Der Nachlass des Patschel-Autors
Heinrich Malzkorn, Lehrer, Naturschützer und Autor des „Patschel“-Romans, soll nicht vergessen werden. Dafür setzt sich sein Nachlassverwalter René Bongartz ein. Was mit der Sammlung geschehen soll.
BRÜGGEN Der Nachlass des Patschel-Autors Heinrich Malzkorn soll gesammelt und auch öffentlich zugänglich gemacht werden. Für diese Grundsatz-Entscheidung haben sich die Mitglieder des Kulturausschusses in ihrer jüngsten Sitzung einstimmig ausgesprochen. „Konkret sind diese Pläne mit Blick auf die Räumlichkeiten noch nicht“, sagt René Bongartz, der den Nachlass des Schriftstellers aus Born verwaltet. Als einen möglichen Raum kann sich Bongartz das Nebengebäude der Brachter Mühle vorstellen, vielleicht fänden sich aber auch noch andere Räumlichkeiten im Brüggener Zentrum.
Der Nachlass wurde kürzlich deutlich größer, als Elfriede Miltzow starb, die letzte enge Verwandte des Ehepaars Malzkorn. Um das Andenken an Malzkorn zu bewahren kann das Erbe aus Literatur und Einrichtungsgegenständen an die Gemeinde Brüggen übertragen werden. „Darüber hinaus kann ein Gesuch an das Stadtarchiv Mönchengladbach gerichtet werden, das dort befindliche literarische Erbe als Dauerleihgabe nach Brüggen zu geben“, sagt Bongartz. Malzkorn war gebürtiger Mönchengladbacher.
„Ich habe bei der Gemeinde bereits die Einrichtung eines Studierzimmers angeregt, um Arbeiten über die Literatur aus und über Brüggen zu ermöglichen“, sagt der Brachter. Die Einrichtung eines Zimmers solle dazu führen, dass weitere Unterlagen und Gegenstände aus der Bevölkerung wieder an einem Ort zusammengeführt werden.
Heinrich Malzkorn lebte von 1945 bis kurz vor seinem Tod in Born. Über lange Jahre unterrichtete er dort als Volksschullehrer. „Überregional wurde er durch seine schriftstellerischen Werke bekannt, die früh soziale Gerechtigkeit und später den Naturschutz als Schwerpunktthemen hatten“, erklärt René Bongartz. Malzkorns Hauptwerke sind „Der Jäger aus Churpfalz“und der Roman „Patschel“, der das Leben einer Otter-Famile beschreibt.
Im Zusammenhang mit der Neuauflage des Patschel-Romans ergaben sich zahlreiche Kontakte zu Menschen aus Malzkorns Umfeld.
Aus deren Händen gingen Erbstücke in die Hände von René Bongartz. Dazu gehören Bücher, Manuskripte, auch unveröffentlicht, von Malzkorn verlegte Periodika, Berichte aus Zeitungen, Ölgemälde und der Sessel, in dem Malzkorn saß, als er den Patschel-Roman verfasste.
„Malzkorn war in den Nachkriegsjahren Mitglied im Vorstand des Deutschen Naturschutzrings, der Dachorganisation aller Naturschutzverbände Deutschlands“, sagt Bongartz. Er setzte sich intensiv für den Naturschutz ein. So brachte er 1954 den „Hilferuf für Mensch und Erde“in Umlauf. „Dieser Hilferuf richtete sich gegen die Ausweitung des Braunkohletagebaus am Niederrhein, genau das, wogegen ,Fridays for Future’ heute kämpft“, sagt Bongartz, der politisch für Bündnis 90/Die Grünen und aktuell für die Wählergemeinschaft „Wir“im Rat sitzt.
In den 1950er Jahren gründete Malzkorn in Brüggen den Naturschutz-Verlag, in dem er Gedichte, Theaterstücke und seinen Fischotter-Romans Patschel veröffentlichte - und auch die sozialkritische Monatszeitschrift „Das Weltgewissen“.
Bongartz charakterisiert Malzkorn als bescheidenen Menschen, der viele Jahre in einer Fischerhütte am Hariksee lebte. „Nach dem Zweiten Weltkrieg war kaum Wohnraum verfügbar, aber sein Zuhause am See verstärkte seine Bindung zur Natur sehr.“Malzkorn machte sich als Naturschützer einen Namen, als er die Schutzgemeinschaft für Hariksee-Schwalmtal und Nette-Seen gründete. Ihm lag als einem der ersten die Wiederherstellung des Borner Sees am Herzen. Durch seine Naturschilderungen habe er laut Bongartz versucht, besonders die Jugend an die Schöpfung heranzuführen. Er habe am ersten „Tag des Baumes“mit seinen Schülern in der Nähe des Sportplatzes in Born eine Platane gepflanzt, die heute ein stattliches Ausmaß hat.
Kurz zuvor entstand auch sein Tierroman „Patschel – Schicksale einer Fischottersippe“. 70 Jahre später wurde der Roman von Bongartz und dem „Team Patschel“erneut aufgelegt. Der Brachter hatte 2011
aus Interesse an der Heimatkunde Malzkorns Buch mit in den Urlaub genommen und damit begonnen, den in Fraktur geschriebenen Text aus der Originalausgabe abzuschreiben. 2012 versuchte Bongartz, Angehörige des 1980 verstorbenen Autors zu finden – zunächst vergeblich. In zwei alten Artikeln aus der Rheinischen Post fand er Informationen zu Elfriede Miltzow, die 2008 an der Einweihung des Patschelbrunnens in Born teilnahm. Die damals 84-Jährige war die Schwester von Ilse Miltzow-Malzkorn, der Ehefrau von Heinrich Malzkorn.
Damit eine Neuauflage des „Patschel“-Romans möglich war, übertrug die Schwester die Verwertungsrechte an dem Buch über René Bongartz an die Gemeinde Brüggen. Eine Urkunde überreichte Bongartz an Bürgermeister Frank Gellen (CDU). Viele Menschen trugen Fotos von Gebäuden, Landschaften, Tieren und Gemälden, die in der Neuauflage enthalten sind, zusammen. „Malzkorn schrieb das Buch 1947, die Geschichte spielt aber ab dem Jahr 1929. Rund 160 kleine Bilder, die die Natur und das Leben um die Jahre 1929 bis 1932 erklären, haben den ursprünglichen Text ergänzt“, sagt Bongartz. In der Mitte jeder Buch-Seite von 2019 steht ein Bild mit Erklärungen. „Malzkorn konnte mit Worten malen, er war ein Künstler. Wie er mit Worten vor dem inneren Auge das Schwalmtal der damaligen Zeit auferstehen lässt, zeugt von großer Genialität“, sagt der Brachter begeistert.