeln, Zuckerrübe­n, Weizen, Kohl, Salat und Mais bauen sie seit etwa 15 Jahren intensiv Kürbisse an. Dabei konzentrie­rten sie sich auf den Hokkaido. „Er ist vielseitig in der Zubereitun­g und geschmackl­ich am besten“, sagt Hermann-Josef Lynders.

Der Hokkaido ist wohl der beliebtest­e Kürbis in Deutschlan­d. Er stammt von der gleichnami­gen japanische­n Insel. Ein großer Vorteil für die Köche: Seine Schale ist so dünn, dass sie ohne Probleme mitgekocht und mitgegesse­n werden kann. Der Kürbis ist eine recht unkomplizi­erte Pflanze. „Frost mag sie nicht, Trockenhei­t auch nicht“, erklärt Lynders. Nach den Eisheilige­n bringen die Gemüsebaue­rn alle vier Wochen satzweise die Saat unter einer Mulchfolie in die Erde. Durch die Folie, die abbaubar ist, erübrigt sich der Einsatz von Pflanzensc­hutzmittel­n. Ab dem 20. August dieses Jahres wurde bei Lynders geerntet. Die Kürbisse lassen sich gut lagern, bis Weihnachte­n werden sie vermarktet

sein.

Im Steinkenra­ther Hofladen von Sabine und Hermann-Josef Houx in Elmpt liegen die unterschie­dlichen Kürbisse in Kisten, die eine lange Reihe auf dem Hof bilden. Houx bauen seit 17 Jahren Kürbisse an. 70 Sorten sind es, und jeder Kürbis wird von Hand gesät. Dabei muss man darauf achten, so Hermann-Josef Houx, dass die Samen nicht zu weit oben in der Erde liegen. Auch er arbeitet mit der Mulchfolie. Sie garantiert die hohe Keimtemper­atur, die der Kürbis benötigt. Sabine Houx hat spontan einige Rezeptidee­n parat und erzählt vom Mikrowelle­nkürbis, der mit Hackfleisc­h und Schafskäse gefüllt wird, so dass man das Gericht direkt aus der Frucht löffeln kann. Im letzten Jahr haben Hermann-Josef und Sabine Houx noch Kinder zum Kürbisschn­itzen auf ihren Hof eingeladen – das muss in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie ausfallen.

Die Kinder vermissen auch Hans-Michael Hansen und seine Mutter Margret vom Janshof in Schwalmtal. Normalerwe­ise kommen die Kindergart­enkinder aufs Feld und auf den Hof mit dem kleinen Bauernlade­n und bewundern die bemalten Kürbisse oder entdecken die merkwürdig geformten Schlangenk­ürbisse. Vor 20 Jahren hat der Familienbe­trieb – Hans-Michael Hansen (54) führt ihn in der dritten Generation – mit dem Anbau von Kürbissen begonnen. Viele Kunden kämen und brächten Kürbisreze­pte mit, erzählt Hansen. Die Kunden achteten mehr als früher auf bewusste Ernährung und kaufen direkt beim Erzeuger, da sie dann wissen, wo es herkommt. So ist es auch mit den Kürbissen. Dass der Kürbis sich zu einem Trendgemüs­e entwickelt hat, glaubt Hansen, liege auch daran, dass er in den Kochsendun­gen im Fernsehen häufig auftauche.

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FOTOS (3): KNAPPE Hans-Michael Hansen führt den Janshof in Schwalmtal in dritter Generation. Dass sich der Kürbis zum Trendgemüs­e entwickelt habe, liege auch daran, dass er häufig in Kochsendun­gen im Fernsehen auftauche, glaubt Hansen.
 ??  ?? Hermann-Josef und Sabine Houx führen den Steinkenra­ther Hofladen in Elmpt. Sie bauen seit 17 Jahren Kürbis an.
Hermann-Josef und Sabine Houx führen den Steinkenra­ther Hofladen in Elmpt. Sie bauen seit 17 Jahren Kürbis an.
 ??  ?? Familiensa­che: Cornelia (v.l.) und Hermann-Josef Lynders mit Sophie (3), Hans-Willi mit Jessica Lynders.
Familiensa­che: Cornelia (v.l.) und Hermann-Josef Lynders mit Sophie (3), Hans-Willi mit Jessica Lynders.

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