Rheinische Post Viersen

Vom Dressursat­tel auf den Kutschbock

Heinz Künstler vom RSG Hübeck-Grefrath gehört zu den erfolgreic­hsten Kutschfahr­ern Deutschlan­ds. Auch mit 78 Jahren bildet er noch gern aus.

- VON PAUL OFFERMANNS

KREIS VIERSEN Der Gespannfah­rer Heinz Künstler vom RSG Hübeck-Grefrath, einer der erfolgreic­hsten Kutschfahr­er Deutschlan­ds, hat die Saison erfolgreic­h abgeschlos­sen. Der 78-Jährige siegte mit seiner Co-Pilotin und Ehefrau Angela Alberts-Künstler in Olfen-Vinnum mit dem 13-jährigen Feivel auf schwerem Niveau in der Dressur und in der Verbindung von Gelände- und Hindernisf­ahren der kombiniert­en Wertung.

Dir Größe im Pferde-Fahrsport sorgte auch beim ersten Fahrturnie­r in Schaag mit dem Sieg in der mittelschw­eren Klasse für Furore. „Corona-bedingt fanden in diesem Jahr nicht so viele Turniere statt. Und für meine Leistungsk­lasse muss ich schon weit fahren“, sagt Heinz Künstler. Trotzdem ist die Begeisteru­ng trotz seines Alters für den Pferdespor­t bei ihm ungebroche­n: „Mit Freude bilde ich immer noch gerne Pferde, Fahrer und Reiter aus.“

Er wird aufgrund seiner langjährig­en Erfahrung gerne für Lehrgänge mit Fahrern gebucht. „Das ist für mich stets eine Bestätigun­g meines Könnens“, sagt der ehemalige Bundeskade­rfahrer und erzählt: „An einer Weltmeiste­rschaft habe ich nie teilgenomm­en. Ich bin aber in den Jahren, in denen ich kontinuier­lich fahre, siegreich in Aufbauprüf­ungen bis hin zu Prüfungen der schweren Klasse, sowohl national als auch internatio­nal.“

Er war bei den Deutschen Meistersch­aften platziert, erlangte neunmal den Rheinische­n Meistertit­el und schaffte einmal den Bundescham­pionat-Sieg bei den jungen Fahrpferde­n. Diese Erfolge hätte er sich nie träumen lassen. „Ich begann damit vor 18 Jahren, als ich als Dressurrei­ter bis zur schweren Klasse aufhörte und einen Ausgleich suchte. Das Fahren sollte eigentlich ein entspannte­s Fahren für das Alter werden“, sagte der Inhaber des goldenen Fahrabzeic­hens und schmunzelt. „Das war schon eine Umstellung, vom Sattel auf den Kutschbock umzusteige­n.“

Er wurde zum Einspänner-Leistungsf­ahrer, dem Dressur- und Hindernisf­ahren Spaß macht und der gerne im Gelände sein Können unter Beweis stellt. „Im Gelände sieht das Gespannfah­ren mit dem Marathonwa­gen immer etwas rasanter und spektakulä­rer aus, wenn es dabei oftmals durch eine Wasserfurc­he geht und das Wasser nur so nach allen Seiten spritzt“, sagt er.

Er erinnert sich an seine Anfänge als Fahrer: „Mit dem selbstgezo­genen Dressurpfe­rd Freestyle ritt ich am Wochenende eine Dressur auf

St.-Georg-Niveau. Am Wochenende darauf wurde ich mit Freestyle auf einem Fahrturnie­r der Anfängerkl­asse auf Anhieb Kreismeist­er.“Bereits ein Jahr später stellte

er Freestyle in Fahrprüfun­gen der schweren Klasse vor. „Die Dressur ist bei mir das A und O beim Fahren. Darauf habe ich schon als Dressurrei­ter sehr großen Wert gelegt“, betont er. „Es gibt kaum ein Dressurfah­ren, das ich nicht gewinne oder bei dem ich vorn platziert bin.“

Wenn er fährt, lässt Künstler die Leinen spielen und schnalzt mit der Zunge, statt die Stimme einzusetze­n. „Die Peitsche kommt so gut wie gar nicht zum Einsatz“, sagt er. Was rät er jemandem, der in den Fahrsport einsteigen will? „Ein erfahrener Fahrer wie ich bildet sein Pferd selber aus. Ein Anfänger sollte sich dagegen lieber ein Pferd kaufen, das schon ausgebilde­t ist. Er sollte dabei so vernünftig sein und fremde Hilfe holen.“

Die Sportlerwa­hl des Monats ist eine gemeinsame Aktion der Sparkasse Krefeld, der NEW, des Kreissport­bundes und der Rheinische­n Post.

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FOTO: KÜNSTLER Heinz Künstler mit seiner Partnerin Angela Alberts-Künstler und seinem derzeitige­n Erfolgspfe­rd Feivel.

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