Rheinische Post Viersen

Trotz Diabetes: Tanzen bis an die Spitze

Megan Walkowiak ist zweifache Europameis­terin im Hip-Hop und Vize-Weltmeiste­rin in der Kategorie Duo.

- VON BIANCA TREFFER

LOBBERICH An Pokalen mangelt es Megan Walkowiak nicht: Mehrfacher Westdeutsc­her Meister, Norddeutsc­her Meister, Deutscher Meister, Europameis­ter und der Pokal für den Titel Vizeweltme­ister gehören zu den Auszeichnu­ngen, die sie im Hip-Hop, sowohl in den Kategorien Solo wie auch Duo, ertanzt hat. „Hip-Hop ist meine Leidenscha­ft und der Tanz hat mir geholfen, mit meiner Diabetes Typ 1 klar zu kommen“, sagt die 24-Jährige.

Das Tanzen liegt ihr im Blut. Gerade einmal drei Jahre alt, startet sie mit dem Gardetanz, zwei Jahre später kommt Hip-Hop hinzu. Und damit entdeckt sie ihre Leidenscha­ft fürs Leben. Der Hip-Hop lässt sie nicht mehr los. Ihre Mutter Karola Walkowiak gründet den Tanzsportv­erein Nettetal und ruft die Crazy Dance Company ins Leben. Schon in jungen Jahren übernimmt Megan Walkowiak unter Aufsicht das Training von eigenen Gruppen. „Mit 13 Jahren, genau fünf Tage vor einem Turnier, wurde dann bei mir Diabetes Typ 1 festgestel­lt“, erinnert sich die 24-Jährige. Ihre erste Frage war, ob sie weiter tanzen könnte. Sie konnte – aber der Weg war nicht einfach. Die Blutzucker­werte gingen rauf und runter. Um den Leistungss­port Hip-Hop ausführen zu können, müssen die Werte aber stabil sein. Megan Walkowiak ließ sich nicht entmutigen. Sie maß die

Werte, spritzte Insulin – und tanzte.

Mit 18 Jahren erhielt sie ihre erste Insulinpum­pe. Bis dato hatte sie dies immer abgelehnt, da der Schlauch des Geräts beim Tanzen stören wurde. Mit der schlauchfr­eien Variante war dies nicht mehr der Fall. „Die Insulinpum­pe hat vieles einfacher gemacht“, sagt die junge Frau, die an sechs Tagen in der Woche trainiert. Ein bis zwei Stunden sind es mindestens. Wenn es die Zeit neben dem Studium des Internatio­nalen Marketings in Düsseldorf erlaubt, können es auch schon einmal vier Stunden

Training am Tag werden.

Dazu kommt die Teilnahme an den Turnieren in ganz Deutschlan­d und den Nachbarlän­dern: Frankreich, Großbritan­nien, Niederland­e, Belgien. Spanien – die Nettetaler­in kommt rum. Megan Walkowiak tanzt Solo und Duo. Durch ihre Erfolge bei den regionalen Meistersch­aften in beiden Kategorien qualifizie­rte sie sich für die Europameis­terschaft. Das war 2018 auch der Fall. Doch kurz vor der Teilnahme brachte ein Problem mit der Insulinpum­pe sie ins Krankenhau­s.

„Ich war unendlich traurig“, erinnert sie sich.

Doch 2019 erhielt sie ihre Revanche. Bei der Streetdanc­e-Europameis­terschaft der United Dance Organisati­on in den Niederland­en holte sie in beiden Kategorien den Sieg, wobei sie in der Kategorie Duo mit ihrer Schwester Rachel tanzte. „Ich war gerade in der Kategorie Solo geehrt worden, als ich auch schon im Finale der Kategorie Duo antreten musste. Und dann stand ich mit meiner Schwester nochmals auf dem Siegertrep­pchen. Es

war unglaublic­h“, erzählt die Nettetaler­in mit leuchtende­n Augen.

Zweifacher Europameis­ter auf einen Schlag können sich nicht viele nennen. Bei der aktuellen Weltmeiste­rschaft, für die sich Megan Walkowiak ebenfalls qualifizie­rt hatte, kam der Vizeweltme­istertitel im Duo und der siebte Platz im Solo dazu. Wobei die Weltmeiste­rschaft anders als gewohnt stattfand. Alle Tänze wurden von den Teilnehmer­n per Video aufgezeich­net und eingesende­t. Durch ihre ausgezeich­neten Plätze hat sich die 24-Jährige direkt für die nächste Weltmeiste­rschaft qualifizie­rt. „Mein Traum ist es natürlich, einmal im Solo Weltmeiste­rin zu werden“, sagt die junge Frau.

Neben ihrem eigenen Training liegt ihr die Arbeit mit dem Nachwuchs am Herzen. In gleich zwei Gruppen trainiert sie Kinder, Jugendlich­e und junge Erwachsene in der Crazy Dance Company.

 ?? FOTO: TREFFER ?? Megan Walkowiak ist zweifache Europameis­terin im Hip-Hop. Bei der aktuellen Weltmeiste­rschaft errang sie im Duo den Vizeweltme­istertitel, solo erreichte sie den siebten Platz.
FOTO: TREFFER Megan Walkowiak ist zweifache Europameis­terin im Hip-Hop. Bei der aktuellen Weltmeiste­rschaft errang sie im Duo den Vizeweltme­istertitel, solo erreichte sie den siebten Platz.

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