Ärzte und Kliniken sehen sich gerüstet
Ob es in Mönchengladbach zusätzliche Corona-Schutzmaßnahmen gibt, entscheidet die Stadt, sobald ihr eine angekündigte Verordnung des Landes vorliegt. Krankenhäuser und Ärzte befürchten keine Engpässe bei Schutzmaterial.
MÖNCHENGLADBACH Die Zahl der aktuell Infizierten ist in der Stadt bis gestern Morgen nach Angaben der Stadtverwaltung auf 116 (Vortag: 109) gestiegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz wurde mit 36,8 angegeben. Sie lag damit geringfügig über dem am Donnerstagabend erreichten Wert von 36,7, der noch am selben Abend dazu führte, dass die Stadt schärfere Regeln für private Feiern, Sport-Events und Veranstaltungen festsetzte. Zu den 116 Fällen gehören zwölf Neuinfektionen, die bis Freitagmorgen registriert waren.
Weitere Schutzmaßnahmen Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners hat am Freitag wie andere OB und Landräte an einer für 13 Uhr anberaumten Videokonferenz mit Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) teilgenommen. Fazit: Nachdem Laschet und andere Ministerpräsidenten am Mittwoch mit Kanzlerin Angela Merkel über Corona-Schutzmaßnahmen gesprochen haben, soll es in Nordrhein-Westfalen eine neue Corona-Schutzverordnung geben. „Wir rechnen damit, diese neue Verordnung heute oder morgen zu bekommen“, sagte Reiners am Freitag nach der Konferenz. Die Stadt werde sich die neue Verordnung umgehend anschauen, mit den in Mönchengladbach schon geltenden Regelungen abgleichen und diese, wo nötig, anpassen – gegebenenfalls auch am Wochenende.
Aller Voraussicht werde in der Verordnung des Landes stehen, so Reiners, dass bei Erreichen eines Werts von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen die zulässige Teilnehmerzahl für Veranstaltungen auf maximal 1000 begrenzt werde. Diese Regelungen hat die Stadt aber am Donnerstagabend schon in ihrer Verordnung getroffen. Zudem hatte die Stadt nach Überschreiten der der 35er-Inzidenz am Donnerstagabend verfügt, dass in
Mönchengladbach bei „Veranstaltungen aller Art“eine namentliche Sitzplatzdokumentation vorzunehmen sei, dass Sportveranstaltungen in geschlossenen Räumen nur noch ohne Zuschauer stattfinden, bei Sport-Events im Freien nur noch maximal 300 Zuschauer zulässig sind und private Feiern außerhalb privater Räume ab einer Teilnehmerzahl von 25 bei der Stadt angemeldet werden müssen.
Positiv bewertete der Oberbürgermeister die Kernbotschaft, die er der Videorunde mit Laschet entnommen hat.
Die Verordnung des Landes solle für landesweit möglichst einheitliche Regeln sorgen. „Ich bin ein großer Freund einheitlicher Regelungen“, sagte Reiners. „Ich hoffe, dass wir nicht wieder in eine Situation kommen, wie wir sie im April ein Stück weit hatten, dass es ein Wettrennen zwischen den Kommunen gibt, wer die schärfsten Corona-Maßnahmen hat. Wenn etwa in Düsseldorf anderes gelten würde als in Mönchengladbach, wäre das unverständlich.“Gebe es in einer Stadt allerdings besondere Lagen, müsse man schauen, ob und welche speziellen Maßnahmen diese Situation erfordere.
Lage in den Krankenhäusern Wie am Vortag waren am Freitag (Stand 9 Uhr) nach Angaben der Stadt drei der 116 Infizierten in Mönchengladbach so schwer erkrankt, dass sie im
Krankenhaus behandelt werden mussten. Das Intensivbettenregister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), dem Kliniken mit intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten täglich Meldung liefern müssen, verzeichnete hingegen am Vormittag vier Covid-19-Patienten auf Intensivstationen in Mönchengladbach, drei davon mussten laut Divi invasiv beatmet werden. Damit waren vier Prozent der knapp 100 zurzeit in Mönchengladbach
verfügbaren Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt. 27 Betten waren laut Divi am Nachmittag noch frei.
Schutzmaterial Ein Mangel an Schutzausrüstung – etwa Masken – war in den ersten Wochen der Pandemie ein Problem. Kassenärztliche Vereinigung (KV), Stadt und
Kliniken halten die inzwischen beschafften Vorräte momentan für ausreichend. „Aus meiner Sicht sind die Praxen derzeit sehr gut mit Schutzmaterialien versorgt, wobei natürlich der Bedarf steigen wird“, sagte Arno Theilmeier, Vorsitzender der Kreisstelle Mönchengladbach der KV Nordrhein. Arztpraxen könnten „bedarfsadaptiert“online bei der KV- Hauptstelle Schutzmaterialien bestellen und an Ausgabestellen abholen. Das funktioniere auch ziemlich gut. „Bei Bedarf werden wir trotzdem auch zusätzlich vor Ort organisatorisch gegensteuern“, so Theilmeier.
Der Stadtverwaltung liegen nach Angaben eines Sprechers keine Erkenntnisse über einen Mangel an Schutzmaterial vor. „Die Stadt wird auch hier lageangemessen die entsprechenden Entscheidungen treffen. Das betrifft auch die Versorgung mit Schutzmaterialien, die von Feuerwehr und Rettungsdienst benötigt werden. Es ist dafür gesorgt, dass Einrichtungen wie etwa die Alten- und Pflegeheime ihre Vorräte (unter anderem Mund-Nasenschutz) ausreichend vorliegen haben. Kliniken und niedergelassene Ärzte versorgen sich selber“, teilte ein Stadtsprecher mit. Alles benötigte Schutzmaterial sei auch in der ersten Pandemiephase beschaffbar gewesen, heißt es aus dem Rheydter Elisabeth-Krankenhaus. Zum Teil seien aber sehr hohe Preise verlangt worden. „So etwas wird wahrscheinlich nicht wieder vorkommen – selbst wenn die Zahl der zu versorgenden Patienten sogar noch höher werden sollte als im Frühjahr. Wir sind gerüstet“, teilte ein Sprecher des Krankenhauses mit. „Wir haben für alle vorstellbaren Szenarien ausreichend Material.“
Auch das Bethesda-Krankenhaus und die Neuwerker Klinik meldeten auf Anfrage genügend Vorräte und erwarten keine Engpässe. Die Einschätzung in den Kliniken Maria Hilf: „Zu Beginn der Pandemie hatten die Häuser normale Vorräte, der plötzlich und über längere Zeit stark ansteigende Verbrauch konnte für viele Artikel vom Markt dann nicht angemessen bedient werden“, sagte Professor Andreas Lahm, Vorsitzender der Geschäftsführung der Kliniken. „Jetzt haben die Kliniken Maria Hilf für nahezu alle Verbrauchsgüter wie Masken, Kittel und Desinfektionsmittel Vorräte für viele Wochen und Monate. Erstaunliche Ausnahme ist der Massenartikel unsterile medizinische Handschuhe, für die in allen Häusern wieder nur geringe Vorräte bestehen und Lieferengpässe auftreten.“