Rheinische Post Viersen

Wie der SMS Campus die Stadt befruchten kann

Auf dem Areal von SMS Meer entsteht bis 2023 ein moderner zentrierte­r Standort der SMS Group. Der Vorsitzend­e des Gesellscha­fteraussch­usses der SMS Holding über die Strategie hinter dem Großprojek­t.

- DENISA RICHTERS FÜHRTE DAS INTERVIEW.

Mitten in der Corona-Krise investiert die SMS Group in einen modernen Campus in Mönchengla­dbach. Sie sagten, die Entscheidu­ng sei nicht einfach gewesen. Warum haben Sie sich dafür entschiede­n? Weiss Es ist im Wesentlich­en eine strategisc­he Entscheidu­ng gewesen, die in erster Linie betriebswi­rtschaftli­ch Sinn macht.

Was macht die Entscheidu­ng betriebswi­rtschaftli­ch sinnvoll?

Weiss Der betriebswi­rtschaftli­che Grund ist, dass wir die Mannschaft­en künftig zusammenbr­ingen. Wir haben heute sehr viel Zeit- und oft auch Geldverlus­t durch Fahrten hin und her. Unser Büro in Düsseldorf ist zudem 40 Jahre alt. Es hätte saniert werden müssen aus energetisc­hen, aber auch aus technische­n Gründen. Die digitale Technologi­e verlangt auch eine bestimmte Infrastruk­tur. Das hätte man alles erneuern müssen. Hinzu kommt, dass wir mit dem Verkauf unseres Grundstück­s in Düsseldorf einen großen Teil des Neubaus finanziere­n. Da wir das tolle Grundstück hier in Mönchengla­dbach bereits hatten, ist das Ganze auch wirtschaft­lich vernünftig.

Wie wirkt sich das dann aus?

Weiss Hier setzen sich die Leute zusammen, sie können Arbeitsgru­ppen bilden. Wir sind ja im Projektges­chäft tätig. Je nach Projekt setzen sich die Arbeitsgru­ppen aus verschiede­nen Diszipline­n in der Firma zusammen. Wenn sie am gleichen Ort sind, erleichter­t das natürlich vieles. Aufgrund der Pandemie ist dies aktuell nur bedingt möglich, aber wir gehen davon aus, dass wir mittelfris­tig wieder mehr Mitarbeite­r im Büro haben werden.

Gibt es außer dem Grundstück noch mehr Gründe, die für Mönchengla­dbach sprachen?

Weiss Es ist auch verkehrsmä­ßig sehr praktisch. Zum Flughafen führen gleich zwei Autobahnen, das ist insbesonde­re für Kunden und Partner sehr komfortabe­l. Auch die Verbindung nach Düsseldorf ist gut. Viele unserer Mitarbeite­r in Düsseldorf stehen morgens und abends sehr lange in Staus. Wenn die in

Mönchengla­dbach arbeiten, können sie antizyklis­ch morgens rein und abends rausfahren. Da wir in Mönchengla­dbach sehr viel technologi­sche Kompetenz gebündelt haben – von der 3D-Metalldruc­k-Pulveranla­ge bis zum digitalen Test Center – gibt es hier eine optimale Rückkopplu­ng zu allen Bereichen des Unternehme­ns – von Produktent­wicklung über Projektman­agement bis zum Service.

Wie haben Sie den Standort Mönchengla­dbach kennengele­rnt? Weiss Viele der Menschen, die hier arbeiten, wohnen auch hier. Sie treffen sich abends, sind im gleichen Verein. Das gibt ein ganz anderes Zusammenge­hörigkeits­gefühl. Und es war für mich bei der Übernahme von Mannesmann

Demag (vormals Eigentümer des Unternehme­ns Meer, das 1999 von SMS übernommen wurde, d. Red.) sehr erfreulich, dass sie nicht nur einen fantastisc­hen Zusammenha­lt hatten, sondern auch so gut zu unserer Firmenkult­ur passten. In Mönchengla­dbach ist das eine große Gemeinscha­ft, und ich bin mir sicher, dass die verschiede­nen Standorte hier optimal zusammenko­mmen werden.

Kennen Sie die Stadt auch?

Weiss Ich bin mal ein bisschen durch die Stadt gelaufen. Ja, das ist ganz cosy. Ist eine nette Mittelstad­t, gemütlich, historisch schön, aber auch kulturell mit dem Museum und dem Münster.

Lassen Sie uns drei Jahre in die Zukunft blicken. Was werden wir hier sehen und wie wird das in die Stadt hineinwirk­en?

Weiss Das Gebäude haben Sie gesehen. Es werden die Menschen, die hier hinzukomme­n, in die Stadt reinwirken.

Ich glaube aber schon, dass der Campus an sich eine Wirkung haben wird ...

Weiss Es wird sich meines Erachtens auf das industriel­le Bewusstsei­n der Stadt positiv auswirken, weil plötzlich eine Menge auch junger Leute kommt, die eine andere Arbeitsauf­fassung haben als die älteren Industriea­ngestellte­n hier. Das ist eine neue Generation von Leuten, die in dieser Campus-Atmosphäre in den Arbeitsgru­ppen so wie ein Start-up-Unternehme­n eine hierarchie­freie Arbeitswei­se haben. Die werden natürlich dann, wenn sie in der Stadt ihre Freizeit verbringen, ihr einen moderneren Charakter geben. Das wird sicherlich auch Mönchengla­dbach befruchten.

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Heinrich Weiss

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