„Fietsallee“soll erlebbar gemacht werden
Um Touristen etwas zu bieten, soll die Themenroute „Fietsallee am Nordkanal“aufgewertet werden — denn gerade in der Corona-Krise boomt der Radtourismusmarkt. Unter den zwölf beteiligten Kommunen sind Viersen und Nettetal.
KREIS VIERSEN Der Startschuss für das Projekt erfolgte viele Monate vor Beginn der Corona-Krise, erhält durch die Entwicklungen aber ein ganz anderes Gewicht: Die Themenroute „Fietsallee am Nordkanal“, die auch über Viersener und Nettetaler Gebiet führt, soll zu einer touristischen Attraktion aufgewertet werden. „Gerade jetzt boomt der Radreisemarkt“, sagt Projektkoordinatorin Monika Agata-Linke. „Man kann Abstand halten und ist an der frischen Luft.“
Projekt Als erster Schritt erfolgt der- zeit im Rahmen eines EU-Förderprojekts eine Bestandsaufnahme der grenzüberschreitenden Route. Ein Mitarbeiter fährt die insgesamt 100 Kilometer lange Strecke mit dem Fahrrad ab und dokumentiert den Zustand, eine Kamera macht alle fünf Sekunden ein Foto. Dann werde erörtert, was gemacht werden müsse (zum Beispiel Schäden im Radweg beheben), wie die Attraktionen in der Nähe der Route eingebunden werden können und ob es etwa sinnvoll sei, die Strecke an einigen Stellen leicht umzulegen, sagt die Projektkoordinatorin. Ganz am Ende des Entwicklungsprozesses soll eine erlebbare touristische Attraktion stehen. „Mein Traum ist es, dass Napoleon die Besucher in der virtuellen Realität am Kanal entlang führt“, sagt Agata-Linke.
Route Die touristische Radroute folgt dem einst von Napoleon Bonaparte geplanten „Grand Canal du Nord“(Nordkanal). 50 Kilometer liegen auf deutscher, 50 Kilometer auf niederländischer Seite. Im Rahmen der Euroga2002plus wurden die nie vollendete Trasse als euregionale Radroute und Land-Art-Projekt wieder neu in Szene gesetzt. Seitdem sei nichts geschehen, sagt Agata-Linke. Aktuell sei die Route auf beiden Seiten der Grenze aus der öffentlichen Wahrnehmung nahezu verschwunden. Zudem beklagt sie: „Die Niederlande haben das blaue Band auf dem Asphalt nie umgesetzt. Für ein grenzüberschreitendes Projekt bedeutet das einen Geburtsfehler.“
Partner Die Marketing-Gesellschaft Mönchengladbach hat die inhaltliche und administrative Koordinierung des Projekts übernommen. Dazu hat Agata-Linke Vertreter aus den Bereichen Tourismus und
Marketing sowie Stadtplanung der zwölf Anliegerkommunen gewinnen können. Neben Neuss, Kaarst, Korschenbroich, Willich, Mönchengladbach, Viersen, Grefrath, Nettetal, Straelen, Venlo, Peel en Maas und Nederweert engagieren sich der Rhein-Kreis Neuss und der Kreis Viersen für die Attraktivitätssteigerung der Radroute. Ansprechpartner auf niederländischer Seite ist das Routebureau Noord-en Midden-Limburg.
Finanzierung Die Bestandsaufnahme wird zur Hälfte über eine Anteilsfinanzierung der Euregio Rhein-Maas-Nord getragen. Die andere Hälfte der Gesamtkosten in
Höhe von knapp 30.000 Euro liegen bei den zwölf Anliegerkommunen; anteilig und abhängig vom Streckenanteil des jeweiligen Kommunalgebiets, berichtet die Projektkoordinatorin. Allerdings habe der Rhein-Kreis Neuss den Anteil seiner Kommunen komplett übernommen, der Kreis Viersen trage die Kosten seiner Kommunen anteilig. Die Höhe späterer Kosten – etwa für Sanierungen des Radwegs – seien derzeit noch nicht abzusehen, sagt Agata-Linke. Dafür wolle man sich in der nächsten Förderphase der Euregio erneut um Mittel bemühen.
Ziel des Projektes ist ein grenzüberschreitend abgestimmter Maßnahmenkatalog
für eine bautechnisch und digital einheitliche Infrastruktur. Die bislang verbindenden Elemente – rot-weiße Stelen und ein blauer Streifen auf dem Asphalt, Infotafeln und Rastplätze – gibt es bislang nur analog. Doch gerade die Möglichkeiten der Digitalisierung bieten völlig neue Chancen, sagt die Projektkoordinatorin – wie eben die Begleitung eines virtuellen Napoleon, um den Besuchern die Entstehung und Entwicklung des Nordkanals näher zu bringen. Agata-Linke: „Es soll eine attraktive Themenroute auf der Höhe der Zeit werden.“
Sehenswertes an der Strecke Gleichzeitig gelte es für die Projektpartner, die verkehrstechnischen und städtebaulichen Entwicklungen auf Berührungspunkte mit der Routenführung zu untersuchen und neue und alte Geschichten am Wegesrand zu entdecken. Zu den Sehenswürdigkeiten am Rand der Strecke zählen bislang beispielsweise Anatols Steinkreis und die Skulpturensammlung in Viersen und der Kunstweg Hinsbeck in Nettetal.
Beteiligung Um die Bevölkerung in die Planungen zur Qualitätsoffensive einzubeziehen, sollen Ende des Jahres bei einem Workshop Wünsche und Anregungen von ehrenamtlichen Vereinen und Interessensverbänden aufgenommen werden.