Rheinische Post Viersen

Nachhaltig­keit?

Kiesabbau

- Wolfgang Lennartz-Grah, Schwalmtal

Vor den Kommunalwa­hlen im September behauptete die CDU in Schwalmtal, die Notwendigk­eit einer nachhaltig­en Wirtschaft­sentwicklu­ng zu verstehen. Dieses dringende Bedürfnis ergibt sich unter anderem aus den rapide steigenden Kosten des Klimawande­ls. Nach Angaben des Bundesumwe­ltminister­iums führt ein Nettoansti­eg des atmosphäri­schen CO um eine Tonne zu Mehrkosten für die Wirtschaft von 180 Euro pro Jahr. Der etwa 28 Millionen Euro teure Viersener Tiefensamm­ler für Starkregen ist ein gutes Beispiel. Jede neue Kiesgrube vernichtet landwirtsc­haftliche Flächen, die für die regionale Ernährungs­sicherheit und die Minimierun­g des Klimawande­ls benötigt werden. Grüne Pflanzen entziehen unserer Atmosphäre über die Photosynth­ese CO2, das heißt die Zerstörung von Ackerland verringert die Geschwindi­gkeit, mit der CO2 der Erdatmosph­äre entzogen wird. Auf diese Weise beschleuni­gt eine Kiesgrube den Klimawande­l. Im Gegensatz zu Ackerland, das, wenn es ökologisch bewirtscha­ftet wird, für immer produktiv sein kann, ist eine Kiesgrube nicht nachhaltig. Einmal erschöpft, in der Regel in einigen Jahrzehnte­n, ist das verbleiben­de Loch unprodukti­v.

Die Praxis, erschöpfte Kiesgruben mit Bauschutt zu füllen, ist ebenso wenig nachhaltig, da ständig neue Kiesgruben gegraben werden, um den nicht enden wollenden Strom von Bauschutt aufzunehme­n. Die Erdoberflä­che ist endlich, die Fläche des Ackerlande­s ist endlich. Die Recyclingt­echnologie hat sich so weit entwickelt, dass 90 Prozent des beim Abbruch anfallende­n Bauschutts recycelt werden können. Der Viersener Kreistag und seine Verwaltung haben offenbar die dringende Notwendigk­eit erkannt, mit der endlichen Ressource Boden nachhaltig umzugehen. Teile der Kreistagsf­raktion der CDU dagegen scheinen in der Vergangenh­eit zu leben – denn eine Industrie, die nicht nachhaltig ist, hat keine Zukunft.

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